Nfon:Heiter in der Wolke

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Der Münchner Cloud-Telefonie-Anbieter will in Europa wachsen und geht an die Börse. 50 Millionen Euro will das Unternehmen mit neuen Aktien einnehmen.

Von Helmut Martin-Jung, München

Dass sich das Telefonat mit der Tante in Amerika heute so klar anhört, als säße die im Nebenzimmer, das liegt vor allem an der Digitaltechnik. Doch wenn ohnehin alles digital übertragen wird, als Datenstrom, dann braucht es eigentlich auch keine Leitungen mehr, die nur fürs Telefonieren da sind. Das ist der Grund, warum Telekommunikationsfirmen weltweit alte Anschlüsse abschalten und ihren Kunden digitale Anschlüsse legen.

Die Münchner Firma Nfon hat noch einen Schritt weiter gedacht. Wenn sich alles um Daten dreht und alles digital ist, kann man das auch in der Cloud machen, in Rechenzentren also. Der Kunde braucht bloß noch ein Gerät mit Internetanschluss - Handy, PC, Laptop oder Tischtelefon - den Rest erledigt Nfon. Für einen einstelligen Betrag im Monat pro Nutzer erhält jeder eine Nummer, die er auf drei Geräten nutzen kann - egal, wo er gerade ist. Das ist wichtig für Menschen, die viel unterwegs sind oder mal zu Hause arbeiten und mal in der Firma. Eine Telefonanlage, die in der Anschaffung viel Geld kostet und regelmäßig gewartet werden muss, braucht es nicht mehr.

Nfon ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, mit Raten von 30 Prozent pro Jahr und mehr. In 13 europäischen Ländern sind die Münchner schon aktiv, haben Partnerschaften mit vielen Unternehmen geschlossen, darunter auch große wie die Telekom oder Telefónica/O2. Aber das ist erst der Anfang, glaubt man bei Nfon. "90 Prozent der Nutzer sind noch in der alten Welt", sagt Vorstandschef Hans Szymanski, "in Deutschland sind es noch mehr."

Der richtige Zeitpunkt also, um sich mit einem Börsengang das Kapital für die Expansion zu holen. 50 Millionen Euro will das Unternehmen mit neuen Aktien einnehmen, um, wie Szymanski sagt, "die nächste Raketenstufe zu zünden." Außerdem gibt es eine Option für bestehende Anteilseigner, insgesamt könnten so bis zu 138 Millionen Euro zusammenkommen.

Expandieren will Nfon ausschließlich in Europa, zum einen, weil der Markt groß genug ist, zum anderen, weil man keine zu große Konkurrenz durch US-Anbieter befürchten muss. Die hätten auf Europa mit seinen vielen Ländern und Sprachen nicht besonders viel Lust, sagt Szymanski. Nfon sieht sich für diese Expansion gut gerüstet, denn "die technische Plattform ist schon da", sagt Szymanski, "unser Produkt ist komplett nach oben skalierbar." Kämen also viele neue Nutzer dazu, würde das die Firma dennoch nicht an ihre Grenzen bringen, weil die Cloud-Plattform sich leicht erweitern ließe.

Nfon sichert seinen Kunden eine hohe Verfügbarkeit von 99,9 Prozent zu, dazu lässt das Unternehmen zwei Rechenzentren im Parallelbetrieb laufen und schaltet bei einem Ausfall für den Kunden nahezu unmerklich auf das andere Rechenzentrum um. Die Gespräche sind Ende zu Ende verschlüsselt, sagt Nfon seinen Kunden zu.

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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