Neue Konzerne:Gelb, blau und grau

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In einem DHL-Verteilzentrum werden Pakete gescannt. (Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

Wie es mit den drei Teilen der Deutschen Bundespost weitergeht - und warum die Privatisierung als Erfolg gelten kann.

Von Caspar Busse, München

Er war 29 Jahre Mitglied des Bundestages und als Politiker umtriebig. Doch von dem 2017 verstorbenen Wolfgang Bötsch bleibt vor allem eines: Der CSU-Politiker aus Franken hat seinen wichtigsten Posten selbst abgeschafft. Er war der letzte Post- und Telekommunikationsminister der Bundesrepublik Deutschland.

Vor genau 25 Jahren, Anfang 1995, trat unter der Ägide von Bötsch die zweite Postreform in Kraft. Die ehemalige Deutsche Bundespost, ein Staatsbetrieb mit zeitweise mehr als einer halben Million Beschäftigten, war zuvor in drei eigenständige Bereiche aufgegliedert worden. Von 1995 an wurden daraus dann drei wirtschaftlich eigenständige Aktiengesellschaften: die gelbe, die blaue und die graue Post, also die Brief- und Paket-Post, die Postbank und die Telekom. Das war die Voraussetzung für den Verkauf, unter der Aufsicht des Postministeriums, das 1998 durch die heutige Bundesnetzagentur ersetzt wurde.

Es war eine der größten Privatisierungen in Deutschland - und durchaus eine der erfolgreichen. Denn die drei Unternehmen, die bis Ende der 80er-Jahre hohe Verluste angehäuft hatten, sind nun erfolgreiche Spieler am Weltmarkt, machen hohe Gewinne und beschäftigten mehr Mitarbeiter als je zuvor. Der Bund hält direkt und indirekt nur noch Minderheitsanteile.

Die Deutsche Telekom - inzwischen nicht mehr grau, sondern magenta - ging 1996 an die Börse, die T-Aktie wurde als Volksaktie vermarktet, es folgten zwei weitere Privatisierungsrunden. Das Papier stieg steil nach oben, stürzte 2000 nach dem Platzen der Börsenblase ab. Heute ist der Konzern aus Bonn an der Börse rund 70 Milliarden Euro wert, eines der teuersten Börsenunternehmen in Deutschland. Die Telekom macht mit rund 215 000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von 75 Milliarden Euro, kommt auf 178 Millionen Mobilfunk-Kunden und investiert Milliarden. In Deutschland teilt sich die Telekom den Mobilfunkmarkt mit den Wettbewerbern Vodafone und Telefonica (Marke O2), bei Festnetzanschlüssen dominieren die Bonner den Markt aber nach wie vor. Seit der Privatisierung sind die Kosten für die Verbraucher teilweise sehr deutlich gesunken.

Die Deutsche Post wurde später, Ende 2000, an die Börse gebracht, auch hier trennte sich der Bund schrittweise von Anteilen. Der Dax-Konzern expandierte weltweit, vor allem ins Express- und Paketgeschäft, und ist heute einer der größten internationalen Logistikkonzerne. Er beschäftigt mehr als 550 000 Mitarbeiter, bei einem Umsatz von mehr als 61 Milliarden Euro. Im deutschen Briefgeschäft, das seit Jahren kontinuierlich schrumpft, ist die Deutsche Post heute, trotz aller Bemühungen der Politik um mehr Wettbewerb, noch immer Quasi-Monopolist. Bei Päckchen und Paketen und vor allem im internationalen Geschäft dagegen herrscht harter Wettbewerb für die Bonner.

Die Postbank wiederum verkaufte der Bund 1999 an die Deutsche Post, weil viele Filialen in Deutschland gemeinsam betrieben wurden. Die Postbank ging dann an die Börse, 2009 kaufte die Deutsche Bank das Institut. Es begann ein langes Hin und Her, mal wollte die Frankfurter Großbank das Institut loswerden, dann wieder nicht. Heute ist die Postbank Bestandteil der Strategie der Deutschen Bank.

© SZ vom 02.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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