Paketzusteller:Postmodern

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In postgelb und mit Firmenlogo kommt die DHL-Kollektion daher – auf die Rückseite ist auch noch groß „Anti Social Social Club“ gedruckt. (Foto: OH)

DHL gönnt sich eine eigene Mode-Kollektion. Für die eigenen Paketboten ist sie allerdings nicht gedacht, eher für gut betuchte Sammler.

Von Valentin Dornis

Wenn sich jemand damit auskennt, was auf der Straße angesagt ist, dann wohl DHL. Täglich schwärmen Zehntausende Paketboten im Auftrag des Logistikunternehmens aus und verbringen ihren Tag auf den Straßen dieser Welt. Deshalb liefert DHL seit einigen Jahren nicht nur Pakete ab, sondern auch eigene Modekollektionen, sogenannte Streetwear. Und wie sich das in der Modeszene gehört, natürlich in Kooperation mit bekannten Marken und in limitierter Stückzahl.

Für Logistik-Liebhaber und Boten- Bewunderer gibt es demnächst also wieder Kapuzenpullover und T-Shirts im DHL-Style zu kaufen. Das Modelabel Anti Social Social Club zeigte via Instagram verschiedene Entwürfe, die allesamt durch ihr reduziertes Design bestechen sollen: leuchtend gelber Stoff und dick aufgedruckte Logos der beiden kooperierenden Marken. Natürlich in der Farbkombination #FFCC00 und #D40511 - in diesem Fall keine Hashtags, sondern die Codes der Konzernfarben Postgelb und DHL-rot.

Es ist nicht die erste Kollektion, für die eine Modefirma das markante DHL-Logo nutzt. In der Streetwear-Szene sorgten in den vergangenen Jahren verschiedene limitierte Editionen für Aufmerksamkeit: Das Schweizer Label Vetements nähte unter anderem zwei DHL-Shirts schief zu einem zusammen und verkaufte sie für mehrere Hundert Euro. In der Reihe gab es später auch Socken, Kappen und ein Minikleid, das wie ein umgedrehtes Paketboten-Shirt aussieht und in manchen Onlineshops inzwischen für den halben Preis verkauft wird (425 Euro).

Zuletzt verkaufte die Marke Sonra anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Firma DHL einen auf 300 Stück limitierten Sneaker für 300 Euro je Paar. Natürlich ist dieses Modell ebenfalls in gelb-rotem Design samt DHL-Logo gehalten. Und wen das nicht überzeugte, der bekam obendrein ein kleines Stück aus der Wand eines alten Boeing- 757-Transportflugzeugs dazu. Der Schuh wird im Internet inzwischen von sogenannten Resellern (deutsch: Wiederverkäufern) für 600 bis 800 Euro angeboten, eine Preissteigerung von mehr als 100 Prozent.

Bei etwa 2300 Euro brutto Einstiegsgehalt, die ein Paketbote laut Tarifvertrag bekommt, ist das ein besonders teurer Spaß. Aber die eigenen Leute sind wohl ohnehin nicht die Zielgruppe der DHL-Kollektionen, sondern gut betuchte Sammler, die mit den seltenen Stücken auf der Straße flexen, also angeben wollen. Einziger Trost: Wer bei DHL arbeitet, kann sich seine gelb-rote Kleidung ja ohnehin über das interne Bestellsystem besorgen. Und der Work-Life-Balance ist es sicher auch zuträglich, nach einem 11-Stunden-Tag die Klamotten mit dem Logo des eigenen Arbeitgebers mal abzulegen.

© SZ vom 26.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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