Plastiktüten:Schulze plant Verbot

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Die angeblich so umweltbewussten Deutschen sind süchtig nach Plastik. Ob Obst, Wurst oder Gemüse, alles wird eingeschweißt oder eingepackt. Der Mülleimer zu Hause scheint immer voll zu sein. (Foto: imago)

Die Umweltministerin hält Plastiktüten für den "Inbegriff der Ressourcenverschwendung", daher sollen sie weg. Obstbeutel soll es weiter geben.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Zumindest für Svenja Schulze ist die Sache klar. "Die Zeit ist reif für ein Plastiktütenverbot", sagt die Umweltministerin von der SPD. Die große Mehrheit der Deutschen sehe das genauso. "Ich bin sicher, dass schon bald kaum einer die Wegwerftüten vermissen wird." Und sorgen soll dafür eine winzige Änderung des deutschen Verpackungsgesetzes. Schon im nächsten Jahr könnte die Einwegtüte an der Kasse Geschichte werden.

Am Freitag hat Schulze einen Entwurf dafür vorgelegt, das Gesetz soll aus genau zwei Artikeln bestehen. Artikel 1 verbietet alle Tüten, die weniger als 50 Mikrometer dick sind, erlaubt aber weiterhin jene mit bis zu 15 Mikrometer Dicke. Kurzum: Was Kunden bislang an der Kasse bekommen haben - zuletzt vermehrt gegen einen Obulus - soll verschwinden. Die so genannten "Hemdchen-Beutel" aber, wie sie oft an der Obsttheke aushängen, sollen weiter erlaubt bleiben. "Das liegt daran, dass es hier noch keine guten Alternativen gibt", sagt Schulze. Andernfalls könne noch mehr Obst und Gemüse vorverpackt in den Handel geraten als jetzt schon, und das will die Ministerin nicht. Schließlich seien die Tüten der "Inbegriff der Ressourcenverschwendung". In Kraft treten soll das Gesetz, Artikel 2, ein halbes Jahr, nachdem es erlassen wurde. Das soll dem Handel genug Zeit geben, seine Bestände zu räumen.

Doch der Handel ist alles andere als begeistert von dem Vorstoß. Vor drei Jahren hatte er mit dem Umweltministerium eine Selbstverpflichtung geschlossen, um die Zahl der Plastiktüten zu senken. Diese Vereinbarung sei sogar übererfüllt worden, heißt es nun beim Handelsverband HDE: "Die Einzelhändler haben Wort gehalten." Schulze aber dreht das Argument kurzerhand um: Schließlich zeigten die Erfahrungen mit der freiwilligen Vereinbarung, dass es auch ohne Plastiktüte gehe. Immer mehr Menschen griffen zu Mehrwegbeuteln.

Umweltschützer dagegen begrüßten das geplante Verbot - warnten aber auch vor zu hohen Erwartungen. Plastiktüten machten nur einen kleinen Teil des deutschen Plastikmülls aus, warnt etwa Bernhard Bauske, Experte für Plastikmüll bei der Umweltstiftung WWF. Das geplante Tütenverbot habe deshalb hierzulande "eher symbolische Bedeutung". Auch sei nichts gewonnen, wenn Verbraucher auf Papiertüten auswichen. "Es muss darum gehen, Einwegbehältnisse unabhängig vom Material zu reduzieren", sagte Bauske.

© SZ vom 07.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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