Pfandleiher Max Walther:"Viele Kunden kommen regelmäßig"

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Max Walther, 49, Pfandleiher München (Foto: Lukas Barth)

Max Walther betreibt ein Pfandleihhaus in München. Er sagt: "Viele unserer Kunden kommen regelmäßig."

Protokoll von Lea Hampel

"Viele stellen sich das Pfandleihhaus wilder vor, als es ist: Aber das hier ist kein dunkles Geschäft, in dem Menschen in Tränen ausbrechen und in grauer Kutte skeptisch Goldschmuck beäugt wird. Die Großmutter, die mit zitternden Händen ihren letzten Schmuck über die Theke schiebt, ist ein Klischee. Im Gegenteil, aus meiner Sicht haben wir eher den Charakter einer Bank. Die meisten Menschen, die etwas bei uns beleihen, sind zwischen 30 und 50 Jahre alt. Das durchschnittliche Darlehen beträgt 300 bis 400 Euro, kann aber auch mehrere Tausend Euro betragen. Weil ich mich über die Vorurteile über das Pfandkreditgewerbe ärgere, finde ich es umso wichtiger, das Geschäft ehrlich, seriös und vertrauensvoll zu betreiben - das lag schon meinem Vater am Herzen, der das Geschäft vor 50 Jahren eröffnet hat.

Viele unserer Kunden kommen regelmäßig, manche beleihen immer wieder den gleichen Gegenstand. Eine Erklärung muss niemand abgeben. Die Gründe sind ohnehin verschieden. Manchmal häuft sich vieles auf einmal an: Miete, Steuernachzahlungen und eine Handwerkerrechnung. Manche Kunden bekommen von der Bank kein Geld mehr, aber andere wollen einfach keine Fragen beantworten oder ihre Bank nicht misstrauisch machen. Und natürlich ist es angenehmer zu wissen, dass sie weiter Eigentümer ihrer Wertsachen bleiben. Bei vielen ist das Tempo entscheidend: Bei uns geben sie den Gegenstand ab, meine Mitarbeiter schätzen ihn und füllen den Pfandschein aus. Die Sache ist meist nach fünf Minuten erledigt - länger dauert es nur bei größeren Summen. Für mehrere Zehntausend Euro bitten wir unsere Kunden in einen Nebenraum. Die Gegenstände, die zu uns gebracht werden, lassen sich in zwei Rubriken aufteilen: Schmuck und Unterhaltungstechnik. Früher haben die Menschen mehr technische Artikel gebracht. Heute machen Handys, Notebooks und Digitalkameras weniger als zehn Prozent aus. Die Sachen verlieren zu schnell ihren Wert. Immer öfter bringen Handwerker ihr Werkzeug, deshalb stehen in unserem Lager hochwertige Handwerksmaschinen. Es werden aber auch Fahrräder oder Autos beliehen. Der größte Bereich sind Schmuck und Uhren. Deren Wert kann man nach Goldkurs, Diamantkurs und Verarbeitung genau schätzen.

Viele denken, wir bereichern uns, indem wir Dinge billig beleihen und teuer verkaufen. Das stimmt nicht, denn es gibt genaue gesetzliche Vorschriften, schließlich arbeiten wir mit Geld und somit in einer stark regulierten Branche. In der Regel zahlen wir den halben aktuellen Marktwert. Und in der Regel liegen Sachen drei Monate bei uns. Nur etwa zehn Prozent werden gar nicht abgeholt. Steht eine Pfandversteigerung an, erinnern wir unsere Kunden. Nach einer Versteigerung zahlen wir einen entstandenen Überschuss - nach Deckung unserer Kredit- und Versteigerungskosten sowie dem Darlehen - an unsere Kunden aus. Viele wissen das nicht. Wird der Überschuss nicht abgeholt, sind wir verpflichtet ihn an die Staatskasse abzuführen. Unser Gewinn besteht deshalb nur in den Kreditzinsen, die wir für die ausgereichten Darlehen von unseren Kunden bekommen. Da die Kreditkosten gesetzlich geregelt sind, können wir nur durch eines punkten: gute, ehrliche Geschäfte."

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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