Nach Rauswurf bei Arconic:Singen im Springbrunnen

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Der Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld musste wegen eines Briefs bei Arconic gehen. Nun veröffentlicht ein Hedgefonds das süffisante Schreiben.

Von Vivien Timmler

Wenn Top-Manager ihren Job verlieren, liegt es oft daran, dass die Firma nicht läuft. Im Fall von Klaus Kleinfeld war es komplizierter. Der Deutsche verlor seinen Chefposten beim amerikanischen Metallkonzern Arconic wegen eines Briefs. Adressiert war er an Paul Singer, den Chef des Hedgefonds Elliott Management. Singer ist wegen aggressiver Einmischung in Management-Aufgaben bei Konzernchefs gefürchtet. Sein Hedgefonds hat lange versucht, Kleinfeld loszuwerden. Über den Inhalt des Schreibens gab es bislang nur Spekulationen: Hatte sich Kleinfeld im Ton vergriffen und war ausfallend geworden? Oder war der Brief harmlos und der Verweis darauf nur eine Ausrede?

Nun hat Elliott den Brief veröffentlicht. Das Schreiben hat zwischen den Zeilen einen süffisanten Ton. Der Inhalt ist wohl nur für Eingeweihte verständlich und hinterlässt viele Fragen.

Kleinfeld richtet sich in dem Brief an den Fußballfan Singer. Er erwähnt, dass Singer wegen der Fußball-WM 2006 in Deutschland gewesen sei. Darüber habe er einiges gehört. Die Menschen berichteten von "lebhaften Erinnerungen". Seine Reise habe großes Potenzial, den Status einer "Legende" zu erhalten. Besonders auffällig ist das PS. Dort schreibt Kleinfeld: "'Singing in the rain' ist in der Tat ein wundervoller Klassiker - auch wenn ich nie versucht habe, ihn in einem Springbrunnen zu singen." Das erweckt den Eindruck, dass Singer es sich an einem WM-Abend in Deutschland gut gehen ließ, zumindest laut Kleinfelds angeblichen Gesprächspartnern.

Elliot hatte Kleinfelds Schreiben scharf kritisiert. "Der Brief war eine Drohung, einen führenden Mitarbeiter von Elliott Management einzuschüchtern oder zu nötigen, auf der Basis komplett falscher Andeutungen", teilte der Hedgefonds mit, der sich sofort beim Aufsichtsrat beschwerte. "So ein Verhalten gehört sich für niemanden, erst recht nicht für den Chef eines börsennotierten Konzerns." Das Unternehmen hatte erklärt, Kleinfeld habe mit dem Brief "schlechtes Urteilsvermögen" gezeigt. Der Abgang habe nichts mit Elliotts Kritik an seiner Strategie zu tun. Kleinfeld habe alles richtig gemacht, lobte der Aufsichtsrat nach seinem Abgang. Nur der Brief sei das Problem.

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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