Opel: Suche nach Investoren:"Vielversprechende Interessenten"

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Fiat oder Magna? Für Opel geht es ums Überleben - darum führen deutsche Politiker in den USA Gespräche über mögliche Investoren für die GM-Tochter.

Die Bemühungen um einen Investor für Opel haben sich offenbar kurzfristig stärker nach Washington verlagert. Drei führende Vertreter der deutschen Politik halten sich derzeit in der amerikanischen Hauptstadt auf, um mit der US-Regierung über die Zukunft des deutschen Traditionskonzerns zu sprechen. In Regierungskreisen hatte es zunächst geheißen, der Leiter der Verhandlungsgruppe der Bundesregierung, Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Homann sei in die USA gereist um mit der US-Regierung über das Thema zu sprechen.

Wer bekommt den Zuschlag für Opel? Bewerber gibt es viele - unter anderem ist der italienische Fiat-Konzern im Gespräch. (Foto: Foto: AP)

Zudem hält sich mit Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen auch ein weiteres Mitglied der Opel-Task-Force in der US-Hauptstadt auf - auch wegen eines Treffens der G-7-Finanzminister in Verbindung mit der Frühjahrestagung des Internationalen Währungsfonds. Ebenfalls in die USA gereist ist darüber hinaus der Staatssekretär im hessischen Finanzministerium Thomas Schäfer. Auch er traf am Donnerstag in Washington ein. Ein Sprecher des Finanzministeriums wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Heiße Favoriten

Inzwischen kristallisieren sich bei der Suche nach einem Investor bereits heiße Favoriten heraus. Favoriten sind derzeit wohl der italienische Fiat-Konzern sowie der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna. "Magna und Fiat reihen sich ein in diese Reihe möglicher Partner. Aber klar ist auch, dass es derzeit keinerlei Vorentscheidungen gibt", sagte der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Ein Opel-Sprecher bestätigte Gespräche mit mehreren Investoren, nannte aber keine Namen.

Keine Rolle in den Verhandlungen spielt wohl der russische Autobauer Gaz. Das Unternehmen hat nach eigener Auskunft kein Interesse an einem Einstieg bei Opel. "Die Gaz Group führt keine Verhandlungen zum Kauf eines Anteils an Opel und erwägt auch keine Form von Beteiligung am Kapital dieses Unternehmens", erklärte die stellvertretende Gaz-Chefin Elena Matveeva. Der russische Konzern wies damit einen Bericht der Rheinischen Post zurück, wonach ein Konsortium aus dem österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna und Gaz an Opel interessiert sei. Das Blatt hatte berichtet, auch die größte russische Bank Sberbank wolle sich an einem neuen Opel-Konzern beteiligen, sollten Magna und Gaz den Zuschlag bekommen.

Allerdings gibt es neben Magna und Fiat auch noch andere mögliche Investoren. "Es gibt weitere vielversprechende Interessenten", sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild am Freitag im ZDF-Morgenmagazin. Namen könne er aus Rücksicht auf die potenziellen Investoren nicht nennen. Es wäre jedoch falsch, sich jetzt unter Zeitdruck zu setzen und sich für jeden zu öffnen, "der daher kommt." Bei der Investorensuche müsse ein Zukunftskonzept für Opel herauskommen, an dem sich die Arbeitnehmer beteiligten. Dazu gehöre eine Bestandsgarantie für Opel als Technologiekonzern sowie der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen.

Im zweiten Teil: Arbeitnehmer streiten über den Sinn eines Einstiegs von Fiat bei Opel.

Ohnehin stehen grundsätzliche Vereinbarungen derzeit offenbar nicht unmittelbar bevor. Fiat-Chef Sergio Marchionne betonte, es gebe bislang keine direkten Gespräche, sein Konzern sei aber offen für Dialoge mit einer ganzen Reihe von Autofirmen. Nach Angaben eines italienischen Gewerkschaftsvertreters hat Marchionne aber seine Bereitschaft erkennen lassen, Gespräche mit Opel in Erwägung zu ziehen - und zwar ungeachtet der Tatsache, dass Fiat auch mit dem angeschlagenen US-Autobauer Chrysler Gespräche über eine Partnerschaft führe. "Marchionne sagte, dass Fiat in der Lage sei und über die Kapazitäten verfüge, zwei Verhandlungsserien zu bewältigen", sagte Enzo Masini von der Gewerkschaft FIOM-GGIL.

Opel will sich von seiner angeschlagenen Mutter General Motors trennen und sucht dafür händeringend nach einem Investor. Den hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Voraussetzung für eine Staatsbürgschaft genannt. Medienberichten zufolge will Fiat bei Opel einsteigen und die Mehrheit übernehmen. Eine entsprechende Absichtserklärung solle kommenden Dienstag unterzeichnet werden.

Streit bei den Arbeitnehmern

Schild, der im Opel-Aufsichtsrat sitzt, sprach sich im ZDF gegen einen Einstieg von Fiat aus. "Zwei kranke Mütter, das hält das stärkste Unternehmen nicht aus", sagte er mit Blick auf die Probleme bei GM und dem italienischen Autobauer. Mit Fiat gebe es nur Synergieeffekte, wenn Arbeitsplätze abgebaut würden. Es bestehe die Gefahr, dass Fiat mit den Bürgschaften der deutschen Steuerzahler seine Überkapazitäten abbaut.

Es gibt jedoch auch positive Reaktionen von der Arbeitnehmerseite. Der Betriebsratschef des Opel-Werkes in Eisenach steht einer möglichen Beteiligung des italienischen Konzerns an Opel wohlwollend gegenüber. Es gebe gute Erfahrungen aus einer früheren Zusammenarbeit mit Fiat, sagte der Betriebsratsvorsitzende Harald Lieske am Freitag im rbb-Inforadio. Er glaube nicht eine Werksschließung in Eisenach. "Wenn Fiat rein wirtschaftlich überlegt, müsste das zumindest bei den Kleinmodellen eher zum Vorteil von Opel ausgehen." Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz hatte zuletzt vor erheblichen Einschnitten bei einem Einstieg von Fiat bei Opel gewarnt.

Auch die Bundesregierung sieht sich noch nicht in der Lage, über einen möglichen Investor für Opel zu entscheiden. "Bislang haben wir nur rudimentäre Fakten", sagte Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) im ZDF. "Wir sollten jetzt erst einmal abwarten, was diese Interessenten auf den Tisch legen." Von Fiat gebe es noch nicht einmal ein industrielles Konzept. Auch ein anderer Investor habe einen derartigen Plan noch nicht vorgelegt. Zielsetzung der Bundesregierung sei es, so viele Arbeitsplätze wie möglich in Deutschland zu sichern.

Ministeriumssprecher betonten, ein potenzieller Investor müsse gemeinsam mit Opel ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell entwickeln. Von der Plausibilität des Konzepts hänge auch ab, ob die Bundesregierung dem Unternehmen mit Bürgschaften und Garantien beispringe.

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