Piloten-Streik bei der LTU:Eiskalt erwischt

Lesezeit: 2 min

LTU befürchtet den Ausfall von Flügen ans Mittelmeer. Und das ausgerechnet in der Feriensaison, in der die Fluglinie 70 Prozent ihres Jahresumsatzes macht.

Sibylle Haas

Eifersüchtig blickt das LTU-Management auf die Bahn. "Die Lokführer-Gewerkschaft will die Fahrgäste wenigstens 24 Stunden vor dem Streik informieren. Davon können wir nur träumen", sagte am Montag ein Sprecher der Fluggesellschaft. Schon die Warnstreiks am frühen Morgen seien überraschend gekommen. "Das hat uns eiskalt erwischt."

Die LTU richtet sich erstmals seit zehn Jahren auf einen längeren Arbeitskampf ein. Sie ist mit etwa 5,7 Millionen Passagieren einer der großen deutschen Anbieter im Ferienfluggeschäft - nur Condor (7,8 Millionen Passagiere) und die Fluggesellschaften des TUI-Konzerns (11,1 Millionen) sind größer.

Damit sind nun auch Flugurlauber von der diesjährigen Streikwelle betroffen. In dieser Jahreszeit seien das vor allem Reisende an türkische, spanische und griechische Urlaubsziele, sagte der LTU-Sprecher. Ob Air Berlin, die kurz davor steht, die LTU zu übernehmen, im Streikfall einspringen könnte, sei fraglich. "Das geht nur, wenn es leere Flugzeuge gibt", sagte der Sprecher.

"Der Markt ist leergefegt"

Immerhin ist gerade Hochsaison, und die Flieger sind voll im Einsatz. Außerdem wird gleichzeitig auch die DBA bestreikt, so dass Air-Berlin-Crews hier einspringen müssen. Die DBA gehört seit fast einem Jahr zu Air Berlin.

Überhaupt sei es in diesem Jahr schwierig, Ersatzflugzeuge zu bekommen. "Der Markt ist leergefegt", sagt der LTU-Sprecher weiter. "Auf Langstrecken bekämen wir deshalb im Streikfall ein Riesenproblem."

Die LTU fliegt momentan die thailändische Hauptstadt Bangkok täglich von Deutschland aus an. Auch für Flüge auf die Malediven im indischen Ozean oder nach New York und Los Angeles in den Vereinigten Staaten werde es schwierig, Ersatzmaschinen zu bekommen.

Für die LTU wäre ein Streik in der Urlaubszeit ein harter Schlag. Immerhin erwirtschaftet sie in der Zeit von Juni bis Ende September gut 70 Prozent ihres Gesamtgeschäfts.

Flughäfen Düsseldorf und München am meisten betroffen

Von den Streiks betroffen wären vor allem die Abflughäfen Düsseldorf und München: Die Hälfte aller LTU-Kunden starten in der nordrhein-westfälischen, fast ein Drittel in der bayerischen Landeshauptstadt. Der Rest verteilt sich vor allem auf die Flughäfen Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Leipzig und Berlin.

"Wir hoffen auf die Vernunft", sagte der LTU-Sprecher mit Blick auf den Gesprächstermin mit der Pilotengewerkschaft am Donnerstag. Die Fluggesellschaft will ihre Kunden über ein Hotline, deren Nummer noch nicht feststeht, und über ihre Homepage www.ltu.de informieren.

Den letzten großen über mehrere Wochen dauernden Pilotenstreik gab es 2001 bei der Lufthansa und der damaligen Tochter Condor. Die Pilotengewerkschaft forderte damals eine Gehaltssteigerung von 30 Prozent.

© SZ vom 07.08.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: