Molkereichef-Chef Hübner geht:Alles wieder Müller, ...oder was?

Lesezeit: 1 min

Aus und vorbei: Zwei Monate hat es Thomas Hübner auf dem Chefsessel von Müller-Milch ausgehalten, jetzt ergreift er die Flucht. Der offizielle Grund: "Grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten".

Vier Chefs in drei Jahren - wirklich lange hält es derzeit kein Vorsitzender beim Molkerei-Konzern Müller aus. Nun ist Thomas Hübner abgetreten - nach gerade einmal zwei Monaten am Steuer des Familienbetriebs.

Der Molkerei-Konzern Müller muss wieder auf Chefsuche gehen. (Foto: Screenshot: Müller)

Im Mai hatte der ehemalige Metro-Manager seinen Job in Aretsried angetreten. Er sollte ursprünglich vor allem die weitere Expansion im Ausland vorantreiben.

Der überraschende Abgang von Hübner geschah entsprechend lautlos.

Bereits zum 30. Juni sei der Manager aus dem Unternehmen ausgeschieden, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Internetausgabe des Branchenblatts Lebensmittelzeitung hatte die Personalie gemeldet.

Unterschiedliche Temperamente

Inzwischen bestätigte das Unternehmen den Abschied des Chefs. Hintergrund für den Abgang seien "grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten über die strategische Ausrichtung" des Unternehmens gewesen, sagte ein Sprecher. Zu Details wollte er sich nicht äußern. Eine Neubesetzung des Chefpostens sei nicht vorgenommen worden und derzeit auch nicht angedacht.

Aus dem Umfeld des Molkerei-Konzerns werden deutlichere Worte gesprochen. "Temperatmente und Ideen" von Hübner und Inhaber Theo Müller hätten nicht zusammengepasst, erfuhr die Financial Times Deutschland. Zudem sei das Tempo des neuen Chefs zu hoch gewesen: "Es fehlte an der operativen Bodenhaftung, die in Familienfirmen nicht unwesentlich ist." Hübner selbst gab keine Stellungnahme ab.

Mit Hübner verlässt der dritte Chef in drei Jahren den Konzern. Der 50-Jährige hatte im Mai Christoph Weiß abgelöst, der nach eineinhalb Jahren an der Spitze des Unternehmens in den Beirat gewechselt war und dessen Vorsitz übernahm. Zuvor hatte Weiß eine neue Führungsstruktur bei der Großmolkerei etabliert. Vorgänger von Christoph Weiß war Axel Dietz.

Kein Nachfolger in Sicht

Nun muss Firmenpatriarch Theo Müller erneut auf Chefsuche gehen. Dieser soll dann die internationale Expansion des Unternehmens vorantreiben. Mehr als die Hälfte seines Umsatzes von jährlich 2,2 Milliarden Euro macht Müller im Ausland.

Wer das Ruder bei dem Molkereikonzern übernimmt, steht noch nicht fest. Einfach dürfte die Suche jedoch nicht werden. Denn der Familienunternehmer Müller gilt schwierig und eigensinnig. Bekannt ist er vor allem durch Streitereien mit der Umweltorganisation Greenpeace sowie mit dem ehemaligen Konzern-Werbegesicht Dieter Bohlen.

Im November 2003 siedelte der Unternehmer aus Protest gegen die deutsche Erbschaftsteuer in die Schweiz. Bei Müllers Tod hätte seine Familie einen dreistelligen Millionenbetrag an Erbschaftsteuer an den Staat entrichten müssen.

© sueddeutsche.de/dpa/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: