Porsche vergrößert Einfluss bei VW:Piëchs trickreiche Strategie

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Der Porsche-Patriarch hat nur ein Ziel: die endgültige Macht seines Clans im VW-Konzern. Mit seiner Herr-im-Haus-Attitüde könnte der Österreicher aber den jüngsten Sanierungserfolg gefährden.

Karl-Heinz Büschemann

Es klingt gut, wenn ein Kleiner einen Großen rettet. Das bringt Aufmerksamkeit. So findet es auch Beachtung, wenn der Sportwagen-Hersteller Porsche beim 15mal größeren Volkswagen-Konzern die Macht übernimmt - und das auch noch aus angeblich edlen Motiven.

Die Beteiligungsstruktur des VW-Konzerns ist inzwischen kompliziert. Die Fäden hat vor allem Ferdinand Piëch in der Hand. (Foto: Grafik: sueddeutsche.de)

Porsche und sein mächtiger Gesellschafter Ferdinand Piëch gebärden sich als Retter von VW. Mit dem Einstieg, so heißt es, verhindere Porsche, dass sich böse Hedge Fonds an Europas größtem Autohersteller beteiligen, nach Heuschreckenart über das Unternehmen herfallen und es zugrunde richten.

Anhängern dieser These sei entgegengehalten, dass der VW-Konzern solcher Hilfe nicht bedarf, auch wenn er noch immer in Schwierigkeiten steckt und zu wenig verdient.

Konsequente Sanierung hebt den Aktienkurs

Der Konzern hat 2006 bewiesen, dass eine konsequente Sanierung das Ergebnis verbessert und den Aktienkurs hebt, sodass es für Investment-Fonds uninteressant wird, sich einzukaufen.

Nein, die Motive von Ferdinand Piëch, den Volkswagen-Konzern, den er von 1993 bis 2002 als Chef führte und wo er heute noch den Aufsichtsrat leitet, unter seine Regie zu bekommen, sind stark persönlicher Natur.

Der Enkel des Käfer-Erfinders Ferdinand Porsche und mehrfache Milliardär hat den Ehrgeiz, VW unter die Herrschaft der Porsche-Piëch-Familie zu bekommen.

"Pathologische Züge"

Dazu belebt der 69-jährige Österreicher, dem die VW-Führungskräfte einst ,,pathologische Züge'' vorwarfen, die Prinzipien der alten und gefürchteten Deutschland AG wieder, in der sich Manager, Gewerkschaften und Politiker zum Schutz eines Unternehmens vor Übernahme zu einer unheiligen Allianz zusammenschließen, die ihnen ein ruhiges Leben erlaubt, das aber zu Lasten der Aktionäre geht und am Ende auch der Arbeitsplätze.

Gemeinsam mit Niedersachsen, das an VW knapp 20 Prozent hält, kann der Porsche-Patriarch bei VW jetzt endlich tun, was er will. Schon zuvor hatte sich Piëch die Unterstützung der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat gesichert, indem er der Belegschaft umfangreiche Zugeständnisse machte und um die Jahreswende den bei den Gewerkschaften ungeliebten Sanierer Wolfgang Bernhard sowie seinen Mentor, den Unternehmenschef Bernd Pischetsrieder, feuerte. Seitdem gibt es bei VW niemanden mehr, der Piëch widersprechen würde.

Fachleute berichten, dass Piëch viele Spar-Entscheidungen der vergangenen Jahre revidierte. Unter seiner Regie werden die Autos wieder aufwendiger produziert. Piëch ist auf dem besten Wege, mit seiner Herr-im-Haus-Attitüde den jüngsten Sanierungserfolg zu gefährden.

Von erschreckender Konsequenz

Sein Spiel mit Volkswagen und seinen 320.000 Beschäftigten ist atemberaubend und von erschreckender Konsequenz. Geschickt und selbstherrlich hebelt er auf seinem Weg zur Macht bei VW auch gleich noch das Gesetz aus.

Porsche hatte sich zunächst mit 27,7 Prozent bei VW eingekauft. Weil der Aufkäufer jetzt knapp über die 30 Prozent-Marke gehen will, muss er nach einschlägigem Recht den restlichen VW-Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Mit dieser sinnvollen Regelung soll verhindert werden, dass ein starker Minderheitsaktionär ein Unternehmen als Geisel nehmen und mit seiner starken Position die Strategie eines Mehrheitsaktionärs zerstören kann.

Kein Interesse an völliger Übernahme

Die Piëch-Porsche-Strategie bei VW enttarnt sich als trickreich, weil die Stuttgarter selbst sagen, sie hätten gar kein Interesse an der völligen Übernahme von VW. Wozu auch? Die würde an die 30 Milliarden Euro kosten.

Warum soll Piëch das tun, wenn er die VW-Herrschaft billiger haben kann. Also macht er den VW-Aktionären ein Angebot, das so lächerlich niedrig ist, dass niemand es annehmen wird.

Nach diesem geschickten Rezept führt er den Wolfsburger Konzern mit minimalem Einsatz und maximalem Einfluss. Dass das Wolfsburger Unternehmen weiterhin zu knapp 70 Prozent in den Händen freier Aktionäre liegt, interessiert ihn offenbar nicht.

© SZ vom 27.03.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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