Neue Ausrichtung für Traditionskonzern:Finanzinvestor schluckt Berentzen

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Neuer Mehrheitseigner, neue Strategie: Der Münchner Finanzinvestor Aurelius übernimmt 75,1 Prozent des in Schieflage geratenen Spirituosenherstellers Berentzen - und will den Konzern neu ausrichten.

Der traditionsreiche Spirituosenbrenner Berentzen wird von dem Münchner Finanzinvestor Aurelius AG übernommen. Von drei der vier Eigentümerfamilien erwerbe Aurelius 75,1 Prozent der 4,8 Millionen Stammaktien, teilten beide Unternehmen am Dienstag mit. Die restlichen 24,9 Prozent der Stammaktien sollen in Familienbesitz bleiben.

Darauf einen Korn: Schon länger war darüber spekuliert worden, dass Berentzen verkauft werden könnte. (Foto: Foto: dpa)

Den Besitzern der 4,8 Millionen stimmrechtslosen Vorzugsaktien in Streubesitz kündigte der neue Großaktionäre ein Übernahmeangebot an. Aurelius will aber allen Berentzen-Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot unterbreiten.

Für die Vorzugsaktien werde das Angebot auf 2,68 Euro lauten, kündigte Aurelius an. Für den Rest der Stammaktien, die sich zunächst weiter in Familienbesitz befinden, stehe das genaue Angebot noch nicht fest. Der Kurs der Berentzen-Aktie hatte in den vergangenen Tagen bei rund 2,30 Euro gelegen und legte am Dienstag auf mehr als 3,00 Euro zu.

Differenzen zwischen den Familienmitgliedern

Um den Verkauf der Berentzen-Anteile hatte es in den vergangenen Tagen erhebliche Differenzen innerhalb der Eignerfamilien gegeben. Während die Familien Pabst und Richarz das Kaufangebot von Aurelius annehmen wollten, lehnten Teile der Familie Berentzen um den ehemaligen Vorstandschef Jan B. Berentzen dieses ab.

Das 250 Jahre alte Familienunternehmen im niedersächsischen Haselünne, das mit Apfelkorn, Bommerlunder, Doornkaat und Puschkin-Wodka bekannt geworden ist, hatte das vergangene Geschäftsjahr mit einem Verlust von 5,7 Millionen Euro abgeschlossen.

Der neue Großaktionär kündigte eine Neuausrichtung der Strategie und eine zügige Rückkehr zu profitablem Wachstum bei Berentzen an.

"Wir planen, vor allem den alten Klassikern neues Leben einzuhauchen und sie als Szene- und Lifestylemarken mit hoher Präsenz am Markt zu positionieren. Berentzen soll in Zukunft auch im Ausland kräftig wachsen", sagte Aurelius-Vorstand Donatus Albrecht.

Friedrich Berentzen senior sagte: "Wir haben lange mit uns gerungen und nach einer optimalen Lösung gesucht. Mit Aurelius haben wir jetzt einen Partner gefunden, der auf der 250-jährigen Tradition unseres Unternehmens aufbaut und eine gute Heimat für Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten bietet."

Berentzen beschäftigt nach eigenen Angaben insgesamt rund 700 Mitarbeiter und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Bruttoumsatz von 432,7 Millionen Euro.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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