Mode:Hugo Boss ist zurück

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Modehändler leiden am meisten. (Foto: Blufoto /imago images/Independent Photo A)

Das Mode­unter­nehmen gibt nach der Krise einen positiven Ausblick. Die Börse freut's.

Die Kauflust ist mit den Corona-Lockerungen zurückgekehrt und sorgt nach H&M und der Zara-Mutter Inditex auch beim deutschen Modelabel Hugo Boss wieder für mehr Zuversicht. Der neue Vorstandsvorsitzende Daniel Grieder wagte erstmals eine Prognose für 2021 - und rechnet nun mit der Rückkehr in die Gewinnzone. "Die Erholung des Geschäfts war in allen Regionen deutlich spürbar", teilte der ehemalige Tommy-Hilfiger-Chef mit. So hätten sich die Erlöse in Europa im zweiten Quartal mehr als verdoppelt und in Amerika mehr als verfünffacht, in Asien legten sie um über 50 Prozent zu. Damit nähert sich Boss dem Vorkrisenniveau.

Das sorgte auch bei den Anlegern für neue Zuversicht: Die Hugo-Boss-Aktie legte am Mittwoch in der Spitze um mehr als sechs Prozent auf 53 Euro zu und notierte damit so hoch wie seit September 2019 nicht mehr. Im Oktober 2020 wurden die Titel noch mit rund 19 Euro gehandelt, die Pandemie hatte das Modeunternehmen schwer getroffen, die Aktie war deutlich gesunken. Die jetzigen Nachrichten hätten Überraschungspotenzial, kommentierten Analysten von Baader.

Grieder peilt für 2021 währungsbereinigt einen Anstieg des Konzernumsatzes um 30 bis 35 Prozent an, im Vorjahr waren es lediglich knapp zwei Milliarden Euro gewesen. Das operative Ergebnis soll zwischen 125 und 175 Millionen Euro erreichen. 2020 stand da noch wegen der Filialschließungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ein Verlust von 236 Millionen Euro. Im zweiten Quartal legten die Erlöse nach ersten Berechnungen um 133 Prozent auf 629 Millionen Euro zu. Den Gewinn bezifferte der mit seinen Herrenanzügen bekanntgewordene Modehersteller mit 42 Millionen Euro nach einem Minus von 250 Millionen Euro vor Jahresfrist. Auch H&M und Inditex sind auf Erholungskurs und verbuchten im zweiten Quartal Umsatzsprünge.

Im vergangenen Jahr hatte es für Boss noch sehr schlecht ausgesehen: Kaum noch Geschäftstermine oder -Reisen, leere Büros, keine Partys oder große Feierlichkeiten - Anzüge, Hemden und Kleider der Modefirma aus Metzingen an der Schwäbischen Alb waren kaum gefragt. Nur noch knapp 20 Prozent des Umsatzes machte Hugo Boss im vergangenen Jahr mit dem Verkauf von klassischen Herrenanzügen, dabei ist das Unternehmen einst als Ausstatter der Büromenschen groß geworden. Die Kunden trugen im Lockdown und im Home-Office überwiegend Jeans, Jogginghosen, T-Shirts und Hoodys - aber gerade hier sind andere Marken erfolgreicher als Boss. Dazu kommt, dass bei Hugo Boss auch die kaufkräftigen Touristen fehlen, die immer gerne und viel in den Geschäften eingekauft haben. Seit Juni führt nun Grieder den Konzern, der Schweizer hatte zuvor Hilfiger groß und erfolgreich gemacht.

© SZ vom 15.07.2021 / Reuters/SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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