Nach harter Kritik:Adidas zahlt nun doch Miete

Lesezeit: 2 min

Der Konzern stand wie selten ein Unternehmen in der Kritik - ausgelöst von der Ankündigung, zunächst keine Mieten mehr für seine geschlossenen Läden zu zahlen. Firmenchef Rorsted hofft nun, Vertrauen zurückzugewinnen.

Von Caspar Busse, München

Die ehemalige Justizministerin Katarina Barley war eine der Ersten: Auf Twitter postete die EU-Abgeordnete ein Bild ihrer Turnschuhe mit den drei Streifen und schrieb dazu: "Das hier waren übrigens die letzten von @adidas." Der bayerische SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post veröffentlichte sogar ein Video, in dem er ein Adidas-Hemd in einem Metalleimer verbrannte. Die beiden waren nicht die einzigen, der Aufruf zum Adidas-Boykott lief groß in den sozialen Medien.

Es war ein veritabler Shitstorm, eine breite Welle der Entrüstung, für den hinter Nike zweitgrößten Sportartikel-Konzern. Der Grund: Adidas hatte Ende vergangener Woche angekündigt, in der Coronavirus-Krise die Zahlungen an die Vermieter ihrer Geschäfte, die nun geschlossen bleiben müssen, vorübergehend einzustellen. Jetzt zieht Adidas die Konsequenzen und entschuldigt sich für das Verhalten - mit etwas Verspätung zwar, aber immerhin. Dass ein Unternehmen so öffentlich die Richtung ändert, kommt nicht oft vor.

Bundesarbeitsminister Heil war "stinksauer" über das Verhalten des Konzerns

"Wir haben einen Fehler gemacht und damit viel Vertrauen verspielt", räumte Adidas also am Mittwoch ein. Und weiter: "Wir haben unseren Vermieter/innen die Miete für April bezahlt." Zuvor hatte Vorstandschef Kasper Rorsted die Einstellung der Mietzahlungen noch mit wirtschaftlichen Zwängen begründet. Jetzt heißt es: "Fairness und Teamgeist sind seit jeher eng mit Adidas verknüpft und sollen es auch bleiben." In einem offenen Brief mit dem Titel "Adidas sagt Entschuldigung" heißt es: "Ihre Meinung ist eindeutig: Sie sind von Adidas enttäuscht. Deshalb möchten wir uns bei Ihnen in aller Form entschuldigen." Auch SPD-Bundesarbeitsminister Hubertus Heil ("Ich bin stinksauer"), CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer und Finanzminister Olaf Scholz hatten Adidas zuvor hart kritisiert. Die Bundesregierung habe die gesetzliche Möglichkeit zu Mietstundungen in der Coronakrise nicht für Großkonzerne geschaffen, sondern für kleine und kleinste Firmen, die wegen des Zwangs zur Schließung des Umsatzausfalls in Probleme geraten.

Adidas zog die Kritik auf sich, war aber nicht das einzige Unternehmen, das so vorgegangen ist. Auch die Schuhhandelskette Deichmann, H & M und andere setzten Mietzahlungen aus. Unter den Vermietern der Geschäfte oft in guten Innenstadtlagen sind selten Privatpersonen, sondern oft große gewerbliche Immobilienunternehmen. Für besondere Empörung hatte gesorgt, dass Adidas 2019 ein Rekordjahr hingelegt hatte. Bei einem Umsatz von 23,6 Milliarden Euro machte Adidas einen Gewinn von fast zwei Milliarden Euro.

Adidas warnt nun wie auch andere Einzelhändler: "Die Läden sind zu. Das hält selbst ein gesundes Unternehmen wie Adidas nicht lange aus." Das Unternehmen muss nach Angaben von Firmenchef Rorsted harte Einschnitte machen, auch um die 60 000 Arbeitsplätze des Unternehmens zu sichern. Für zunächst 1200 Mitarbeiter in Deutschland wurde wegen der Coronakrise Kurzarbeit angemeldet. Für weitere Mitarbeiter befinde man sich mit den zuständigen Betriebsräten in Gesprächen. Führungskräfte übten vorübergehenden Gehaltsverzicht. Auch das Programm zum Aktienrückkauf wurde nun formell gestoppt.

© SZ vom 02.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: