Nachruf:Anlage-Revolutionär

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John Bogle, Gründer und langjähriger Chef der Vanguard Group, starb im Alter von 89 Jahren. (Foto: Shannon Stapleton/Reuters)

Warren Buffett, selber eine Investoren-Legende, nannte ihn genau das: eine Legende. Vanguard-Gründer John Bogle gilt als der Erfinder von Indexfonds. Damit revolutionierte er die Anlagebranche. Jetzt ist er im Alter von 89 Jahren gestorben.

Von Harald Freiberger

Wenn Menschen, die selbst als Legenden gelten, einen anderen eine "Legende" nennen, dann muss er wohl wirklich eine gewisse Bedeutung haben. So war das bei John Bogle, der am Mittwoch im Alter von 89 Jahren gestorben ist. Er gründete die US-Investmentfirma Vanguard, erfand den Indexfonds, revolutionierte die Branche, kurz: Er war eine Legende.

"Wenn jemals ein Denkmal errichtet wird, um die Person zu ehren, die das meiste für amerikanische Investoren getan hat, sollte zweifellos die Wahl auf John Bogle fallen," sagte Warren Buffett, selbst Investmentlegende, einmal über ihn. "Er ist ein Held für Millionen Anleger und für mich."

Die Leistung von Bogle bestand darin, dass er Investitionen in Anleihen und Aktien für Anleger einfacher, günstiger, sicherer und rentabler machte. Schon als Student fiel ihm auf, dass Anlageberater am liebsten in die eigene Tasche wirtschaften und deshalb gern empfehlen, möglichst oft zu kaufen und zu verkaufen. Bogles Maxime dagegen lautete: "Tu' nichts, steh einfach da." Soll heißen: Investiere möglichst langfristig - und in viele verschiedene Dinge.

So erfand Bogle schon 1975 den Indexfonds, der einen Korb von Aktien oder Anleihen einfach abbildet und deswegen günstiger ist als teure Fondsmanager. Es dauerte Jahrzehnte bis sich seine Idee durchsetzte, erst nach der Finanzkrise 2007 wurden Indexfonds zum großen Erfolg. Heute liegen weltweit mehr als fünf Billionen Dollar in solchen Produkten. Die Nachrichtenagentur Bloomberg ließ ausrechnen, dass Bogles Erfindung Anlegern bis heute etwa eine Billion Dollar an Gebühren gespart hat.

Schon mit 31 Jahren hatte Bogle einen Herzinfarkt erlitten, es folgten fünf weitere und eine Herztransplantation. "Es ist alles wie ein Wunder, es ist wirklich schön, dass das noch zu meinen Lebenszeiten passiert", sagte er über seinen späten Erfolg. Dabei blieb er selbst immer bescheiden. Mittags aß er Brot mit Erdnussbutter und Marmelade. Einen großen Teil des Vermögens, das er mit Vanguard gemacht hatte, spendete oder verschenkte er. Sein Vermögen gab er mit einem zweistelligen Millionenbetrag an. Das ist relativ wenig - für eine Investorenlegende.

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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