Netzbetreiber dürfen Verluste auf Kunden umlegen:Teldafax-Pleite könnte Strom verteuern

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Strom könnte wegen der Teldafax-Pleite teurer werden. Während Hunderttausende Kunden ihr Geld abschreiben können, ist eine kleine Gruppe von Gläubigern fein raus: Die Netzbetreiber, die den Teldafax-Strom durch ihre Netze geleitet haben, dürfen ihre Verluste auf die Kunden umlegen. Das hat die Bundesnetzagentur entschieden. Für manche Kunden dürfte eine Preiserhöhung der dritte Schock sein.

Christoph Giesen

Kaum ein Jahr nach der Pleite des Stromhändlers Teldafax droht neues Ungemach: mancherorts könnte der Strompreis steigen. Der Grund: Die Bundesnetzagentur erlaubt den Netzbetreibern, die durch die Insolvenz erlittenen Verluste auf ihre Kunden umzulegen. Im Juni 2011 meldete das Troisdorfer Unternehmen Insolvenz an.

Mit 750.000 Gläubigern ist die Pleite mit Abstand die größte Insolvenz der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Die Gläubigerschutzvereinigung Deutschland schätzt, dass ein Schaden von einer halben Milliarde Euro entstanden ist. Etwa 50 Millionen Euro davon haben nach SZ-Informationen die Energieversorger in Deutschland erlitten, als sie von Teldafax gekauften Strom und Gas durch ihre Netze leiteten.

Laut Anordnung der beiden zuständigen Beschlusskammern der Netzagentur dürfen Stromversorger sämtliche Verluste, die 2010 entstanden sind, umlegen. Für Gasversorger gilt 2011 als Referenzjahr. Die Pauschale wird auf alle Verbraucher eines Netzbetreibers umgelegt, unabhängig davon, ob sie vorher Teldafax-Kunde waren oder nicht", sagt Rudolf Boll, Sprecher der Bundesnetzagentur. Eine spürbare Preiserhöhung werde es dadurch kaum geben, glaubt er. "Es wird vermutlich im Grundrauschen untergehen." Und weiter: "Im Gegensatz zu den Strom- und Gaskunden von Teldafax hatten die Netzbetreiber keine Wahl, sie mussten ihre Netze zur Verfügung stellen."

Das ist korrekt, allerdings agierten einige Versorger umsichtiger: Nachdem sich die Schwierigkeiten bei Teldafax abzeichneten, forderten einige Betreiber die Troisdorfer auf, Durchleitungsgebühren per Vorkasse zu bezahlen. Ihnen sind durch die Insolvenz keine nennenswerten Schäden entstanden. Und sie dürfen auch keine Verluste umlegen.

Kommt es zu Preiserhöhungen, wären viele der Ex-Kunden zum dritten Mal von der Teldafax-Pleite betroffen. Nach dem Schock der Insolvenz bekamen viele vor Weihnachten Post vom Insolvenzverwalter Biner Bähr, der saftige Nachzahlungen verlangte. Bis zu 80 Millionen Euro soll die Inkassofirma Creditreform eintreiben.

Das Teldafax-Management hatte in vielen Verträgen versäumt, ihre Kunden darüber aufzuklären, dass die Forderungen innerhalb der Teldafax-Holding verkauft worden waren. So warb die Teldafax Marketing die Kunden, Strom oder Gas lieferte aber die Teldafax Energy, und für Zahlungsabwicklung war Teldafax Services zuständig. Bei tausenden Kunden buchte Teldafax Services jahrelang unbefugt Gelder ab, während Teldafax Energy "kostenlos" Strom oder Gas lieferte. Der nun auch bezahlt werden muss.

© SZ vom 27.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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