Porsche und Volkswagen:Einig? Nie und nimmer!

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Von wegen Durchbruch: Über die Porsche-Zukunft ist noch nicht entschieden. Erneute Spekulationen über eine Ablösung von Porsche-Chef Wiedeking dementierte Betriebsratschef Hück mehrmals vehement.

Zitter- oder Hängepartie? Die Zukunft des angezählten Sportwagenherstellers Porsche bleibt offen, das Unternehmen hat eine Einigung der Eigentümerfamilien dementiert. "Uns sind keine Informationen über eine Einigung bekannt", sagte ein Konzernsprecher in Stuttgart. Auch erneute Spekulationen über eine Ablösung von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking seien falsch. "Wiedeking ist im Amt und bleibt im Amt".

Ferdinand Piëch und Wendelin Wiedeking - wer setzt sich durch? (Foto: Montage: sueddeutsche.de, Fotos: dpa, AP)

Die Financial Times Deutschland hatte ohne Angaben von Quellen berichtet, das seit Monaten andauernde zähe Ringen um die Zukunft der Autohersteller Volkswagen und Porsche sei so gut wie entschieden.

Die Porsche-Eigner hätten sich grundsätzlich auf ein Modell für einen integrierten Konzern geeinigt. Demnach soll VW rund 49 Prozent am Sportwagenhersteller erhalten. Ein formaler Beschluss fehle aber noch, schränkte die Zeitung ein. Das integrierte Modell - Porsche wird zehnte Marke im VW-Konzern - entspricht den Plänen des VW-Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch, der zugleich Miteigentümer von Porsche ist.

Preisfrage: Wer gewinnt?

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wäre bei dieser Lösung mit dem Versuch gescheitert, die Macht bei VW zu übernehmen. Der FTD zufolge bereitet sich der Manager deshalb bereits auf seinen Rückzug vor. Er habe bereits einen renommierten Arbeitsrechtler als Berater engagiert, heiß es. Ein Porsche-Sprecher dementierte jedoch die Verpflichtung.

Porsche hatte bereits am Mittwoch einen Bericht dementiert, wonach Porsche-Chef Wiedeking in Kürze abgelöst werde. An dem Bericht der Wirtschaftswoche sei "nichts dran", sagte der Sprecher.

Der Sportwagenhersteller will über eine Kapitalerhöhung mit Hilfe der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch Geld in die leere Kassen spülen und hofft auf einen Einstieg des Emirats Katar.

Die Araber wären damit neben den Familien sowie dem Land Niedersachsen zur dritte Machtfaktor im integrierten VW-Porsche-Konzern.

Katar soll Bankenkreisen zufolge sieben Milliarden Euro für den Kauf von Stammaktien und VW-Optionen bieten. Der Schuldenberg von Porsche beträgt mittlerweile rund zehn Milliarden Euro.

Am Donnerstagabend wird es dann bei der Feier zum 100-jährigen Bestehen von Audi zu einem Aufeinandertreffen der Protagonisten im Machtkampf zwischen Porsche und Volkswagen kommen. In Ingolstadt werden VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, Porsche-Chef Wiedeking und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) erwartet.

Hück: "Familiengesellschafter stehen bei mir im Wort"

Rückendeckung erhielt Wiedeking von seinem Betriebsrat Uwe Hück, der auch stellvertretender Porsche-Aufsichtsratschef ist. Hück betonte, dass die Familiengesellschafter des Sportwagenherstellers über die Zukunft des Unternehmens nicht im Alleingang entscheiden wollten: "Hans Michel Piech und Wolfgang Porsche haben mir das Wort gegeben, dass es keine Entscheidung der Familien gibt, ohne dass wir das im Aufsichtsrat diskutiert haben", sagte Hück.

Erst bei der Aufsichtsratssitzung am 23. Juli soll darüber diskutiert werden, ob der hoch verschuldete Sportwagenhersteller sein Autogeschäft zu knapp der Hälfte an VW verkauft oder Katar Anteile übernimmt. Der Betriebsratschef wollte sich jedoch nicht festlegen, ob bei dem Treffen des Kontrollgremiums überhaupt die endgültige Entscheidung in dem Machtkampf zwischen dem Sportwagenbauer und Volkswagen getroffen wird.

Hück, Konzernbetriebsratschef der Porsche AG, gilt als langjähriger Vertrauter Wiedekings.

Bereits am Mittwochabend hatte Hück Berichte über einen bevorstehenden Abgang des Porsche-Vorstandschefs zurückgewiesen. Davon wüssten weder er noch Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche noch Gremiumsmitglied Hans Michel Piech oder VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh, sagte Hück im ZDF.

Der Vorstandschef werde bei Porsche so lange im Amt bleiben, wie sein Vertrag laufe, bis 2012, betonte Hück.

Kompromiss des Patriarchen

Aus dem Umfeld von VW verlautete, wenn Wiedeking gehe, sei Konzern-Patriarch Piëch womöglich bereit, seinen Widerstand gegen das Emirat Katar als neuen Investor aufzugeben. Bislang will Piëch Porsche mit der prallen VW-Kasse teilweise übernehmen und damit seine Macht in Wolfsburg ausbauen.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) sprach sich in der Stuttgarter Zeitung für eine vertiefte Zusammenarbeit von Porsche und VW aus. "Ein integrierter Konzern ist das richtige Ziel", sagte Oettinger.

"Bei aller Exzellenz zu klein"

Das Unternehmen Porsche sei bei aller Exzellenz zu klein, um in Forschung und Entwicklung vorne zu bleiben. Porsche allein baue nicht die erforderlichen Stückzahlen. Zugleich wandte sich Oettinger gegen das "Kriegsgeschrei" in der Diskussion über einen Zusammenschluss von Porsche und VW. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) überziehe "in seiner Kommentierung handelnder Personen", tadelte Oettinger seinen Parteifreund.

Kritik für seine Rolle im Machtkampf zwischen Porsche und VW erntete Wulff auch von den Grünen. Der Landtagsabgeordnete Enno Hagenah sagte, es diene den Interessen Niedersachsens nicht, wenn sich Wulff in den "persönlichen Boxring" zu Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück geselle und wild mit seinen Fäusten um sich schlage.

Ziel müsse eine belastbare und dauerhafte Partnerschaft zwischen VW und Porsche sein. Hück hatte kritisiert, Wulff wolle Porsche kaputtmachen. Ein Wulff-Sprecher hatte dies scharf zurückgewiesen. Hück fürchte offenbar um Privilegien.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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