Kauf von Precision Castparts:Buffetts größter Deal

Lesezeit: 3 min

Warren Buffett kauft ein, für knapp 34 Milliarden Euro. (Foto: Larry W. Smith/dpa)

US-Starinvestor Warren Buffett, "das Orakel von Omaha" oder der "Mozart der Finanzwelt", kauft günstig, was später wertvoll wird. Seine bisher teuerste Übernahme überrascht.

Von Katrin Langhans, Omaha

Schon als Kind wusste Warren Buffett, wie man Geschäfte macht: Als er sechs Jahre alt war, kaufte er eine Sechserpackung Coca-Cola für 25 Cent und verkaufte jede Flasche für fünf Cent weiter an seine Mitschüler -pro Träger verdiente er so fünf Cent. Ende der 80er Jahre dann investierte Buffett, der heute drittreichster Mann der Welt, selbst in Coca-Cola. Viele an der Wall Street hielten den Investor, der mehr als eine Milliarde Cola-Aktien kaufte, für verrückt. Zu unrecht, wie sich später herausstellen sollte, denn Coca-Cola erwies sich als Goldesel.

Heute halten die meisten Buffett, der immerhin bald 85 wird, für ein Genie, für "das Orakel von Omaha" oder den "Mozart der Finanzwelt". Fest steht: Buffett versteht es seit Jahrzehnten wie kaum ein anderer, unterbewerte Firmen zu erkennen, die eine überproportionale Wertesteigerung versprechen. Seine Investmentfirma Berkshire Hathaway, beteiligt sich derzeit an 80 Firmen, darunter sind auch große Unternehmen wie IBM, American Express, Procter & Gamble, Wells Fargo und auch Heinz Ketchup.

Er will so viel Geld ausgeben wie noch nie: 37,2 Milliarden Dollar

Am Montag wurde bekannt, dass Buffett den Industriekonzern Precision Castparts Corp (PCC) für 37,2 Milliarden Dollar kaufen wird. Das ist etwas mehr als die Hälfte des Bargeldes, das Berkshire Hathaway auf der hohen Kante liegen hat. Nie zuvor hat Buffett eine so hohe Summe investiert. Sein größter Zukauf war die Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe vor fünf Jahren. Damals hatte Buffett für die 77,4 Prozent, die er zuvor noch nicht besaß, 26,5 Milliarden Dollar investiert.

Jetzt nimmt Buffett also noch mehr Geld in die Hand, und zwar für eine Firma, bei der er bisher mit etwa drei Prozent schon größter Aktionär war: Precision Castparts. Das Unternehmen stellt Teile für die Flugzeugbauer Boeing und Airbus und für Energiefirmen her. Die Firma teilte mit, dass Berkshire Hathaway 235 Dollar je Aktie biete, was einem Aufschlag von gut 21 Prozent im Vergleich zum Schlusskurs vom vergangenen Wochenende entspricht. Im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr erwirtschaftete das Unternehmen bei einem Umsatz von zehn Milliarden Dollar einen Gewinn von 1,53 Milliarden Dollar. Seit Juni 2014 hat die Aktie fast ein Drittel an Wert verloren. Zuletzt hatte der PCC-Chef Mark Donegan über das schwierige Geschäftsumfeld in der Öl- und Gasindustrie geklagt, viele Kunden hielten sich angesichts der stark fallenden Ölpreise mit Investitionen zurück. Buffett scheint das nicht zu entmutigen: "Wenn man die Chance erhält, eine wunderbare Firma zu kaufen, dann gibt es immer einen Grund, und vielleicht hat uns diesmal der Rückgang der Öl- und Gaspreise geholfen", sagte Buffett dem Sender CNBC. "Damit sagen wir die Elefantenjagd in den kommenden zwölf Monaten ab". In kleinere Unternehmen wolle er aber weiter investieren.

Seine Aktionärsversammlung nennt er "Woodstock des Kapitalismus"

Buffett ist bekannt dafür, dass er sich langfristig an Unternehmen beteiligt, die er zuvor intensiv beobachtet hat. Dabei verfährt er nach dem Konzept des "Value Investing". Er versucht günstig zu kaufen, was auf lange Sicht wertvoll zu sein verspricht, heute aber billig zu haben ist. Bisher war Buffets Kerngeschäft vor allem das Versicherungsgeschäft, mit seinen Investitionen in Transport und Luftfahrt, wendet er sich neuen Industriezweigen zu. Viele verehren Buffett aber nicht nur wegen seines scharfen Analytik, sondern auch als Menschen, der Ethik hochhält. Buffett ist zwar ein knallharter Verhandler, aber er macht auch mal einen Witz, ist ein Kumpeltyp. Seine Aktionärsversammlung, die jedes Jahr Anfang Mai in Omaha stattfindet hat Buffett selbst mal "Woodstock des Kapitalismus" genannt. 40 000 Anteilseigner kamen dieses Jahr nach Nebraska, um ihr Idol zu feiern.

Buffett ist beliebt, weil er nicht groß hausieren geht mit seinem Reichtum. Er lebt seit Jahrzehnten in dem verhältnismäßig einfachen Einfamilienhaus in Omaha und sein Vermögen will er gemeinnützigen Stiftungen vererben. Einen großen Teil hat er vor Jahren schon der Bill & Melinda Gates Foundation vermacht, die armen Menschen weltweit mit Umwelt- und Sozialprojekten hilft.

Zuletzt geriet Buffett in die Schlagzeilen, weil sein Gewinn im zweiten Geschäftsquartal dieses Jahres um 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken war, auf vier Milliarden Dollar, das sind umgerechnet 3,6 Milliarden Euro. Verantwortlich dafür waren schwächere Ergebnisse der Versicherungen. Der amerikanischen Autoversicherungsriese Geico etwa musste deutlich gestiegene Haftungsansprüche bedienen. Der Gewinn in der Versicherungssparte ging insgesamt um fast 40 Prozent auf etwa 939 Millionen Dollar zurück. Auch mit den Investitionen an den Finanzmärkten hatte Buffett diesmal weniger Glück. Seinem Erfolg oder seinen Fans wird das aber wohl nur wenig abtun. Buffett hat es allein in den vergangenen zehn Jahren geschafft, den Umsatz von Berkshire Hathaway zu verdoppeln.

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: