Neuanfang:Cargolifter-Gründer will es noch einmal wissen

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2002 meldete die Cargolifter AG Insolvenz an. Nun will ihr Gründer Carl von Gablenz seinen Traum vom Fliegen doch noch wahr machen.

Steffen Uhlmann

Erst ein Riesenluftschiff, dann nur noch ein Transportballon und zum Schluss eine zerplatzte Luftblase - der Traum des selbst ernannten Luftfahrtpioniers Carl von Gablenz und seiner 72.000 begeisterten Aktionäre endete 2002 mit der Insolvenz der mit viel Brimborium gestarteten Cargolifter AG.

Carl von Gablenz will seinen Cargolifter fliegen sehen. (Foto: Foto: AFP)

Im "Luftschloss" von Brand (Brandenburg) hüpfen jetzt Sambatänzerinnen um die Wette.

Doch es ist längst noch nicht ausgemacht, ob das Ferienresort Tropical Island unter dem Dach der weltweit größten freitragenden Halle dem Schicksal von Cargolifter entgehen kann.

Die "Leichter-als-Luft-Technologie"

Von Gablenz selbst verschwendet keinen Gedanken daran. Fast drei Jahre hat der gelernte Landwirt und studierte Jurist im Stillen am Comeback seiner Vision gearbeitet.

Nun scheint es soweit zu sein. Gablenz machte öffentlich, dass er einen zweiten Versuch starten will, die "Leichter-als-Luft-Technologie" für schwere Frachttransporte praktikabel zu machen. In Berlin habe er zusammen mit einer "kleinen Kerntruppe" die CL Cargolifter GmbH & Co KgaA mit 250.000 Euro Startkapital gegründet.

Das Unternehmen solle als "Cargolifter neu" die Nachfolge der Pleite gegangenen Cargolifter AG antreten, erklärte der frisch gekürte Aufsichtsratsvorsitzende.

Grundkonzept in den USA entwickelt

Gablenz startete seine berufliche Karriere am Boden. Beim Werkzeugmaschinenbauer Maho stieg er bis in den Vorstand auf. Nach dem Mauerfall war Gablenz für kurze Zeit Geschäftsführer eines Uhrenwerkes im thüringischen Ruhla, danach übernahm er eine Gastprofessur an der Universität in North Carolina.

In den USA entwickelte er auch das logistische Grundkonzept für den Cargolifter, das das PR-Talent Gablenz dann in Deutschland mit großem Erfolg an den Markt brachte.

Über 320 Millionen Euro steckten vornehmlich Kleinanleger in die Gablenzsche Vision vom Fliegen. Noch einmal 38 Millionen Euro steuerte das Land Brandenburg bei. Viel Geld, aber bei weitem nicht genug, um den Zeppelin der Neuzeit zum Fliegen zu bringen.

Fliegen nur auf dem Bildschirm

Mindestens noch einmal so viel Geld wäre dafür nötig gewesen. Doch Großanleger aus der Industrie zeigten Gablenz die kalte Schulter. Auch Luftfahrt-Experten warnten, dass die Technologie nie zur Produktionsreife geführt werden könne. So hob das 260 Meter lange Luftschiff statt vom Flugplatz Brand nur in den Computern seiner Konstrukteure ab.

Das Menetekel hängt der Technologie und seinem ersten Protagonisten noch heute an. Dass Gablenz nun dennoch eine "zweite Luft" für den Neuanlauf verspürt, liegt nicht zuletzt an dem anhaltend großen Interesse am Cargolifter.

Auf dem Flugplatz Neuhardenberg, nicht einmal 100 Kilometer von Brand entfernt, soll nach dem Willen von Lobbyisten und Bundespolitikern ein Zentrum für die Entwicklung und den Bau von Luftschiffen entstehen. Als im Mai dieses Jahres Vertreter der Branche in der baden-württembergischen Landesvertretung in Berlin dafür warben, war der Saal brechend voll. Carl von Gablenz meldete sich damals noch nicht zu Wort. Das aber hat er jetzt nachgeholt.

© SZ vom 23.08.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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