Poker um Porsche:Katar lockt mit sieben Milliarden Euro

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Schwierige Verhandlungen um den Sportwagenbauer Porsche: Katar lockt, aber auch Volkswagen erhöht sein Beteiligungsangebot.

D. Deckstein und M. Hesse

Die monatelange Hängepartie um die Zukunft des Sportwagenbauers Porsche dürfte in absehbarer Zeit beendet sein. Das Emirat Katar ist bereit, dem verschuldeten Unternehmen mit sieben Milliarden Euro unter die Arme zu greifen. Zwar sei das Angebot noch nicht endgültig ausgehandelt, so verlautete aus Porsche-Kreisen, aber der Wüstenstaat wolle für sieben Milliarden Euro 20 bis 25 Prozent der Stammaktien an der Porsche SE übernehmen sowie die Optionen auf 24 Prozent der VW-Aktien, die Porsche noch hält. Damit würden die Scheichs des Emirats Miteigentümer beider Autohersteller.

Die Zeit drängt: Bis zum 23. Juli soll über die Zukunft von Porsche entschieden werden. (Foto: Foto: dpa)

Zugleich hat Volkswagen sein Angebot erneuert, 49,9 Prozent am Sportwagenbauer zu kaufen und will dafür "deutlich mehr" als die zunächst gebotenen drei bis vier Milliarden Euro hinblättern. Wer sich mit wie viel Geld an Porsche beteiligt, darüber verhandelten am Sonntag erneut Vertreter der Eigentümerfamilien Piëch und Porsche in Salzburg, allerdings ohne abschließendes Ergebnis.

Die Zeit drängt, schon am 23. Juli wollen die Aufsichtsräte der Porsche SE in einer außerordentlichen Sitzung darüber befinden. Ob dann eine endgültige Entscheidung fällt, ist auch noch nicht ausgemachte Sache. Unternehmenskreise halten es für durchaus möglich, dass diese Entscheidung erst auf der ordentlichen Sitzung des Gremiums am 30. Juli getroffen werden könnte.

Porsche hat sich mit dem Plan, 75 Prozent am VW-Konzern zu übernehmen, verhoben und sitzt inzwischen mit der erworbenen Mehrheit von 51 Prozent auf einem Schuldenberg von neun Milliarden Euro. Die von Katar gebotenen sieben Milliarden würden mit einem Schlag dieses Hauptproblem des Sportwagenbauers lösen. Der finanzielle Druck auf Porsche ist jedoch nach Angaben aus Bankenkreisen kurzfristig nicht so groß, wie aus dem VW-Lager zeitweise dargestellt. Im Laufe des zweiten Halbjahres müsse dem Sportwagenhersteller aber Kapital zugeführt werden.

In Bankenkreisen hieß es allerdings auch, die Scheichs aus Katar seien nur daran interessiert, in einen gemeinsamen Konzern Porsche-VW zu investieren und nur dann, wenn alle Konflikte der beiden Autobauer und der Machtkampf unter den Eigentümern beigelegt seien. Dies sei derzeit allerdings nicht der Fall. Monatelang haben die Eigentümerfamilien eine klare Festlegung, wie Porsche und Volkswagen zusammenkommen können, vermieden. "Katar reagiert angesichts dessen zunehmend verärgert über immer neue Wasserstandsmeldungen zu den Verhandlungen", hieß es in den Kreisen.

Unterdessen kursieren Gerüchte, die Verhandlungen des Porsche-Managements mit Katar seien geplatzt. Das wiederum wurde von einem Porsche-Sprecher heftig dementiert: "Worüber sollte der Aufsichtsrat der Porsche SE am 23. Juli verhandeln, wenn nicht über das Angebot Katars?", sagte er.

Porsche-Chef Wiedeking wehrt sich seit Wochen mit aller Kraft gegen eine Übernahme des Sportwagenbauers durch Volkswagen. Das würde voraussichtlich auch ihn die Macht kosten. Schließlich hatte Wiedeking die VW-Übernahme angetrieben, die den Sportwagenbauer in die Verschuldung trieb. Gespräche über eine Fusion der beiden Autobauer, wie von den Familien Porsche und Piëch Anfang Mai beschlossen, liegen wegen der Verbindlichkeiten von Porsche seit längerem auf Eis. Beim dem Familienstreit kommt Ferdinand Piëch - Enkel des Autopioniers Ferdinand Porsche, Porsche-Miteigentümer und VW-Aufsichtsratschef - eine Schlüsselrolle zu. Er will seine Macht bei VW zementieren und plädiert für den Teilverkauf des Sportwagengeschäfts an VW.

Sollte der Aufsichtsrat indes Wiedekings Weg mit dem Neuinvestor Katar folgen, hätte der 56-Jährige wieder Oberwasser gewonnen. Schließlich hatte Ferdinand Piëch Anfang Mai in Sardinien angekündigt, dass er Wiedeking nicht mehr an der Spitze eines gemeinsamen Konzerns sieht. "Die Schaffung eines integrierten Automobilkonzerns ist nach wie vor das Ziel des Aufsichtsrats", sagte ein Porsche-Sprecher. Aus Verhandlungskreisen verlautete, dass Personalfragen offenbar erst einmal hintangestellt werden sollen. Es gilt zwar als unwahrscheinlich, dass Wiedeking und Piëch in einem fusionierten Konzern gemeinsam arbeiten. Aber offenbar sucht man nach Wegen, die es beiden ermöglichen, ihr Gesicht zu wahren, etwa indem sich Wiedeking erst im kommenden Jahr aus der operativen Führung zurückzieht.

© SZ vom 13.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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