Mobilfunknetz:Hallo?

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Ein Mobilfunkmast steht auf einer Anhöhe in der Verbandsgemeinde Meisenheim in Rheinland-Pfalz. (Foto: Andreas Arnold/dpa)

Regierung will gegen Funklöcher vorgehen und übt harte Kritik an den Telekommunikationskonzernen.

Von Markus Balser, Berlin

Die Hoffnung auf schnelleren Mobilfunk besteht aus einer Zahl und einem Buchstaben: 5 G. Der neue Standard soll Deutschland dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung zufolge an die Weltspitze der digitalen Infrastruktur katapultieren. 5 G soll bis zu 20-mal schneller Daten übertragen als das derzeitige LTE-Netz. Noch aber sieht es düster aus im Land. So ist es auch den Eckpunkten der Bundesregierung für eine neue Mobilfunkstrategie zu entnehmen, die das Kabinett am Mittwoch verabschiedete. Denn noch immer müssen die Deutschen vor allem auf dem Land im Garten auf und ab gehen, um überhaupt ein paar Balken auf dem Handy zu sehen.

Die Bundesregierung geht deshalb vor allem die großen Mobilfunkunternehmen wie Telekom oder Vodafone in dem Papier hart an. "Ein internationaler Vergleich von Mobilfunkdiensten zeigt, dass die Mobilfunkversorgung in Deutschland den Ansprüchen einer hochentwickelten Wirtschaftsnation bislang nicht ausreichend gerecht wird und eine internationale Spitzenposition noch nicht erreicht ist." Besonders bei der Versorgung in der Fläche seien "dringend Verbesserungen" nötig.

Wie genau die aussehen, blieb allerdings auch am Mittwoch erst mal offen. Das Kabinett will die Entscheidung Mitte November treffen. Ziel ist es, dass Deutschland beim Mobilfunk eine "internationale Spitzenposition" wenigstens auf Basis der älteren 4G-Technik erreicht. So werde immerhin eine wichtige Voraussetzung für den Ausbau der nächsten superschnellen Mobilfunkgeneration 5 G geschaffen, heißt es in der Regierung. Ohne staatliche Förderung hätten wohl 5000 Standorte in Deutschland keine Perspektive auf eine Verbesserung, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Wie bereits bekannt, will die Bundesregierung zudem eine Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft gründen, um den Ausbau zu unterstützen und wenn nötig selbst Aufträge zu vergeben. Zudem sollen bestehende Liegenschaften von Bund, Ländern und Kommunen verstärkt als Standorte von Antennenmasten genutzt werden. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte Anfang September einen Fünf-Punkte-Plan zum Ausbau des Mobilfunks vorgelegt. Zuvor hatten Bund und Mobilfunkbetreiber einen zusätzlichen Mobilfunkausbau vor allem in ländlichen Regionen vereinbart.

Es gibt keine verlässlichen Statistiken, wie viele Menschen in Deutschland vom Mobilfunknetz abgeschnitten sind. Doch selbst vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass Landstriche mit fast zwei Millionen Einwohnern ernste Probleme haben, weil der nächste Mobilfunkmast zu weit weg ist. Die Telekom kommt auf gut 80 Prozent Netzabdeckung in der Fläche - und ist damit noch der führende Anbieter.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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