NordLB:Zitterpartie in Hannover

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Die Eigentümer der Landesbank beziffern den Kapitalbedarf auf 3,5 Milliarden Euro. Gut möglich, dass es am Ende mehr sein wird. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Die öffentlich-rechtliche Bank braucht dringend Geld. Aber woher? Der Wunschkandidat ist nicht mehr da.

Von Meike Schreiber und Jan Willmroth, Frankfurt

Die Nord-LB braucht dringend frisches Kapital, so viel steht fest, seit sie in der Schiffskrise viele Milliarden abschreiben musste. Andernfalls bekäme die Landesbank mittelfristig Probleme. Doch wer die rettenden Gelder - konkret geht es um rund 3,5 Milliarden Euro - bereitstellen soll, ist noch offen. Am Mittwoch läuft eine Frist aus, in der sich Investoren um einen Anteil oder die Mehrheit an der Bank bewerben können. Im Rennen sind bisher Finanzinvestoren wie Apollo und Cerberus, die Commerzbank und - mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) aus Frankfurt - eine andere Landesbank. Letztere ist die einzige Bieterin aus dem öffentlich-rechtlichen Bankenlager. Sie gilt aus Sicht der Nord-LB als Wunschkandidat. Allen voran die Sparkassen wollen zudem eine Privatisierung des Instituts verhindern.

Ob ihnen das gelingt, ist aber höchst ungewiss. Die niedersächsischen Sparkassen, die 26 Prozent der Nord-LB kontrollieren, stören sich an den Forderungen der Helaba. Nach SZ-Informationen hat man sich auch über das Wochenende nicht geeinigt. Auf einer für Montagabend geplanten Sitzung hatten die Träger der Helaba ursprünglich vor, über ein verbindliches Gebot zu entscheiden. Das ließen sie sein. "Die Helaba hat sich vor Wochen aus dem Projekt verabschiedet", sagte ein Insider. Zuletzt hatten die Frankfurter ihr Interesse an der Nord-LB bestätigt, ein mögliches Engagement aber an Bedingungen geknüpft: Käme es zu einer Fusion von Helaba und Nord-LB müssten sich auch die niedersächsischen Sparkassen weiterhin an den Risiken der fusionierten Landesbank beteiligen, ließ Gerhard Grandke, Verbandspräsident der Sparkassen in Hessen und Thüringen durchblicken. Einigen Sparkassen im Norden kommt das offenbar erpresserisch vor. Das Land Niedersachsen und der Bund hätten eine Landesbanken-Fusion womöglich bevorzugt.

Springt die Helaba ab, bleiben nur private Investoren. Nach Informationen der SZ wird der US-Fonds Apollo ein Angebot abgeben, der im Bieterverfahren für die HSH Nordbank in der letzten Runde unterlegen war. Stattdessen übernimmt nun ein Konsortium um den Finanzinvestor Cerberus die HSH. Ob Cerberus auch in Hannover offiziell mitbietet, bleibt einstweilen genauso offen wie ein mögliches Gebot der Commerzbank. Das Frankfurter Institut hält sich zur Nord-LB zwar bedeckt, in Konzernkreisen aber zeigt man durchaus Interesse am Firmenkundengeschäft der Landesbank. Bis sich die Eigner in Hannover entscheiden, wird es noch bis ins nächste Jahr dauern: Die Offerten seien so unterschiedlich und derart schwer zu vergleichen, dass die Träger dazu mehr Zeit bräuchten als geplant, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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