Aluminium und Holz sind die Materialen, mit denen der Autozulieferer Novem vor allem arbeitet. Die Firma aus Vorbach, irgendwo zwischen Bayreuth und Weiden in der Oberpfalz gelegen, hat sich auf eine offenbar lukrative Nische spezialisiert: Sie ist vor allem für das noble Innenleben von Luxusautos zuständig. Novem ist nach eigenen Angaben ein "weltweit führender Anbieter von hochwertigen Zierteilen und dekorativen Funktionselementen im Fahrzeuginnenraum für die Premium-Automobilindustrie". Die größten Kunden sind Mercedes, Audi, Porsche und Volvo.
Am Dienstag nun machte Novem seine Börsenpläne noch für Juli öffentlich. Die Firma könnte dabei mit rund 1,5 Milliarden Euro bewertet werden. Bislang gehört das Unternehmen der Unternehmerfamilie Brenninkmeijer, vor allem durch die Bekleidungskette C&A bekannt, die den Börsengang zum teilweisen Ausstieg nutzen will. Novem selbst sollen nur rund 50 Millionen Euro zufließen. "Die geplante Börsennotierung ermöglicht es uns, von zukünftigen Marktchancen zu profitieren", sagte Firmenchef Günter Brenner. Im Mai 2019 war bereits eine Anleihe in Höhe von 400 Millionen Euro platziert worden. Auch kleinere Übernahmen sollen möglich sein.
Novem gibt es bereits seit 1947, zuletzt wurde mit 5700 Mitarbeitern ein Umsatz von rund 600 Millionen Euro erzielt. Es gibt acht Produktionsstätten, unter anderem in der Tschechischen Republik, Honduras, China, Mexiko und Italien. In der Corona-Krise waren Umsatz und operativer Gewinn eingebrochen. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen lag 2020/21 per Ende März bei 86,4 Millionen Euro. Novem rechnet aber mit einer raschen Erholung. Langfristig soll sich das Geschäftsmodell bewähren, denn der Innenraum werde immer wichtiger und sei ein entscheidendes Verkaufsargument, heißt es, unabhängig davon, ob das Auto elektrisch, mit Benzin oder Diesel fährt. "Die hohe Qualität sowie die Handwerkskunst hinter den Zierteilen und Funktionselementen von Novem ist ein wichtiger Bestandteil der hochqualitativen Optik und Haptik", so Novem.
Die Beteiligungsgesellschaft der milliardenschweren C&A-Gründerfamilie Brenninkmeijer hatte den Zulieferer vor rund zehn Jahren übernommen und will nun Kasse machen. Auch das Management ist beteiligt. Das Auftragsvolumen von Novem liege derzeit bei rund 4,5 Milliarden Euro.
Die Stimmung an den Börsen ist gerade so gut wie lange nicht mehr, was viele Unternehmen für Börsengänge nutzen. Die Unternehmensberatung PwC geht davon aus, dass die Emissionen in Deutschland 2021 sowohl nach der Anzahl (18) als auch nach dem Volumen der ausgegebenen Aktien (11,35 Milliarden Euro) die Werte von 2018 übertreffen werden.