Portrait Alexander Stuhlmann:Der Neue, der mal wieder die WestLB retten soll

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Keiner hatte Alexander Stuhlmann auf der Liste der potenziellen WestLB-Chefs. Dabei passt der frisch inthronisierte Hanseat gut: Er gilt als idealer Supervisor für verunsicherte Mitarbeiter.

Caspar Dohmen

Die Prozedur erinnert an den Film "Und täglich grüßt das Murmeltier", in dem Phil Connors immer den gleichen Tag erlebt. Wiederkehrend scheinen auch bei der WestLB die Tage zu sein, an denen Manager, die die Bank aus einer ihrer Krisen führen sollen, vom Aufsichtsratschef mit Vorschusslorbeeren präsentiert werden.

So war es mit Jürgen Sengera, der ein neues Geschäftsmodell finden sollte. So war es, als Thomas Fischer das Kommando übernahm. Beide Manager jagten die Eigentümer - Sparkassen, Kommunen und das Land Nordrhein-Westfalen - später weg, nachdem die Finanzaufsicht dem Management gravierende Fehler attestiert hatte.

Nun soll es Alexander Stuhlmann richten. Gelassen wirkte der Hanseat, als er sich neben Rolf Gerlach auf das Podium setzte.

Aus dem Ruhestand gerissen

Der Aufsichtsratschef hatte den ehemaligen HSH-Nordbank-Chef am Montag aus seinem Ruhestand gerissen, ihm den Job des WestLB-Feuerwehrmanns angeboten. Drei Tage später präsentierte sich Stuhlmann als frisch gewählter Vorstandschef.

Über Stuhlmann redeten die anwesenden Aufsichtsratsmitglieder gerne, über die Ursachen der Millionenverluste durch Fehlspekulationen mit VW-Aktien und den Rauswurf Fischers sowie des Risikovorstands Matthijs van den Adel schwiegen sie beharrlich.

Stattdessen hörte man die altbekannte Formulierung. "Wir haben genau den richtigen Mann gefunden", sagte Gerlach über Stuhlmann. Über den sechs Herren auf dem Podium projizierte die Regie in blauem Schriftzug den Spruch "Bank der neuen Antworten".

Wie diese aussehen sollen, darüber schweigen sie. Nur so viel verraten sie: Die Bank wolle mitspielen, wenn es zum Finale der Landesbanken-Konsolidierung kommt.

Makellose Bilanz

Stuhlmanns Bankbilanz ist makellos. Er managte die Fusion der Landesbanken Schleswig-Holstein und Hamburg geräuschlos. Umso überraschender kam sein Rückzug. Heftig wies Stuhlmann den Verdacht zurück, er sei wegen Insidergeschäften bei einem Hauskauf zurückgetreten. In der Tat wurde das Verfahren später eingestellt.

Er wolle stärker über seine Zeit bestimmen, sagte Stuhlmann und kündigte an, er werde gewiss kein Rentnerdasein führen. Doch auf der Liste der potentiellen WestLB-Chefs hatte ihn zunächst niemand.

Dabei passt er gut. So betonte er selbst, er habe keine persönlichen Karriereambitionen mehr. Somit dürfte Stuhlmann leichten Herzens gehen, sollte sich die Bank mit einem Partner zusammentun.

Idealer Supervisor

Zudem gilt Stuhlmann als idealer Supervisor für die verunsicherten Mitarbeiter, von denen sich einige angesichts der erneuten Krise ebenfalls als Darsteller des Murmeltier-Films fühlen könnten.

Stuhlmann ist konsensorientiert, kein Mann für schmerzliche Einschnitte. Den wohl unausweichlichen Arbeitsplatzabbau dürften erst seine Nachfolger durchführen, vielleicht die Manager der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Für Fusionsgespräche gilt der besonnene Stuhlmann als Traumbesetzung. Dass er bei der WestLB dereinst zum Abschied gedrängt wird, ist unwahrscheinlich. Schließlich will er schon bald freiwillig gehen, er spricht selbst von sich als Übergangslösung. Klingt wie ein neues Drehbuch der WestLB.

© SZ vom 28.07.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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