Neuer Gewerkschaftschef:Reiner Hoffmann zum neuen DGB-Vorsitzenden gewählt

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Er gilt als Pragmatiker und hat die Vita eines klassischen Gewerkschaftsfunktionärs: Reiner Hoffmann ist zum neuen DGB-Chef gewählt worden. Der 58-Jährige will mehr Europa und einen höheren Mindestlohn - und das sofort.

Reiner Hoffmann ist Kettenraucher und Langstreckenläufer. Das ist aber auch schon so ziemlich die einzige Auffälligkeit im Lebenslauf des neu gewählten DGB-Chefs, solide und pragmatisch soll er sein. An diesem Montag haben die knapp 400 Delegierten des Bundeskongresses den 58-Jährigen mit überwältigender Mehrheit an die Spitze des Gewerkschaftsbundes gewählt. Er wird Nachfolger von Michael Sommer.

Hoffmann erhielt 365 von insgesamt 392 abgegebenen Stimmen. Das entspricht einer Zustimmung von 93,1 Prozent. Es gab 27 Neinstimmen, keine Enthaltung. Hoffmann hatte keinen Gegenkandidaten. Sein Vorgänger Michael Sommer, 62, hatte nach zwölf Jahren im Amt nicht mehr kandidiert.

Der neue Chef kündigte an, sich für mehr Mitbestimmung und ein sozialeres Europa einzusetzen. Seine Hauptaufgabe wird sein, den DGB als politischen Arm der acht Einzelgewerkschaften zu stärken und die Organisationen attraktiver für jüngere Arbeitnehmer zu machen, nachdem sie den Mitgliederschwund eingedämmt haben.

Der 58-Jährige kommt von der strukturell konservativen Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), kann aber auch mit voller Unterstützung der kämpferischen IG Metall oder der politisch eher linksstehenden Dienstleistungsgewerkschaft Verdi rechnen.

Prägende Zeit in Brüssel

Die Vita des neuen DGB-Chefs liest sich wie die eines klassischen Gewerkschaftsfunktionärs: Der Sohn eines Maurers aus Wuppertal machte eine Ausbildung bei den Farbwerken Hoechst, danach folgte der zweite Bildungsweg und ein Studium der Wirtschaftswissenschaften als Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung. Nach verschiedenen Funktionen bei der gewerkschaftsnahen Stiftung ging Hoffmann zum Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) nach Brüssel, wo er es bis zum stellvertretenden Generalsekretär brachte.

Der neue DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann (Foto: dpa)

Wie sein Vorgänger Michael Sommer ist Hoffmann Sozialdemokrat. Sein Credo: Die Gewerkschaften brauchen den DGB als Dachverband, um in der Arbeits- und Sozialpolitik die unterschiedlichen Interessen der Einzelgewerkschaften zu bündeln - und dabei nicht nur den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Eine "neue Ordnung der Arbeit" ist für ihn mehr als nur der Mindestlohn. Er fordert, diesen rasch zu erhöhen - und nicht erst 2018 wie derzeit geplant.

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