Pensionsfonds:Grün, grün, grün

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Im europaweiten Stromnetz muss die Frequenz konstant gehalten werden. Mit Windkraftanlagen ist das viel schwieriger als mit Kohlekraftwerken. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Vier Bundesländer wollen mit ihren Pensionsfonds nachhaltig anlegen - und folgen einem Trend.

Von Victor Gojdka, München

Wenn sich Bundesländer beschreiben, dann oft gerne als grün. Grüne Wälder, grüne Auen, das gilt als attraktiv bei Zuzüglern. Nun wollen vier Bundesländer aber auch inhaltlich grüner werden - und die Gelder ihrer Pensionsfonds in grüne Anlagen stecken. Baden-Württemberg, Hessen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen wollen künftig die Mittel ihrer Pensionsfonds nachhaltig investieren, dabei geht es um insgesamt knapp vier Milliarden Euro. Produzenten von Atomenergie wollen die Bundesländer "im Wesentlichen" ausschließen. Ansonsten soll das Pensionärsgeld nur noch in Unternehmen fließen, die bei den Punkten Ökologie, Soziales und Unternehmensführung zu den besten gehören. Teilweise wollen die Länder auch Kohleproduzenten meiden.

Auch bei den deutschen Bundesländern ist damit eine Debatte aus den Finanzzentren angekommen: Wie die Worte Geld und Gewissen in Einklang zu bringen sind. Nun soll eine Tochtergesellschaft der Deutschen Börse eigene grüne Aktienindizes für die Pensionsfonds der Länder konstruieren. Wie streng und dunkelgrün die sein werden, teilten die Länder aber nicht mit.

Erst Mitte des Monats hatte das norwegische Parlament vorgelegt. Der norwegische Staatsfonds müsse umgerechnet elf Milliarden Euro aus 160 Kohle- und Ölunternehmen abziehen. Kohle mit Kohle machen, das scheint bei den Osloer Parlamentariern nicht mehr angesagt. Stattdessen soll der Staatsfonds bis zu 18 Milliarden Euro in nachhaltige Energien investieren.

Auch die Europapolitiker in Brüssel machen sich Gedanken um nachhaltige Geldanlage. Denn welche Anlagen nun genau grün sind, kann bislang jeder Anbieter in Eigenregie festlegen. Mal etikettieren sie Atomstrom als Teufelszeug, mal als grüne, CO₂-freundliche Stromquelle. Nach dem Willen der EU-Bürokraten soll es bald klare Kriterien geben. Sollten weitgehende Pläne der Europapolitiker durchgehen, könnten Bankberater mit Privatkunden sogar über die Umweltwirkung ihrer Anlagen sprechen müssen.

Immer wieder regt sich jedoch auch Kritik an den Politikern, die nun über grünes Geld sprechen. Die Mittel im norwegischen Staatsfonds nämlich kommen vor allem aus den Einnahmen des Landes mit fossilen Brennstoffen. Auch die deutschen Bundesländer werden sich kritische Fragen gefallen lassen müssen. Denn zum Beispiel in Baden-Württemberg setzt der Stromkonzern EnBW in seinem Energiemix zu 18 Prozent auf Atomenergie und zu 22 Prozent auf Kohle. Größter Anteilseigner des Unternehmens ist über Tochtergesellschaften das Land Baden-Württemberg. Jenes Land also, dessen Pensionsfond zumindest die Kohlegewinnung künftig kritisch sieht.

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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