Milliardendebakel bei der BayernLB:Streit über Zukunft des Vorstands vertagt

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Patt im Streit um die künftige Führung der BayernLB: Während die bayerische Landesregierung den Vorstand um Bankchef Kemmer ablösen möchte, wollen die Sparkassen die Chefetage halten.

K. Stroh, K. Ott und Th. Fromm

Die Krise bei der wegen Verlusten in Milliardenhöhe stark angeschlagenen Bayerischen Landesbank (BayernLB) erreichte am Donnerstag einen neuen Höhepunkt. Zwischen den beiden Eigentümern, dem Freistaat und den Sparkassen, entstand ein heftiger Streit über die künftige Führung der Bank.

In Regierungskreisen wurde auf eine Ablösung des Vorstands um Bankchef Michael Kemmer hingearbeitet. Im Sparkassenlager widersetzte man sich diesem Ansinnen. Etwa 1500 Mitarbeiter der Landesbank demonstrierten am Donnerstagabend in der Bankzentrale in München während einer Sondersitzung des Verwaltungsrats für den Vorstand.

Buh-Rufe für Huber

Der Verwaltungsrat, das Kontrollgremium der BayernLB, debattierte bis Mitternacht über die künftige Führung der Bank. Anschließend wurde die Sitzung unterbrochen, sie soll Freitagmittag fortgesetzt werden. "Wir haben ein Patt", sagte der Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger, einer der Sparkassenvertreter. Die Sparkassen seien sich einig. "Von uns aus kann alles so bleiben, wie es ist. Diejenigen, die etwas anderes wollen, konnten sich nicht durchsetzen." Regierung und Sparkassen stellen je fünf Verwaltungsräte.

Der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Finanzminister Erwin Huber, war von den Demonstranten mit Buh-Rufen empfangen worden. "Finger weg von unserem Vorstand", forderten die Mitarbeiter auf Transparenten und skandierten: "Wir wollen Kemmer." Der Bankchef sprach von einem "unglaublichen Solidaritätsbeweis."

Kemmer und die übrigen fünf Vorstände hatten zuvor in einem Brief an Huber verlangt, die Eigentümer der BayernLB müssten erklären, ob sie noch zum Vorstand stünden. Kemmer und seine Kollegen schrieben, sie seien "bereit, auch weiterhin in schwierigen Zeiten die BayernLB zu führen". Dafür brauche es aber das "uneingeschränkte Vertrauen des Verwaltungsrats und der Anteilseigner in den Vorstand der BayernLB".

"Auf Punkt und Komma die Wahrheit"

Mit diesem Vorstoß hatte der Bankvorstand auf eine Attacke des künftigen Regierungschefs Horst Seehofer reagiert. Seehofer hatte geäußert, er gehe davon aus, dass mit den Vorständen über deren "persönliche Verantwortung" für die Bankkrise gesprochen werde. Seehofer soll kommende Woche von CSU und FDP im Landtag zum neuen Ministerpräsidenten gewählt werden.

In CSU und FDP wird der BayernLB vorgeworfen, das wahre Ausmaß der Krise nicht frühzeitig offengelegt zu haben. Sparkassenpräsident Siegfried Naser entgegnete, er und Kemmer hätten den Koalitionspartnern stets "auf Punkt und Komma die Wahrheit gesagt". Naser sagte, "ich selbst und alle Sparkassendirektoren in Bayern halten Kemmer für einen fachlich und persönlich hervorragenden Vorstandschef, dem wir in schwierigen Zeiten viel zu verdanken haben".

Ein anderer Sparkassenfunktionär bezeichnete Seehofers Attacke gegen den Bankvorstand als "populistisch". Man könne in der jetzigen schwierigen Lage nicht den Vorstand auswechseln. "Das öffentliche Polit-Getöse muss aufhören, es geht um das Vermögen der Bank." Die BayernLB braucht 6,4 Milliarden Euro. Der Landtag setzte ein eigenes Kontrollgremium für die Landesbank ein. CSU und FDP wollen ihre Koalitionsverhandlungen am Freitag abschließen.

© SZ vom 24.10.2008/aho/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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