Porsche:Der Verständnisvolle

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Uwe Hück am Dienstag vor dem Porsche Stammwerk. (Foto: Annika Grah/dpa)

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück ist wütend - aber nicht wegen der reichen Eigentümer, sondern wegen eines mickrigen Angebots.

Von Max Hägler, Stuttgart

Uwe Hück hat das passende Outfit für diesen Auftritt gewählt. Dunkle Lederjacke und um den Hals einen roten Gewerkschaftsschal. Der Betriebsratschef des Autobauers Porsche gibt sich schlecht gelaunt an diesem Dienstagvormittag, und zwar so richtig: "Ich reg mich auf", ruft er vom Lastwagen, den er vor den Toren des Werks in Zuffenhausen aufstellen ließ.

Er regt sich auf über das in seinen Augen mickrige Angebot der Metallarbeitergeber im Tarifstreit. Und er regt sich auf über einen vielleicht drohenden Sparkurs bei Porsche. Der Sportwagenbauer fährt zwar hohe Gewinne ein - ist aber Tochter des VW-Konzerns, der tief in der Abgaskrise steckt und Verluste schreibt. Wollen die Ober-Chefs in Wolfsburg nun deswegen vielleicht an den Porsche-Speck? Hück macht sich offensichtlich Sorgen: Die versprochenen zwei Milliarden Euro Investitionen etwa in das Elektro-Auto Mission E müssten unverändert fließen: "Sollte irgendwer außerhalb von Baden-Württemberg auch nur darüber nachdenken, unsere Investitionen zu verschieben oder zu kürzen, dann gibt es Krach", ruft Hück.

Allerdings fehlt eines bei dieser Demo: Hück nimmt auf der Bühne weder Stellung zu den Boni des Volkswagen-Managements, noch kommentiert er die merkwürdige Volte der Volkswagen-Mehrheitseigentümer am Vortag. Die sind vereinigt bei der Porsche SE Holding (PSE), die wiederum bestimmt wird von den Familien Porsche und Piëch. Und der PSE-Aufsichtsrat unter Führung von Wolfgang Porsche warf gerade den Dividendenvorschlag des eigenen Vorstands über den Haufen: Statt der eigentlich geplanten 20 Cent soll nun ein Euro pro Aktie ausgeschüttet werden. Insgesamt 308 Millionen Euro für die Familien und die anderen Aktionäre - zu zahlen überwiegend aus den PSE-Rücklagen, weil von VW derzeit fast nichts zufließt. Ein merkwürdiges Gebaren in Zeiten der Krise: Wäre nicht ein Zeichen der Zurückhaltung statthaft? Nein, sagt Hück nach der Demo, als die Uwe-Rufe der 3000 Teilnehmer verklungen sind. Es gehe darum, ein Zeichen der Zukunftsfähigkeit zu senden, argumentiert der Arbeiterführer, der auch stellvertretender PSE-Aufsichtsratschef ist: VW werde in kürzester Zeit wieder auf die Erfolgsspur kommen. "Das ist meine Überzeugung." Eine mickrige 20-Cent-Dividende würde daran jedoch Zweifel säen. Und nein, es gehe nicht darum, die Eigentümerfamilien noch reicher zu machen, sagt Hück. Eine Logik, die mehr nach Finanzmarkt klingt, als nach Arbeiterkampf, und die viele seiner IG-Metall-Kollegen nicht verstehen.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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