Metro-Übernahme:Zweiter Versuch

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Der Eingang zu einem großen Metro-Markt. (Foto: Ina Fassbender/dpa)

Großaktionär Křetínský hofft mit einem neuen Angebot, endlich mehr Einfluss beim Handelskonzern zu erlangen.

Von Michael Kläsgen, München

So wie sich die Anteile der Großaktionäre bei der Metro im Moment verteilen, ist das für den jungen, ehrgeizigen Investor Daniel Křetínský unbefriedigend. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der Tscheche nun mit einem freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebot über die Schwelle von 30 Prozent der Anteile kommen will. Derzeit hält er mit seinem Partner Patrik Tkáč über die Beteiligungsholding EP Global Commerce 29,99 Prozent der Metro-Anteile.

Die beiden anderen Großaktionäre, Beisheim und Meridian-Stiftung, die sich zusammengeschlossen haben, um dem tschechischen Milliardär Paroli bieten zu können, kommen auf 23,06 Prozent der Stimmrechte an dem Handelsunternehmen. Seitdem die beiden im vergangenen Jahr eine Komplettübernahme durch Křetínský abgewehrt hatten, der beabsichtigte, die Metro danach von der Börse zu nehmen, blieb der Milliardär weitgehend zur Tatenlosigkeit verdammt.

Sein am Sonntagabend unterbreitetes Angebot, 8,48 Euro je Stammaktie und 8,87 Euro je Vorzugsaktie zu bieten, entspricht nun dem Versuch, Bewegung in die für ihn unliebsame Gesellschafterstruktur zu bringen und mehr Einfluss auf die Metro zu erlangen. Der Wandel hin zu einem reinem Großhandelsunternehmen, ließ EP Global durchblicken, geht dem Investor zu langsam voran. Wofür die Metro genau stehe, das hätten Křetínský und seine Leute wohl auch klarer umrissen; und fragwürdig ist nach ihrer Auffassung auch, ob Metro in so vielen Ländern unterwegs sein muss, wie es derzeit der Fall ist. Ganz zu schweigen vom Aufsichtsrat, der aus ihrer Sicht agiler sein dürfte. Křetínský würde also gern einiges bewegen, kann seine Vorstellungen aber mit seinem derzeitigen Anteil nicht durchsetzen und hat auch nur einen Vertreter im Aufsichtsrat.

Die Aktionäre Beisheim und die Meridian-Stiftung gehen zwar nicht auf Konfrontationskurs, lehnen das Angebot aber ab. "Es herrscht Aufbruchstimmung nach dem Verkauf des China-Geschäfts und der Real-Märkte", sagt ein Sprecher. Zudem wird ein Nachfolger für Konzernchef Olaf Koch gesucht, der zum Jahresende ausscheidet. Metro empfahl seinerseits den Aktionären, das Angebot bis auf weiteres nicht anzunehmen. Es liegt nur bei gut der Hälfte der Offerte von 16 Euro im vergangenen Jahr, das Metro ebenfalls als zu niedrig bewertete.

Ein freiwilliges öffentlichen Angebot zu unterbreiten erlaubt Křetínský, über die Schwelle von 30 Prozent der Anteile zu kommen, ohne ein Pflichtangebot für alle Aktien im Wert von knapp 2,2 Milliarden Euro abgeben zu müssen. Hierin dürfte auch der Grund liegen, warum er die Option auf die restlichen Anteile des Altaktionärs Haniel bisher nicht gezogen hat.

© SZ vom 15.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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