Porsche und VW:Wiedekings Gegenplan

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Porsche-Chef Wiedeking will sich im Machtkampf um Porsche und VW behaupten. Dabei sollen ihm das Land Niedersachsen und das Scheichtum Katar helfen.

Karl-Heinz Büschemann

Die neueste Version im lang anhaltenden Übernahmestreit zwischen Porsche und VW ist die Idee von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, Porsche und Volkswagen zu fusionieren. Dem Plan zufolge, den Wiedeking nach Informationen aus gut informierten Kreisen gemeinsam mit seinem Finanzchef Holger Härter erarbeitet hat, würde zur VW-Übernahme durch Porsche eine Holding gegründet, an der neben dem Sportwagenhersteller auch das Land Niedersachsen beteiligt werden soll, das 20 Prozent an Volkswagen hält und damit in dem Konzern eine gesetzlich zugesicherte Sperrminorität hält.

Macht in Gefahr: Porsche-Chef Wiedeking wehrt sich gegen seinen mächtigen Rivalen Ferdinand Piëch. (Foto: Foto: AP)

Zudem soll ein weiterer Investor beteiligt werden. Im Gespräch ist das Scheichtum Katar, hatte der Spiegel berichtet. Es seien aber auch andere Investoren als Interessenten an Porsche herangetreten, heißt es bei Porsche. Mit dieser Kapitalzufuhr sollen die drückenden Schulden von Porsche von 16 Milliarden Euro verringert werden. Das Hamburger Magazin hatte berichtet, dem Sportwagenhersteller drohten wegen der riskanten Finanzgeschäfte zur Porsche-Übernahme noch Risiken in Milliardenhöhe.

Mit seinem Plan will Wiedeking seinen Einfluss in dem erweiterten Konzern sichern und die Beherrschung von Volkswagen durch Porsche sicherstellen. Porsche hatte im Herbst 2005 begonnen, VW-Aktien zu kaufen und hatte sich mit dem Kauf der Anteile von etwas knapp 51 Prozent der Anteile aber so verschuldet, dass der kleine Hersteller von Sportwagen in der Finanzkrise unter der Last der Verbindlichkeiten zusammenbrechen könnte.

Das brachte Wiedekings alten Gegenspieler, den Volkswagen-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch erneut auf den Plan. Der 72jährige ist als Erbe des Porsche-Gründers Ferdinand Porsche zugleich Miteigentümer der Sportwagenfirma, an der er etwa 13 Prozent der Anteile hält. Doch angesichts der hohen Verbindlichkeiten bei Porsche stellt sich der Porsche-Erbe, der von 1993 bis 2002 Vorstandschef von Volkswagen war und der heute bei VW dem Kontrollgremium vorsteht, gegen seine Vettern, die mit Wiedeking die Übernahme von VW planen.

Piëch hatte seinen Verwandten im Porsche-Gesellschafterkreis schon im April den Plan präsentiert, die bisherige Frontstellung umzudrehen: Er plant den Kauf von Porsche durch VW für elf Milliarden Euro. Damit wäre die Porsche-Holding ihre Schulden los und dem Porsche-Clan würde die Hälfte des größten europäischen Autokonzerns VW gehören.

Porsche wäre nur noch eine Konzernmarke von Volkswagen. Das wäre das auch das Ende des Porsche-Chefs Wiedeking, den Piëch schon lange als Chef der Sportwagenfirma loswerden würde. Wiedeking hat sich bei VW mit unbedachten Äußerungen etliche Feinde gemacht. Doch der Aufsichtsratsvorsitzende von Porsche, Piëchs Vetter Wolfgang Porsche, erteilte dem Vorhaben am Wochenende offiziell eine Absage: "Die Porsche AG wird nicht an Volkswagen verkauft."

Voraussetzung für Wiedekings Gegenplan wäre jedoch, dass sich Porsche und Niedersachsen auf ein gemeinsames Vorgehen einigen könnten. Niedersachsen war bisher nicht bereit, zu Gunsten von Porsche auf sein Vetorecht bei Volkswagen zu verzichten, das im VW-Gesetz festgelegt ist. Dieser Schritt wäre aber die Voraussetzung dafür, dass Porsche bei Volkswagen einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag durchsetzen könnte. Der würde es Porsche erlauben, weitere VW-Anteile zu erwerben und an die Kasse des Wolfsburger Konzerns heranzukommen, in der liquide Mittel von neun Milliarden Euro liegen. Ohne den Segen Niedersachsens könnte Wiedeking zudem keine Entscheidung gegen das Bundesland durchsetzen.

Mit Niedersachsen sei eine Einigung denkbar, heißt es in Industriekreisen. Dort heißt es auch, Wiedeking habe von den Eigentümer-Familien Porsche und Piëch den Auftrag erhalten, dieses Konzept zu erarbeiten. Von der Landesregierung war am Sonntag jedoch keine Stellungnahme zu bekommen.

© SZ vom 04.05.2009/cmat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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