Netz-Kampagne:"Nutzloses" Land der Biber

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Montana mit seinen Bibern nach Kanada verkaufen? Im Bundesstaat selbst findet die Petition offenbar Anklang. Im Bild ein kanadischer Biber auf seinem Bau. (Foto: Robert B McGouey/imago)

Tausende US-Bürger unterstützen eine Petition, die den Verkauf von Montana fordert.

Von Hans von der Hagen

Das beste Geschäft, das die Vereinigten Staaten je abschlossen, war wohl im Jahr 1867 der Kauf Alaskas von Russland. 1,6 Millionen Quadratkilometer Land wechselten für 7,2 Millionen Dollar die Nation. Hochgerechnet auf heutige Preise wären das - je nach Berechnungsvariante - ungefähr 123 Millionen Dollar.

Könnte so ein Geschäft nicht auch umgekehrt funktionieren? Das mag sich Ian Hammond vielleicht gefragt haben. Der startete auf der Kampagnen-Plattform Change.org eine heitere, nicht ganz ernst gemeinte Petition: Verkauft Montana an Kanada für eine Billion Dollar, um die Staatsschulden abzutragen, heißt es dort sinngemäß. "Wir haben zu viele Schulden, und Montana ist nutzlos." Ein Verkaufsargument präsentiert er auch: Man könne doch den Kanadiern sagen, dass es dort Biber gebe.

Viele finden diese Idee super - 12 000 Menschen haben bereits virtuell unterschrieben, viele davon angeblich aus Montana. Auch in den anhängenden Kommentaren steigen viele auf das Gedankenspiel ein. Die Vorstellung, nicht mehr in den USA leben zu müssen, findet Zuspruch. Zumal es ja obendrein noch die kanadische Krankenversicherung geben würde - ganz ohne Umzugskosten. Aber was erhielte Kanada für eine Billion Dollar? Immerhin einen Bundesstaat, der mit 380 000 Quadratkilometern noch etwas größer ist als Deutschland. Dazu einen Teil der Rocky Mountains, Tausende Seen und sogar ein kleines Stückchen des Yellowstone-Nationalparks mit einem Schwung an Bisons.

Bevölkerungstechnisch käme Kanada freilich kaum voran: Montana hat nur rund eine Million Einwohner und ist damit noch dünner besiedelt als Kanada. Zugleich würde das Land seine Staatsschuld von anderthalb Billionen Dollar nach oben treiben, während die USA ihren Schuldenberg von mehr als 20 Billionen Dollar nicht nennenswert reduzieren könnten. Die in Montana erscheinende Great Falls Tribune stellte denn auch eine wichtige Frage: "Hat Kanada eine Extra-Billion?". Sie griff das Thema freudig auf, fragte aber auch besorgt, ob sich die Einwohner Montanas künftig wie die Kanadier ständig entschuldigen müssten. Und macht es dann gleich vor: "Sorry, das war möglicherweise eine unhöfliche Frage. Sorry!"

Spott gab es aber damals schon beim Kauf Alaskas. Vor allem der damalige US-Präsident Andrew Johnson wurde gegeißelt. Er verschwende das Geld der Steuerzahler für einen lächerlichen "Polarbär-Garten".

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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