Mobilfunk:Telekom legt Netze für O2

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Der Ausbau verschlingt Milliarden, die Zeit drängt. Nun kooperieren die Netzanbieter stärker, um gemeinsam die nötigeren Voraussetzungen für den leistungsfähigeren Mobilfunk-Standard 5G zu schaffen. Kann das helfen?

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Die Ankündigungen trudeln beinahe im Wochentakt ein. 500 neue Antennen in Hessen, 1000 neue Mobilfunkstationen in Bayern, Pakt gegen Funklöcher in Nordrhein-Westfalen: Die großen Telefonanbieter investieren Jahr für Jahr Milliarden in einen schnelleren und möglichst flächendeckenden Handyempfang in Deutschland. Denn immer mehr Geräte in den Haushalten und Fabriken verschicken Daten über das Mobilfunknetz; die Datenmenge ist alleine im vergangenen Jahr um 52 Prozent gestiegen, wie die Bundesnetzagentur berichtet.

Neue Anforderungen und hohe Ausbaukosten treiben selbst Konkurrenten dazu, stärker zusammenzuarbeiten: So weitet nun die Deutsche Telekom ihre Kooperation mit Telefónica Deutschland aus, um den Netzausbau voranzutreiben. Das haben die beiden Unternehmen am Montag bekanntgegeben. Demnach will die Telekom deutschlandweit mindestens 5000 Mobilfunkantennen der O2-Mutterfirma Telefónica an ihr Glasfasernetz anschließen. Die Telekom will die entsprechenden Mieteinnahmen in den weiteren Ausbau ihres Netzes investieren.

Damit legt die Mutterfirma des Anbieters O2 die Grundlage, um ihren Kunden künftig 5G-Handyverträge anbieten zu können. Dieser neue Mobilfunkstandard soll seine Vorgänger 3G und 4G in den nächsten Jahren ersetzen. Das 5G-Netz soll Daten derart schnell übertragen, dass selbstfahrende Autos eines Tages in Echtzeit miteinander kommunizieren können. Die Versteigerung der nötigen Frequenzen soll hierzulande im nächsten Jahr beginnen. Der neue Standard setzt voraus, dass die Mobilfunkantennen an ein leistungsfähiges Glasfasernetz angeschlossen sind.

Einen Teil dieser Arbeit übernimmt die Deutsche Telekom nun für ihren Konkurrenten. Denn im Gegensatz zu dem früheren Staatsunternehmen und dem Mitbewerber Vodafone betreibt Telefónica hierzulande kein eigenes Festnetz zum Telefonieren und Surfen. Daher ist der dritte Netzbetreiber auf dem hiesigen Mobilfunkmarkt für den neuen Standard auf Glasfasernetze anderer Unternehmen angewiesen.

Telekom und Telefónica hatten bereits im Jahr 2011 vereinbart, dass der Bonner Konzern knapp 2000 Mobilfunkantennen des Konkurrenten an das Netz anbinden werde. "Jetzt haben wir die Laufzeit unserer Kooperation verlängert", sagt Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner, "und schließen deutlich mehr Antennen als bislang an." Die beiden Unternehmen gaben zunächst keine finanziellen Details ihrer vertieften Zusammenarbeit bekannt. Die Mobilfunknetze von Telekom und O2 bleiben getrennt, wie die Konkurrenten betonen. Demnach verändere die Kooperation auch weder Vertragsinhalte noch Rufnummern der Kunden.

© SZ vom 09.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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