Metro:Mutters Liebling

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Konzernchef Olaf Koch findet die Entwicklung von Media-Saturn "atemberaubend". Bald könnten die Preise beim Elektronikhändler tagsüber schwanken, wie bei Amazon.

Von Michael Kläsgen, München

Olaf Koch zierte sich, eine klare Aussage zum bisherigen Weihnachtsgeschäft der Metro Group zu machen, obwohl in gut einer Woche Heiligabend ist. Der Konzernchef deutete am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz lediglich an, dass die Menschen immer später und immer öfter online einkaufen würden. "70 Prozent des Volumens liegen noch vor uns", sagte Koch. Bisher sei Metro auf "Erwartungsniveau". Sonst blickt der Konzern nach Jahren der Restrukturierung verhalten optimistisch in die Zukunft. Koch erklärte die Krise für beendet. Nach dem Verkauf von Galeria Kaufhof will Metro jetzt im In- und Ausland zukaufen und im laufenden Geschäftsjahr bei Umsatz und operativem Gewinn zulegen. Zwei Milliarden Euro will Koch investieren.

Der Konzern leidet gleichwohl weiter unter dem schwachen Rubel und dem Russlandgeschäft. Aufgrund der Währungseffekte, aber auch weil der Umbau weiter geht und wegen Wertberichtigungen sank der operative Gewinn im Geschäftsjahr 2014/2015 (bis Ende September) um 1,3 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro. Im vierten Quartal übertraf Metro allerdings die Erwartungen der Analysten. Der Umsatz ging im Gesamtjahr um 1,2 Prozent auf 59,2 Milliarden Euro zurück. Durch die Kaufhof-Veräußerung verringerte sich die Nettoverschuldung bis Ende September auf 2,5 Milliarden Euro, das ist etwa halb so viel wie noch vor drei Jahren.

Eines der größten Probleme sind weiterhin die Real-Supermärkte. Im zweiten Halbjahr liefen die Geschäfte schlecht. Koch sprach von einer "Preisdeflation," also sinkenden Preisen aufgrund des Wettbewerbs. Metro hatte sich aus der Tarifbindung verabschiedet und streitet sich nun mit Verdi. Die Gewerkschaft hatte Supermärkte bestreikt. Von 14 Standorten trennte sich Metro. 107 wurden modernisiert. Metro will mehr als 150 Millionen Euro jährlich in die Supermärkte investieren. Mehr Service und Qualität sind die Ziele. Dabei setzt Real auch auf Bioware. Zu den Baustellen gehört auch die kriselnde Online-Tochter Redcoon, der Dauer-Clinch mit Media-Saturn-Mitgründer Erich Kellerhals und dass der langjährige Hauptinvestor Haniel sukzessive seinen Anteil reduziert.

Erfreulicher ist die Entwicklung bei Media-Saturn. Der Elektronikhändler erwirtschafte zwei von knapp 22 Milliarden Euro Jahresumsatz online. Bis Ende 2016 sollen alle Märkte mit elektronischen Preisschildern versehen sein. Koch schloss nicht aus, dass die Preise dann am selben Tag variieren werden, wie bei Amazon. Wachstumschancen sieht er darin, Kunden komplette Lösungen anzubieten, also Käufern eines internetfähigen Fernsehgeräts gleich den Anschluss zu verkaufen. Komplett- Lösungen hat Metro auch im Großhandel vor. Da will der Konzern unabhängigen Unternehmen in der Gastronomie Rundum-Pakete von der Belieferung bis zum E-Commerce anbieten.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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