Nachruf:Wolfgang Röller

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Er war von 1985 bis 1993 Vorstandssprecher der Dresdner Bank und ist nun im Alter von 88 Jahren gestorben. Unter seiner Führung blühte das Geldhaus noch einmal auf.

Von Meike Schreiber

Viele Manager gehen ihren Ruhestand erst einmal geruhsam an. Nicht so Wolfgang Röller, von 1985 bis 1993 Vorstandssprecher der Dresdner Bank. Nachdem der damals 63-Jährige die Führung des seinerzeit zweitgrößten deutschen Geldhauses an seinen Nachfolger Jürgen Sarrazin übergeben hatte, vertrat er die Bank auch weiterhin in zahlreichen Aufsichtsräten: Nicht nur bei der Dresdner Bank, auch bei der Deutschen Lufthansa, bei Heidelberger Zement und RWE saß er dem Kontrollgremium vor. Bei der Allianz, der Münchener Rück, BMW und Siemens war er einfaches Aufsichtsratsmitglied. Aus dem vermeintlichen Ruhestand heraus blieb er damit eine wichtige Figur der Deutschland AG, jenem Netz gegenseitiger Beteiligungen von Finanz- und Industriekonzernen, das bis Anfang des Jahrtausends die deutsche Wirtschaft beherrschte.

Die Führung der Dresdner Bank hatte er in unruhiger Zeit übernommen. Sein Vorgänger Hans Friderichs musste wegen seiner Verstrickung in die Flick-Parteispendenaffäre zurücktreten. Röllers Berufung war damals ein Novum in der Bankenszene, in der vor allem Kreditleute das Sagen hatten. Er hingegen war ein hemdsärmeliger Wertpapierhändler, der die Bank im Investmentbanking nach vorne brachte.

Unter Röller blühte das Geldhaus noch einmal auf, bevor es 2001 von der Allianz übernommen wurde, im Investmentbanking viel zu riskante Geschäfte einging und in der Finanzkrise von der später teilverstaatlichten Commerzbank gerettet werden musste. Röller trieb nicht nur die Internationalisierung der Dresdner voran, er verankerte sie auch weiter in Deutschland. Seine Kontakte zum damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) waren so gut, dass die Bank für die Bundesregierung die Aktien der Staatskonzerne Lufthansa und Deutsche Telekom verkaufen durfte. 1997 trat Röller vom Aufsichtsratsvorsitz bei der Dresdner Bank zurück, nachdem er ins Visier von Steuerfahndern geraten war. Das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt.

Am vergangenen Freitag ist Röller im Alter von 88 Jahren verstorben. Er hinterlässt seine Frau und drei Söhne, darunter Lars-Hendrik Röller, Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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