Nachruf:Norbert Sturm gestorben

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Norbert Sturm, der viele Jahre lang als Wirtschaftsredakteur bei der "Süddeutschen Zeitung" gearbeitet hat, ist im Alter von 72 Jahren gestorben.

Von Nikolaus Piper

Es gibt eine sehr altmodische Art, Wirtschaftsjournalismus von der Pike auf zu lernen: Man absolviert erst einmal eine Banklehre, um den Umgang mit Geld, Bilanzen und Kunden zu lernen. Dann studiert man Volks- oder Betriebswirtschaft und beginnt dann ein Zeitungsvolontariat.

So ein altmodisch ausgebildeter Redakteur war Norbert Sturm. Geboren in Brünn, aufgewachsen zunächst in Hamburg, dann in München, begann er 1968 als Volontär beim Münchner Merkur. Dort entdeckte ihn Franz Thoma, der damalige Wirtschaftschef der Süddeutschen Zeitung , und warb ihn ab. In der Wirtschaftsredaktion dieser Zeitung blieb Sturm bis zu seinem Ausscheiden 2005; zwei Jahre davon als Wirtschaftskorrespondent in Bonn.

Sturm war ein klassischer Wirtschaftsredakteur im besten Sinne. Er konnte sich in ein Unternehmen hineindenken, er arbeitete sich schnell in neue Themen ein, er verstand etwas von Wirtschaftspolitik, und er war ein routinierter Blattmacher. Im Handel, seinem Spezialgebiet, entdeckte er früh neue Entwicklungen und konnte sie auch verständlich darstellen. Sturm war ein Allrounder, der sich auch nicht zu schade war, anderen Kollegen zuzuarbeiten und sich für ein Thema zu engagieren, selbst wenn der eigene Name hinterher nicht in der Zeitung stand. Und auch das war ein Talent: Selbst im größten Stress kurz vor Redaktionsschluss ruhig, freundlich und zugewandt zu bleiben.

Nach der Pensionierung zog er mit seiner Familie nach Niedersachsen und widmete sich seinem Hobby, den Pferden. Er nahm, so lange es gesundheitlich ging, aktiv an Reit- und Fahrturnieren teil. Der Süddeutschen Zeitung blieb er auch dann noch herzlich verbunden. An einem heißen Tag im Juni 2007 erreichte die Wirtschaftsredaktion ein Brief folgenden Inhalts: "Es ist imponierend, wie die SZ-Wirtschaftsredaktion immer wieder tolle Zeitungen zustande bringt. Und das trotz des schwülwarmen Wetters." Dem Brief waren 30 Euro für Eis an alle beigefügt.

An diesem Donnerstag starb Norbert Sturm nach langer, schwerer Krankheit in Augustfehn. Er wurde 72 Jahre alt. Die Süddeutsche Zeitung trauert mit seiner Frau, der Tochter und den beiden Enkeln.

© SZ vom 25.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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