Mobilgeräte:Von Riesenhandys und Zwergenlaptops

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Samsungs neues Top-Smartphone Note 10 – hier bei der Vorstellung in New York – gibt es in zwei Größen. (Foto: Jeenah Moon/Bloomberg)

Samsung präsentiert seine neuen Stift-Smartphones und überrascht mit einem Laptop mit neuartigem Hauptchip.

Von Helmut Martin-Jung, Berlin

Was ein Smartphone rein technisch gesehen kann, ist längst nicht mehr so entscheidend wie vor einigen Jahren. Heute sind Handys für 200, 300 Euro ansehnliche Geräte, die - Hand aufs Herz - den meisten Nutzern eigentlich dicke reichen würden. Wie also sich unterscheiden?

Marktführer Samsung, der am späten Mittwochabend deutscher Zeit seine neuesten Premium-Smartphones vorgestellt hat, kommt zwar nicht darum herum, technologische Spitzenleistungen zu bieten. Was der straff geführte Konzern auch immer wieder schafft. Zunehmend gefragter aber würden auch andere Dinge, sagt Mario Winter, der in Deutschland das Marketing für Mobilgeräte des koreanischen Konzerns verantwortet. Den Kunden sei es immer wichtiger, dass ihre Daten nicht in die falschen Hände geraten würden. "Sicherheit wird kaufentscheidend." Samsung reagiert darauf mit Lösungen wie dem Sicherheitsangebot Knox. "Das nutzen inzwischen auch Bundesbehörden", so Winter.

Samsung ist in Deutschland noch immer gut im Geschäft

Für immerhin 13 Geräte aus dem aktuellen Portfolio gebe es monatliche Sicherheitsupdates für Googles Android. Vom jüngsten Spross von Samsungs Premium-Smartphones, dem Note 10, wird es sogar eine Version eigens für Business-Kunden geben, das Note 10 Enterprise. Dafür garantiert Samsung vier Jahre lang Updates. So lange behalten die meisten Nutzer ihre Handys nicht, die durchschnittliche Zeit, in der ein Smartphone-Modell genutzt wird, ist aber länger geworden. Mittlerweile liegt sie bei 25 Monaten, sagt Winter.

In Deutschland ist Samsung noch immer sehr gut im Geschäft. Im ersten Quartal dieses Jahres betrug der Marktanteil bei Smartphones 36,2 Prozent, im zweiten 39,4 Prozent. Und bei der installierten Basis, also allen Smartphones, die noch genutzt werden, kommt Samsung auf 43,2 Prozent - fast jedes zweite Smartphone hierzulande wurde also von Samsung gebaut. Größter Konkurrent in Deutschland ist nach wie vor Apple, vor Huawei.

Der chinesische Anbieter hat sich weltweit mittlerweile vor Apple auf den zweiten Platz hinter Samsung geschoben und ist bei insgesamt rückläufigen Verkaufszahlen gegen den Markt gewachsen. Huawei leidet allerdings unter der Unsicherheit, die der amerikanisch-chinesische Handelsstreit ausgelöst hat. Das könnte dazu führen, dass Huawei bestimmte Bauteile nicht mehr von US-Unternehmen beziehen und, schlimmer noch, dass der Konzern das von Google hergestellte Betriebssystem Android nicht mehr nutzen darf. Vor allem letzteres wäre ein gewaltiger Rückschlag für Huawei.

Samsung könnte von dieser Entwicklung profitieren, aber nicht auf dem wichtigen chinesischen Markt. Dort ist Huawei mittlerweile klar die Nummer eins, auch weil es als patriotisch gilt, ein Huawei-Smartphone zu nutzen. Zu spüren bekommt das aber vor allem der amerikanische Apple-Konzern.

Mit seiner Note-Serie, deren jüngste Modelle am Mittwochabend vorgestellt wurden, bedient Samsung eine zwar beachtliche, aber gemessen am Gesamtmarkt doch eher kleinere Zielgruppe. Die allerdings ist treu, weil Samsung der einzige Anbieter ist, der ein Smartphone mit Stift anbietet. Das mag man zwar belächeln, tatsächlich aber bietet der ins Handy versenkbare Stift eine Reihe von Vorteilen, etwa beim Bearbeiten von Bildern oder Präsentationen. Dass die Idee nicht absurd ist, zeigt sich auch daran, dass Apple inzwischen ebenfalls Tablets mit Stift anbietet.

Die neuen Smartphones aus der Galaxy-Note-Reihe gibt es erstmals in zwei Größen: Das Note 10 hat 16 Zentimeter Bildschirmdiagonale, das Note 10 + sogar einen 17,3-Zentimeter-Bildschirm. Neu dieses Mal: Mit dem Stift lassen sich Gesten ausführen, bei denen man nicht einmal den Bildschirm berühren muss, zum Beispiel um einige Kamerafunktionen zu steuern. Die Frage bei solchen Spezialfunktionen ist allerdings immer, wie sehr man sie wirklich braucht und ob man bereit ist, sich die nötigen Schritte einzuprägen.

Das könnte bei einer speziellen Funktion des neuen Note 10 + schon eher der Fall sein. Es bringt ein zusätzliches Mikrofon an der rückwärtigen Kamera mit, das sich auf eine Stelle hin ausrichten lässt. So hat man auf dem Video etwa von einem Konzert nicht die störenden Geräusche von Konzertbesuchern, sondern nur die Musik, die von der Bühne kommt. Im größeren der neuen Note-Produkte hat Samsung auch einen sogenannten Time-of-Flight-Sensor eingebaut, der hilft, die künstlichen Schärfe-Unschärfe-Effekte etwa bei Porträtfotos zu erzeugen. Verzichtet hat das Unternehmen diesmal auf eine 3,5-Millimeter-Buchse für den Anschluss analoger Kopfhörer - wie es heißt, aus Designgründen. In-Ear-Kopfhörer für den USB-C-Anschluss liegen bei, ein Adapter von USB-C auf Klinke allerdings ist nur als kostenpflichtiges Zubehör erhältlich. Die Innereien der neuen Notes sind natürlich auf dem neuesten Stand. Für das kleine Note 10 sind 949 Euro fällig. Das Note 10 + startet bei 1099 Euro.

Während über die neuen Note-Smartphones schon vorab einiges bekannt geworden war, flog ein weiteres, interessantes Gerät unter dem Radar: Der Laptop Galaxy Book S ist nicht nur deshalb spannend, weil es von Abmessungen, Gewicht und Design her ziemlich deutlich als Konkurrent zu Apples Macbook Air daherkommt. Spannender ist: Sein Prozessor-Herz kommt nicht von Intel oder AMD, es kommt von Qualcomm, einer Chipschmiede, die man bisher mit Smartphones und Tablets in Verbindung brachte. Ob der 8cx-Chip von Qualcomm wirklich schneller ist als vergleichbare Intel-Chips, werden unabhängige Tests zeigen müssen. Glaubhaft erscheint jedenfalls, dass Qualcomm aus seiner Erfahrung mit Mobilgeräten einen sehr stromsparenden Chip designt hat, der wenig Abwärme produziert.

© SZ vom 09.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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