Neues Portal Nazi-Leaks:Hacker starten "Blitzkrieg" gegen die rechte Szene

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Das Hacker-Kollektiv Anonymous geht in die Offensive gegen Rechts: Auf dem Internet-Portal "Nazi-Leaks" veröffentlichen Mitglieder der Gruppe persönliche Daten vermeintlicher NPD-Sympathisanten. Doch die Aktion stößt nicht bei allen Hackern auf Gegenliebe.

Janek Schmidt

Hacker haben eine Enthüllungsplattform gestartet, um Daten aus der rechten Szene zu veröffentlichen.

Nazi-Leaks Nazi-Leaks (Foto: Screenshot: nazi-leaks)

Auf der Internetseite Nazi-Leaks.net erschienen unter anderem Daten von Mitgliedern des internationalen Neonazi-Netzwerks Blood and Honour, Kundendaten von Versandhäusern mit Propagandamaterial, sowie Namen, Adressen und Telefonnummern von Autoren der rechtskonservativen Wochenzeitung Junge Freiheit oder Informationen über Mitglieder des Netzwerks Aryansbook, einem an Facebook angelehnten Sozialen Netzwerk der rechtsextremen Szene. Vieles davon war bereits bekannt. Die Echtheit der bislang unbekannten Informationen war zunächst nicht zu überprüfen; die brisanteste ist eine Liste von angeblichen NPD-Spendern.

Während etwa die Enthüllungsplattform Wikileaks einen speziellen Briefkasten entwarf, mit dem Aktivisten geheime Dokumente im Netz anonym hochladen konnten, bietet Nazi Leaks nur eine Email-Adresse an. Emails haben den Nachteil, dass sie leichter zurückverfolgt werden können.

Jedoch baut Nazi Leaks zugleich auf aktive Beschaffung der Daten: Hacker der Gruppe, die nach eigener Auskunft aus der Umgebung der Internet-Aktivisten von Anonymous kommen und sich zu der antifaschistischen Vereinigung "Operation Blitzkrieg" zusammengeschlossen haben, versuchen gezielt, auf Webseiten rechter Organisationen Daten für Nazi Leaks zu erbeuten. Zudem sabotieren die Hacker die ausgespähten Webseiten.

Gelegenheit für neue Attacken bot das Jahrestreffen des Chaos Computer Clubs, einer Vereinigung von Hackern, Ende Dezember in Berlin. Vertreter des Clubs berichten, dass Aktivisten ein dafür eingerichtetes Internetportal auch nutzten, um rechte Webseiten anzugreifen und Daten zu erspähen. Jedoch sei nicht sicher, ob diese Hacker bei dem Treffen dabei waren, oder sich von anderen Orten zuschalteten.

CCC nicht begeistert

Umso klarer lehnt der Hacker-Club jedoch die Arbeit von Nazi Leaks ab. "Natürlich gibt es bei uns einige, die sagen, das sind Nazis, die sollte man ausspähen", berichtet ein gut vernetztes Club-Mitglied. Auch habe der Club in seiner Unvereinbarkeitserklärung deutlich Stellung gegen Rechtsextremismus bezogen. Dennoch verstoße die Arbeit von Nazi Leaks gegen die Hacker-Ethik, die besagt: Private Daten schützen, öffentliche Daten nützen.

"Andere Veröffentlichungen aus der rechten Szene haben gezeigt, welche Probleme es sonst gibt", berichtet der Club-Vertreter, "da waren bei anderen Datenpaketen auch Aussteiger dabei, oder Unbeteiligte, deren Namen die Nazis als Pseudonyme verwendet hatten."

Trotz der Kritik kündigten Hacker via Twitter neue Aktionen gegen fremdenfeindliche Webseiten an. Auch ein Nutzer des rechten Forums Thiazi prophezeite, "da werden noch ein paar folgen fürchte ich".

© SZ vom 03.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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