Porsche und Volkswagen:Showdown in Salzburg

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Für Wendelin Wiedeking geht es ums berufliche Überleben: Der Piëch-Porsche-Clan streitet über die Zukunft von Porsche und VW - und damit auch über das Schicksal des Sportwagenchefs.

Für den einst vom Erfolg verwöhnten Porsche-Chef Wendelin Wiedeking könnte es die letzte Chance sein. Im österreichischen Salzburg schmieden die Familien Porsche und Piëch ein Zukunftskonzept für Porsche und Volkswagen. Sollte Wiedeking mit seinem Konzept von einer Fusion der beiden Autohersteller am Widerstand der Eigner scheitern, wäre er wohl als Porsche-Chef nicht mehr haltbar.

Für Porsche-Chef Wendelin Wiedeking steht viel auf dem Spiel. Scheitert er mit dem Vorschlag einer Fusion von VW und Porsche, ist er wohl als Porsche-Chef nicht mehr zu halten. (Foto: Foto: AP)

Bei dem Treffen der Clans geht es vor allem um eine Frage: Wie kann Porsche von seiner gigantischen Schuldenlast befreit werden?

Zur Debatte stehen eine Fusion der Sportwagenschmiede mit Europas größtem Autobauer oder ein Verkauf der Porsche AG an Volkswagen.

In Stuttgart hieß es vor Beginn des Treffens, der Zusammenschluss der beiden Autokonzerne sei die wahrscheinlichere Lösung. Das Ergebnis der Familienklausur galt aber als offen.

Die Last der Schulden

Porsche kämpft nach der Aufstockung seiner Anteile an VW auf knapp 51 Prozent mit einer Verschuldung von rund zehn Milliarden Euro. Das hat auch den ursprünglichen Plan durcheinandergebracht, wonach Porsche seinen Anteil an VW noch in diesem Jahr auf 75 Prozent ausbauen und das Ruder in Wolfsburg übernehmen wollte.

Das Land Niedersachsen, das mit seiner Sperrminorität an Europas größtem Autokonzern der Satzung und dem VW-Gesetz zufolge ein wichtiges Wort bei der Lösung mitreden kann, erklärte unmittelbar vor Beginn des Treffens, die Landesregierung in Hannover erwarte, dass dort festgelegt werde, "wer an uns herantritt und wer mit uns verhandelt." Es gehe dem Land vor allem um die Arbeitsplätze und eine positive wirtschaftliche Entwicklung des Autobauers, sagte ein Regierungssprecher.

Betriebsrat möchte mitreden

Der VW-Betriebsrat pocht ebenfalls auf Mitsprache. "Wer immer etwas von Volkswagen will, der kommt an den Belegschaften nicht vorbei", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh. Und er fügte hinzu: "Mit uns wird es generell keine Entscheidungen geben, die schlecht sind für unseren Konzern, die deutsche Mitbestimmung, das VW-Gesetz und damit für die mehr als 360.000 Beschäftigten. Alle Entscheidungen über Volkswagen fallen letztendlich in Wolfsburg."

Bei dem Treffen in Salzburg sollten Wiedeking und Porsche-Finanzvorstand Holger Härter dem engsten Familienkreis um Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche und VW- Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch ihren Entschuldungs-Plan präsentieren.

Demnach soll Porsche mit VW fusionieren. Das dringend benötigte frische Geld soll den Plänen zufolge über eine Kapitalerhöhung beschafft werden. Dabei sollen die Familien mehrere Milliarden Euro aus ihrem Vermögen zuschießen. Außerdem soll ein neuer Investor einsteigen, der neben der Familie und dem Land Niedersachsen zum dritten VW-Großaktionär wird. Interessenten gibt es dem Vernehmen nach genug - darunter auch das Emirat Katar.

VW-Aufsichtsratschef Piëch bevorzugt dagegen offenbar eine Lösung, die VW-Chef Martin Winterkorn und Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch erarbeitet haben sollen. Demnach soll der VW-Konzern das Autogeschäft von Porsche kaufen. Mit dem Erlös könnte die Porsche Holding ihre Schulden tilgen. An der Spitze der neuen Gesellschaft hätten dann wohl VW-Manager das Sagen und Porsche wäre eine von vielen Marken im VW-Konzern. Piëchs Vetter Wolfgang Porsche hat diesen Vorschlag aber bereits zurückgewiesen: "Die Porsche AG wird nicht an VW verkauft", verlautete aus Stuttgart-Zuffenhausen.

Auch Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück wandte sich am Mittwoch im Fernsehsender N-TV gegen einen Verkauf. Die Belegschaft sei "sehr irritiert, was hier im Moment diskutiert wird". Er forderte von den Eignerfamilien des Sportwagenbauers eine Kapitalerhöhung zur Bewältigung der milliardenschweren Schuldenlast.

"Es wird Zeit, dass auch die Familie Porsche und Piëch Kapitalerhöhungen machen, um die Schulden auszugleichen." Zwischen den Porsche-Eignern gibt es dem Vernehmen nach eine Vereinbarung, dass wichtige Entscheidungen immer einvernehmlich getroffen werden. Zum engeren Familienkreis zählen auch Wolfgang Porsches Bruder Hans-Peter, sein Neffe Ferdinand Oliver und Piëchs Bruder Hans Michel. Sie alle sitzen auch im Porsche SE Aufsichtsrat.

© sueddeutsche.de/dpa/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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