Mindestlöhne:Luxemburg weit vor Deutschland

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20 der 22 EU-Länder haben ihre Mindestlöhne jetzt erhöht. Sie steigen kräftig, besonders in mittel- und osteuropäischen Ländern. Aber es gibt eine Ausnahme: Deutschland.

Von Thomas Öchsner, München

10,03 Euro pro Stunde in Frankreich, 9,80 Euro in Irland, 5,45 Euro in Spanien - 20 der 22 EU-Länder haben ihre Mindestlöhne zum Jahresanfang oder im Lauf des Vorjahres erhöht. In Deutschland beläuft sich der Mindestlohn derzeit auf 9,19 Euro - 35 Cent mehr als noch im Vorjahr. Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern ist der niedrigste erlaubte Bruttolohn damit hierzulande eher niedrig. Dies geht aus einer Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor.

Insgesamt sei innerhalb der EU bereits seit einigen Jahren ein Trend zu deutlich höheren Mindestlohnsteigerungen zu beobachten, heißt es in dem Bericht des WSI. Die höchsten Zuwachsraten verzeichneten die Forscher in den mittel- und osteuropäischen EU-Ländern mit Aufschlägen von bis zu zehn Prozent. In West- und Südeuropa fiel das Plus deutlich niedriger aus. In Deutschland beläuft sich die Anhebung auf vier Prozent, aber für zwei Jahre, da hier anders als in anderen Ländern die gesetzliche Lohnuntergrenze nicht jährlich angehoben wird. Im Mittel der 22 EU-Staaten betrug der Zuwachs hingegen 4,8 Prozent und nach Abzug der Inflation 2,7 Prozent. Spitzenreiter ist mit weitem Abstand Luxemburg mit 11,97 Euro ( Grafik).

Die Forscher untersuchten auch, welchen Stellenwert der Mindestlohn im Vergleich zu anderen Löhnen hat. Das zeigt ein Blick auf den Medianlohn, der genau in der Mitte der Verteilung liegt, bei dem also die eine Hälfte der Arbeitnehmer mehr und die andere Hälfte weniger verdient. Als wichtig gilt hier die 60-Prozent-Marke. Eine Bezahlung oberhalb der 60 Prozent des Median-Lohnes gelten als einigermaßen existenzsichernd, weil Alleinstehende dann in der Regel ohne staatliche Sozialleistungen von ihrer Arbeit leben können. In Deutschland lag die gesetzliche Lohnuntergrenze 2017 bei knapp 48 Prozent des Medianlohns. Bei 60 Prozent müsste der deutsche Mindestlohn auf annähernd 12 Euro angehoben werden, rechnet das WSI vor. Die SPD hatte gefordert, die Untergrenze schrittweise auf 12 Euro zu erhöhen.

© SZ vom 15.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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