Gibt es dieses Jahr keine Geschenke zu Weihnachten? Zumindest diejenigen, die eine neue Spielkonsole auf ihrem Wunschzettel stehen haben, müssen sich noch etwas gedulden. Oder ein anderes Geschenk auf ihre Liste schreiben. Denn: Die Nachfrage nach den neuen Konsolen aus dem Hause Sony und Microsoft kann immer noch nicht gedeckt werden - nach mehreren Verkaufswellen.
Der Vorverkauf der Playstation 5 ist bereits am 16. September in Deutschland gestartet. Beim Händler Gamestop war die Konsole laut dem Videospiel-Magazin Games Wirtschaft bereits nach 20 Minuten ausverkauft, bei anderen Händlern nach wenigen Stunden. Beim Konkurrenten Microsoft sah es ähnlich aus. Auch die Xbox war schnell vergriffen. Aufgrund der Corona-Krise wurden die Konsolen hauptsächlich online angeboten. In der Vergangenheit hatten die vorherigen Modelle teils Massenhysterien und Handgreiflichkeiten in Geschäften ausgelöst.
Selbst unter den Glücklichen, die bereits bestellen konnten, herrscht teilweise Unzufriedenheit. Denn viele von ihnen haben auch Wochen, nachdem sie bestellt haben, noch keine Playstation oder Xbox bekommen oder mussten lange warten. Auf Twitter waren etliche Beschwerde-Posts unter dem Hashtag "Wo bleibt meine PS5?" zu finden.
Laut Hochrechnungen von Games Wirtschaft stand für den deutschen Markt ein Gesamt-Kontingent von 150 000 Playstation 5-Konsolen zur Verfügung. Offizielle Zahlen von den Händlern gibt es nicht. Die Zahl der entgegengenommenen Bestellungen habe die Menge der für Deutschland vorgesehenen Geräte aber bei weitem überstiegen, schreibt das Magazin und beruft sich dabei auf interne Zahlen. Die Händler seien seit Wochen damit beschäftigt, Mehrfachbestellungen auszusortieren.
Laut einer Vorgabe von Sony durfte pro Kunde und Variante nur eine Konsole verkauft werden. Außerdem mussten Tausende Bestellungen storniert werden, die aufgrund von überlasteten Servern zustande gekommen waren.
Davon seien unter anderem Kunden von Conrad, Otto, Euronics, Expert, Mediamarkt und Saturn betroffen. Auf Nachfrage gaben Mediamarkt und Saturn an, sich um weitere Nachlieferungen zu bemühen. Genaue Zahlen wollten sie aber nicht nennen. Sony wollte eine Anfrage zu den Lieferengpässen nicht kommentieren. Microsoft ließ verlauten, dass man hart daran arbeite, der großen Nachfrage gerecht zu werden.
Laut dem Verband der deutschen Games-Branche spielen hierzulande 16 Millionen Menschen auf einer Konsole. Das Interesse an den neuen Geräten ist dementsprechend hoch. Wer viel Geld ausgeben möchte, kann derweil auf dem Online-Marktplatz Ebay fündig werden. Die Geräte werden hier teilweise für über 1000 Euro gehandelt. Der normale Verkaufspreis liegt je nach Version bei entweder 400 oder 500 Euro für die neue Playstation, bei der Xbox sind es 300 oder 500 Euro. Unter den Angeboten finden sich Kommentare wütender Ebay-Kunden, von "Wucher" ist die Rede.
Bei falschen Angeboten könnten auch strafrechtliche Konsequenzen drohen
Aus rechtlicher Sicht könne es sich dabei tatsächlich um ein wucherähnliches oder sittenwidriges Geschäft handeln, sagt Christian Solmecke, Fachanwalt für Medien- und IT-Recht. Allerdings müsse dazu eine verwerfliche Gesinnung nachgewiesen werden, die in vielen Fällen durchaus vermutet werden könne.
Ein solches Geschäft wäre nichtig, sprich: Die Käufer könnten ihr Geld zurückverlangen. Versprechen Ebay-Händler beispielsweise den Verkauf einer Playstation, die sie selbst noch gar nicht haben und auch in absehbarer Zeit nicht haben werden, können ihnen darüber hinaus strafrechtliche Konsequenzen drohen.
Verschlimmert werden die Engpässe durch den Einsatz von Bots, das sind automatisierte Programme, die neue Kontingente extrem schnell abgreifen und sehr viel teurer auf Ebay und Amazon anbieten. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, wehrte allein der US-Handelskonzern Walmart über 20 Millionen Abrufe von Bots ab - in den ersten 30 Minuten nach Verkaufsstart.
Wer sich jetzt eine neue Konsole zulegen möchte, hat keine guten Chancen. Sie sind weiterhin überall ausverkauft. Sony kündigte über Twitter an, noch vor Jahresende weitere Kontingente zu liefern - doch wann genau und wie viele, das bleibt unklar. Dazu kommt: Der Videospielmarkt ist weltweit im Umbruch und entwickelt sich technisch stark weiter. Die neue Konsolengeneration könnte somit die letzte ihrer Art sein.