Nach Rekordgewinn im dritten Quartal:Deutsche Bank stellt weltweit Personal ein

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Die Kapitalmarkt-Geschäfte bringen dem Institut vier Milliarden Euro ein. Doch die neuen Jobs entstehen vor allem in Asien und Polen.

Helga Einecke

Josef Ackermann kündigte bei der Vorlage neuer Zahlen für die Deutsche Bank eine Politik des Wachstums und Personalaufbaus an. Das größte deutsche Geldhaus steuert 2006 auf einen Rekordgewinn zu. Im dritten Quartal erreichte das Ergebnis vor Steuern 1,8 Milliarden Euro und die Eigenkapitalrendite 26 Prozent.

Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung erläuterte Ackermann seinen Kurswechsel, der eine Phase der Konsolidierung ablöst. "Wir wollen unser Gewicht jetzt auf Wachstum legen", sagte er. Sein Ziel von 25 Prozent Zinsen auf das eingesetzte Kapital plane er aber nicht zu erhöhen. Es sei ehrgeizig und gelte für einen Zeitraum von fünf Jahren. "Wenn wir mit einer Profitabilität von 25 Prozent wachsen, sind wir sehr zufrieden", meinte der Chef der Deutschen Bank.

"Wir wollen weiter Personal aufbauen, in Deutschland wie in anderen Teilen der Welt", fügte er hinzu. Derzeit beschäftigt die Deutsche Bank 67.474 Mitarbeiter , allein im dritten Quartal kamen 2000 Menschen hinzu, vor allem in Polen und Asien. Anfang 2005 war Ackermann scharf kritisiert worden, weil er sein Renditeziel mit der Ankündigung verknüpft hatte, mehrere tausend Stellen abzubauen.

Erleichterte Analysten

Analysten zeigten sich erleichtert, dass die Deutsche Bank im dritten Quartal 2006 nicht so schlecht abschnitt wie der Schweizer Konkurrent UBS (Seite 29). Einige amerikanische Investmentbanken trumpften im dritten Quartal aber mit noch höheren Gewinnen als die Deutsche Bank auf. Deren Aktienkurs notierte am Mittwoch zunächst schwächer, erholte sich aber im Laufe des Tages.

Tatsächlich wurden die Quartalszahlen durch zwei Sonderfaktoren aufpoliert. Der Verkauf von Anteilen an der Linde AG brachte 92 Millionen Euro und Versicherungen erstatteten der Bank für die Folgen der Terroranschläge vom 11. September 125 Millionen Euro.

Die anhaltende Schwäche im Eigenhandel mit Aktien wurde durch Erträge im übrigen Wertpapierhandel mehr als ausgeglichen. Das Investmentbanking brachte mit vier Milliarden Euro doppelt so viel Gewinn wie das Geschäft mit privaten Kunden und die Vermögensverwaltung.

Ackermann sagte, nach Steuern sei der Gewinn im dritten Quartal so hoch ausgefallen wie noch nie. Die Belebung habe sich im Oktober fortgesetzt, die Aufträge für Beratungen bei Fusionen und Übernahmen seien vielversprechend. Die Deutsche Bank werde das Geschäft mit den privaten Kunden auch in Zukunft ausbauen.

Wachstum aus eigener Kraft geplant

Dabei setzte seine Mannschaft schon bisher auf Wachstum aus eigener Kraft wie beispielsweise in Indien oder ergänzte ihr Geschäft mit kleineren Zukäufen. Die Übernahmen der Berliner Bank und der Filialen der Norisbank wurden als ein Bekenntnis zum Heimatmarkt Deutschland verstanden.

Ackermann hatte es vor kurzem abgelehnt, über größere Zukäufe schneller zu wachsen. Namentlich nannte er die Commerzbank und die Postbank, die er nicht übernehmen wolle. Auch in anderen Ländern überwogen zuletzt die kleineren Engagements der Deutschen Bank, wie der Kauf des amerikanischen Immobilienfinanzierer Mortgage IT und des britischen Vermögensverwalters Titley.

Den geschäftlichen Erfolg des dritten Quartals und der gesamten neun Monate, bei denen die Rendite von 32 Prozent hervorsticht, kann Ackermann gut gebrauchen. Er muss sich seit vergangener Woche erneut vor Gericht verantworten. Es geht um Millionenzahlungen an Manager beim Kauf von Mannesmann durch Vodafone im Jahr 2000. An diesem Donnerstag oder Freitag will sich der Bankier zu den Vorwürfen vor dem Düsseldorfer Landgericht äußern.

Den Ausgang des Prozesses sehen zumindest Analysten gelassen. Für Olaf Kayser von der Landesbank Rheinland-Pfalz zum Beispiel bestand kein Handlungsbedarf, seine Prognose zum Anstieg des Aktienkurses der Deutschen Bank auf 118 Euro zu ändern, bei einem aktuellen Stand von unter 100 Euro. Schließlich habe sich der erste Prozess, der mit Freisprüchen endete, auch nicht negativ ausgewirkt.

© SZ vom 2.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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