Namensrecht:Budweiser gegen Anheuser

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Der Streit um die Biermarke "Budweiser" dauert nun schon knapp 100 Jahre.

Silvia Liebrich

So gründlich und ausdauernd ist bislang wohl kaum um eine Marke gestritten worden: Die Auseinandersetzung zwischen dem tschechischen Brauerei-Zwerg Budweiser Budvar und dem Bier-Riesen Anheuser-Busch währt nun schon beinahe ein Jahrhundert, und ein Ende ist nicht in Sicht.

Unter Bierkennern anerkannt: Das tschechische Budweiser-Bier. (Foto: Foto: AP)

Um die Rechte an der Biermarke Budweiser, die beide Hersteller beanspruchen, wird hart gerungen, in jedem Land, in dem sich die Firmen in die Quere kommen, aufs Neue.

Derzeit stehen sich Tschechen und Amerikaner nach Angaben von Budvar-Chef Jiri Bocek weltweit in 40 Gerichtsverfahren gegenüber, hinzu kommen 70 Verwaltungsverfahren vor nationalen Patentämtern. Ziel ist es, das alleinige Vertriebsrecht für den jeweiligen Markt zu erstreiten.

Stets dasselbe Prozedere

Das Prozedere, das dem vorausgeht, ist stets dasselbe: meldet einer der Kontrahenten Budweiser als Marke in einem Land erstmals an, erhebt der Konkurrent Einspruch: die Gerichtsverfahren bis zur Klärung der Ansprüche ziehen sich meist fünf bis zehn Jahre hin.

Während die Fronten auf dem deutschen Markt seit einigen Jahren geklärt sind, stehen laut Bocek die Entscheidungen in Frankreich und Italien noch aus. In Deutschland ist die Marke Budweiser der tschechischen Brauerei vorbehalten- für den Sponsor der Fifa-Fußball-WM, Anheuser-Busch, eine verzwickte Situation.

Er darf mit seiner Marke Budweiser nicht in deutschen Stadien werben, und muss auf die Kurzbezeichnung Bud ausweichen. Umgekehrt dürfen die Tschechen ihr Bier in den USA nur unter der Bezeichnung Czechvar vertreiben.

"Genügend Beweise"

Der Generaldirektor der Budweiser Budvar-Brauerei gibt sich zuversichtlich, dass die laufenden Verfahren zugunsten der tschechischen Staatsbrauerei entschieden werden. "Wir haben genügend Beweise, dass Anheuser-Busch das Original aus Budweis kopiert hat", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Tatsächlich reicht die Tradition der Brauerei bis ins 13. Jahrhundert zurück, sie gilt damit als eine der ältesten Europas.

Als Novum bezeichnete Bocek die kürzlich in Zypern erzielte außergerichtliche Einigung mit Anheuser-Busch. Dort verkaufen beide ihr Bier künftig als Budweiser. "Das ist allerdings kein Rezept für den deutschen Markt, dort bestehen wir auf Exklusivität", ergänzte er.

Den Streit mit seinen unabhängigen deutschen Importeuren hat der drittgrößte Bierhersteller Tschechiens beigelegt. Die Differenzen führten 2005 sogar zeitweise zu Lieferstopps und einem Rückgang des Absatzes auf dem wichtigsten Exportmarkt.

Vertragshändler sahen Position gefährdet

Nach der Gründung der Vertriebsgesellschaft BBI als hundertprozentige Tochter der Budvar-Brauerei vor fünf Jahren sahen die selbstständigen Vertragshändler ihre Position gefährdet. Diese Lieferverträge seien nun gegen Zahlung einer Entschädigung aufgelöst worden, sagte Bocek.

Der Vertrieb in Deutschland laufe nur noch über die BBI, die seit zwei Wochen einen neuen Geschäftsführer hat. Rüdiger Schleusner kommt von der Erfurter Braugold Brauerei und löst Manfred Prießner ab.

Eine Entscheidung über eine mögliche Privatisierung der staatlichen Brauerei, die schuldenfrei ist und in 50 Länder exportiert, wird nach dem Regierungswechsel in Tschechien Anfang 2007 erwartet. Die Vorgängerregierung hatte ein Privatisierung abgelehnt. "Wenn die neue Regierung das anders sieht, müssen wir das respektieren", sagte Bocek.

Ausstoß verdreifacht

Der Umsatz der Budvar-Brauerei lag 2005 bei 77 Millionen Euro, der Gewinn bei sechs Millionen Euro. In den vergangenen 15 Jahren wurden 61 Millionen Euro investiert, damit wurde der Ausstoß auf 1,1 Millionen Hektoliter pro Jahr verdreifacht.

© SZ vom 12.06.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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