Nike contra Adidas:Die Rache aus Oregon

Lesezeit: 2 min

In den USA ist Adidas dem Branchenführer Nike mit der Übernahme von Reebok auf die Pelle gerückt. Nun fordert Nike die Herzogenauracher in deren Herzkammer heraus.

Thomas Kistner

Der Kampf um Ruhm und Marktanteile auf dem Sportartikelmarkt wird verbissener geführt als jedes Fußballspiel, ,,es wird immer brutaler'', sagte jüngst ein Vorstandsmitglied in Herzogenaurach.

Vor allem auf dem US-Markt entwickelt sich ein enormer Preisdruck; bis in die Werbespots dringt der knallharte Wettbewerb, Vorwürfen der Gewaltverherrlichung sahen sich zuletzt mehrere Konzerne gegenüber.

In den USA ist Adidas, weltweit die Nummer zwei, dem Branchenführer Nike mit der Übernahme von Reebok auf die Pelle gerückt. Und im Januar hat die Schlacht auch die Verbandszentrale des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) erreicht, dessen Topfunktionäre seitdem täglich an Strategien tüfteln: Wie lässt sich ein Wechsel 2011 vom langjährigen Werbepartner Adidas zu Nike einigermaßen reibungslos bewerkstelligen?

Dreimal so hoch

Der DFB will Nikes 500-Millionen-Euro-Angebot bis 2018 annehmen, es ist dreimal so hoch wie das von Adidas. Der Konzern wehrt sich mit dem Argument, er habe schon im August den Vertrag bis 2014 verlängert. Nun muss ein Schiedsgericht den Streit klären.

Hintergrund war, natürlich, ein anderer Streit - der Schuhkrieg: Einige Fußballnationalspieler hatten vor der WM mit Boykott gedroht, falls sie nicht in eigenen Schuhen antreten dürften und gezwungen würden, Adidas-Material zu tragen.

Adidas lenkte am Ende ein, die Spieler durften ihre Schuhe frei wählen. Grund für die Einigung, so Adidas, sei aber die Ankündigung des DFB gewesen, den Ausrüsterkontrakt zu verlängern. Tatsächlich hatte der Verband dies damals öffentlich mitgeteilt: jedoch nur als Absicht. Dann kam das Nike-Angebot. Seitdem ist alles anders.

Seilschaften seit Uwe Seelers Zeiten

66 oder 22 Millionen Euro pro Jahr - diese Differenz vermögen nicht mal Adidas' einflussreiche Mentoren kleinzureden. Seilschaften, die seit Uwe Seelers Zeiten wuchsen, als nationale Helden ihr Karriere-Ende mit Verträgen beim Drei-Streifen-Konzern versilberten.

Nun machen Größen wie Franz Beckenbauer und Wolfgang Overath Druck auf den DFB, dazu die Vorstände des FC Bayern, an dem Adidas zehn Prozent Anteile hält.

Was hinter den Kulissen sonst läuft, steckt in freimütigen Andeutungenn des DFB-Präsidenten Theo Zwanziger zum verfilzten Beziehungsgeflecht zwischen Adidas und nationalen Fußballvertretern: Es gebe lange Lohnlisten, so Zwanziger, ,,aber ich stehe auf keiner.''

Politische Motive

Nikes DFB-Offerte ist politisch motiviert. 500 Millionen Euro, von denen 100 Millionen als signing fee schon für die Vertragsunterschrift fließen, sind ein reiner Kampfpreis, Nikes Antwort auf den Reebok-Coup und die Geschäftseinmischungen des Konzerns Adidas in der US-Basketballliga NBA, der Herzkammer des Branchenführers.

Dass die DFB-Vorständler der Einladung ins Nike-Hauptquartier nach Oregon vorerst nicht folgen, ist ein letzter verzweifelter Akt der Diplomatie im Krieg der Schuhe.

© SZ vom 11.04.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: