Mobilfunk:Pakt gegen Funklöcher

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Deutschlands Netzbetreiber verpflichten sich, den Mobilfunk vor allem in ländlichen Regionen auszubauen. Dafür kommt ihnen die Bundesregierung an anderer Stelle entgegen. Doch einen Haken haben die Vorgaben trotzdem.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Lahmer Empfang auf dem Land, Funklöcher während der Zugfahrt: Viele Menschen sind hierzulande in löchrigen Mobilfunknetzen unterwegs, wie Studien in trauriger Regelmäßigkeit belegen. Nun versprechen die Betreiber, dass sie ihre Netze in den nächsten Monaten verbessern werden. Der Bund hat entsprechende Verträge mit der Deutschen Telekom, Vodafone, Telefónica ("O2") und 1&1 Drillisch geschlossen.

Demnach müssen die Konzerne bis Ende nächsten Jahres 99 Prozent der Haushalte bundesweit mit LTE versorgen. Viele Kunden erkennen diesen Standard an der Anzeige "4G" auf ihrem Handy. Bis 2021 soll jedes einzelne Bundesland diese Quote erfüllen - also auch Flächenländer, in denen der Ausbau bis in jedes Dorf aufwendiger ist als in Stadtstaaten. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) spricht daher von einer "Ausbauoffensive" für ländliche Räume. Die Vorgaben seien rechtlich verbindlich.

Bislang galt, dass die Netzbetreiber bis Januar 2020 bundesweit 98 Prozent der Haushalte mit schnellem Mobilfunk versorgen müssen. Diese Verpflichtung gingen Telefónica, Telekom und Vodafone vor vier Jahren ein, als sie LTE-Frequenzen ersteigerten. Nachteil dieser Vorgabe: Sie bezieht sich auf die Zahl der Haushalte, nicht auf die Fläche; an einer entlegenen Bahnstrecke oder mitten im Wald darf der Empfang vorerst dürftig bleiben.

Damit die Konzerne das neue Ziel erreichen, sollen bundesweit mehr als 1400 zusätzliche Mobilfunkmasten entstehen. Das Besondere: Diese Standorte sollen allen vier Betreibern offenstehen; so können die Firmen die Kosten teilen. Bisher scheitert der Ausbau auf dem Land zuweilen daran, dass sich ein neuer Mast in einem sogenannten weißen Fleck für einen Betreiber allein nicht lohnen würde.

Da die Konzerne besagte Verpflichtungen eingehen, kommt ihnen der Bund an anderer Stelle entgegen: Die Netzbetreiber dürfen die jüngst ersteigerten 5G-Lizenzen nun bis 2030 in jährlichen Raten zahlen. Die Unternehmen haben insgesamt 6,55 Milliarden Euro für jene Frequenzen geboten, die für den künftigen Standard geeignet sind. 5G kann Daten noch schneller und zuverlässiger übertragen als LTE - und gilt mithin als Grundlage für Zukunftstechnologien wie das autonome Fahren.

© SZ vom 07.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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