Neue Apple-Produkte:Hat irgendjemand "wow" gesagt?

Lesezeit: 3 min

Das iPad Air 2 auf der Präsentation in Berlin. (Foto: dpa)

Neue iPads und ein iMac: Apple zeigt bei seiner Präsentation in Cupertino, wie es in diesem Jahr die Weihnachtswunschzettel erobern will. Die Geräte in einem ersten Kurztest.

Von Pascal Paukner, Berlin

Fünf Wochen nach der iPhone-Präsentation hat Apple noch einmal nachgelegt. Der Computern-Konzern hat in Cupertino einige Produktneuheiten vorgestellt. Darunter sind zwei neue iPad-Modelle und ein neuer iMac. Bei einer Präsentation vor Journalisten in Berlin konnte Süddeutsche.de bereits einen ersten Blick auf die neuen Geräte werfen. Ein erster Überblick:

iPad Air 2

Was ist neu?

Einiges. Das iPad Air 2 ist deutlich dünner als das Vorgängermodell. 6,1 Millimeter sind es nur noch, bislang waren es 7,5 Millimeter. Es kommt nun auch die Fingerabdruck-Identifikation zum Einsatz, die gab es bislang nur beim iPhone. Hinzu kommt ein laut Apple bis zu 40 Prozent leistungsstärkerer Prozessor, eine Anti-Reflexionsbeschichtung beim Display und eine verbesserte Acht-Megapixel-Kamera.

Außerdem ist nun ein bisschen mehr Farbe im Spiel: Das iPad Air 2 ist in Grau, Silber und nun auch in Gold erhältlich. Der Preis für das Einsteigermodell mit 16 Gigabyte Speicherplatz liegt bei 489 Euro.

Wie ist der erste Eindruck?

Am auffälligsten ist das überarbeitete Display. Selbst wer aus einiger Entfernung schräg auf das Tablet blickt, kann alles erkennen. Die Anti-Reflexionsschicht tut genau, was sie soll, nichts spiegelt mehr. Das ist besonders dann von Vorteil, wenn man mit einer anderen Person einen Film guckt oder ein Spiel spielt. Auch bei Sonneneinstrahlung dürfte sich die Technik positiv auf die Bildqualität auswirken.

Bemerkenswert ist auch der deutlich schnellere Grafikprozessor. Das sieht alles sehr flott und rund aus. Durch das dünnere Gehäuse liegt das Gerät auch gut in der Hand. Es wirkt deutlich leichter, obwohl es in Wahrheit kaum leichter ist. Der Unterschied beträgt nur wenige Gramm. Das scheint also mehr eine Gefühlssache zu sein - und kein wirklicher Kaufgrund.

Was bedeuten die Neuerungen für Apple?

Lange Zeit war das iPad eine große Erfolgsstory, fand reissenden Absatz. Doch in den vergangenen Monaten hat sich das geändert. Die Verkaufszahlen stagnierten, sind sogar rückläufig. Um den Trend umzukehren, hätte Apple jetzt einen Knaller bringen müssen. Gelungen scheint das nicht. Das Tablet ist solide, aber Analysten vermissen zurecht einen Wow-Effekt.

Gut möglich, dass sich das iPad Air 2 im Weihnachtsgeschäft ordentlich verkauft. Doch ob das Update ausreicht, um den Verkauf auch im kommenden Jahr noch anzukurbeln, erscheint fraglich. Einen Ausweg gäbe es aber: Apple müsste mehr Geschäftskunden zum Kauf des iPad überreden. Kürzlich ist der Konzern deshalb eine Kooperation mit IBM eingegangen.

Was ist neu?

Wenig. Das iPad Mini erlaubt jetzt auch Identifikation per Fingerabdruck, um es zu entsperren. Auch Einkäufe können damit beispielsweise autorisiert werden. Und das Gerät ist nun in Gold erhältlich. Sonst hat sich nichts geändert. Der Prozessor, die Kamera, das Gehäuse - all das ist wie beim Vorgängermodell.

Wie ist der erste Eindruck?

Mager. Der Fingerabdruckscanner funktioniert wie vom iPhone gewohnt, alles andere wäre aber auch bizarr. Und die goldene Farbe? Naja, in die Schlange vorm Apple Store muss man sich deswegen jedenfalls nicht stellen.

Was bedeutet die Neuerungen für Apple?

Die günstigste Variante des Mini-Tablets geht für 389 Euro über den Ladentisch. Das ist für Technik, die schon ein ganzes Jahr alt ist, recht teuer. Hightech-Liebhaber werden sich kaum angesprochen fühlen. Viele potenzielle Kunden, die sich ein Mini-Tablet von Apple kaufen wollen, werden sich wohl überlegen, ob sie nicht besser 100 Euro sparen, auf Fingerabdruck-Sensor verzichten und für 289 Euro das Modell aus dem Vorjahr kaufen.

Wer hingegen bereit ist, etwas mehr Geld auszugeben, könnte nun vielleicht eher zum Beinahe-Tablet iPhone 6 Plus greifen. Das ist deutlich teurer, bietet aber auch einen echten Mehrwert.

Was ist neu?

Vieles, vor allem aber das Display. 27 Zoll ist es groß. Es löst mit 5120 mal 2880 Pixeln auf. Damit so viel Optik auch verarbeitet werden kann, hat Apple auch den Prozessor deutlich aufgewertet. Im iMac steckt jetzt ein 3,5 Gigahertz Quadcore von Intel. Optional gibt's das Ganze auch mit vier Gigahertz. Der Arbeitsspeicher liegt bei acht Gigabyte. Die Festplatte fasst ein Terabyte an Daten. Die ganze Technik lässt sich Apple ordentlich bezahlen: Die günstigste Variante des Desktop-Computers kostet 2599 Euro.

Wie ist der erste Eindruck?

Durchaus beeindruckend. Das Bild ist gestochen scharf. Das Display leuchtet taghell. Von Pixeln keine Spur. Wie gut die Technik die optische Opulenz verarbeiten kann, ließ sich auf Anhieb nicht prüfen. Bei der Vorführung durch Apple-Mitarbeiter lief aber alles flüssig.

Was bedeutet das für Apple?

Der iMac ist schon wegen seines Preises kein Produkt, das sich an die Mehrheit der Bevölkerung richtet. Vielmehr spricht Apple damit seine Kernkundschaft an: Kreative und Wohlhabende. Der Computer taugt deshalb gut zur Imagepflege. Apple-Produkte waren schon immer teurer als die der Konkurrenz. Der Geist des Elitären, der die Produkte aus Cupertino lange umgab, drohte aber wegen des ungeheuren Erfolgs von iPhone und iPad abhanden zu kommen. Produkte wie der Retina-iMac beschwören die alten Zeiten. Wer so ein Ding in seinem Büro stehen hat, hat entweder viel Geld oder weiß eine gute Geschichte zu erzählen, warum es genau dieses Gerät sein musste.

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