Metallindustrie:Lohnplus mit Verzögerung

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Im Metall-Tarifvertrag steht es schwarz auf weiß: Um 2,1 Prozent sollten die Löhne im Mai steigen. Doch nun stellt die Wirtschaftskrise den Zeitpunkt der Erhöhung infrage.

Es hätte alles so schön sein können. Hunderttausende Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie hatten fest damit gerechnet: Im Mai sollten ihre Löhne um 2,1 Prozent angehoben werden. Nun jedoch könnte es ein böses Erwachen geben. Denn die schwierige Auftragslage und die Folgen der Wirtschaftskrise treffen die Metallfirmen hart - und etliche Firmen überlegen offenbar, die Lohnerhöhungen zu verschieben.

Im Tarifvertrag sind sie zugesichert, doch nun werden die Löhne in einigen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie wohl erst später erhöht. (Foto: Foto: ddp)

Wie die Bild-Zeitung unter Berufung auf eine Umfrage bei den großen Landesverbänden der Metallarbeitgeber berichtet, wollen je nach Region bis zu 50 Prozent der Firmen die Löhne erst später anheben. Sie berufen sich auf den Tarifvertrag, wonach die vereinbarte Lohnsteigerung um bis zu sieben Monate verschoben werden kann.

Vor allem Beschäftigte in Süddeutschland müssten mit einer Verschiebung rechnen, schreibt das Blatt weiter. In Baden-Württemberg und Hessen plane jedes zweite Metall- und Elektrounternehmen eine spätere Lohnanhebung. In Bayern wollten 40 Prozent der Firmen die Lohnerhöhung erst später zahlen, nochmal 40 Prozent machten eine Verschiebung abhängig von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung.

Krisentreffen in Herzogenaurach

In Nord- und Ostdeutschland planen nach Angaben der Zeitung bis zu 40 Prozent der Metallfirmen spätere Lohnerhöhungen. Der im vergangenen Jahr geschlossene Tarifvertrag in der Metall- und Elektrobranche erlaubt eine Verschiebung der zweiten Stufe der Lohnerhöhung bis maximal Dezember.

Besonders prekär ist die Lage in Franken. Der Automobilzulieferer Schaeffler aus Herzogenaurach ist angeschlagen und bittet um staatliche Bürgschaften in Höhe von vier Milliarden Euro. Im Rahmen einer Mitgliederversammlung will am Dienstag die IG Metall über die Lage der Beschäftigten beraten. Dabei sollen die Forderungen der Arbeitnehmervertreter ebenso diskutiert werden wie die Finanzsituation der Schaeffler-Gruppe und die mögliche Unterstützung durch die Politik.

Zu der Versammlung werden auch der bayerische IG Metall-Chef Werner Neugebauer und der Konzernbetreuer der Gewerkschaft für die Schaeffler-Gruppe, Wolfgang Müller, erwartet. Der Herzogenauracher Konzern ist nach der Übernahme des Autozulieferers Continental mit mehr als zehn Milliarden Euro verschuldet.

Konjunktur: Düstere Signale aus Berlin

Düstere Signale kommen auch aus Berlin. Dort haben sich nämlich die Konjunkturexperten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) an die Spitze der Pessimisten gesetzt. Entgegen aller Äußerungen in den vergangenen Wochen und Monaten versuchen die Berliner Forscher nun doch, die wirtschaftliche Entwicklung in Zahlen zu fassen - und die sehen dramatisch aus. Nach den jüngsten Daten sei ein Rückgang der Jahreswirtschaftsleistung um mehr als drei Prozent wahrscheinlich. "Ein derart kräftiger Rückgang der ökonomischen Aktivität wäre in der west- beziehungsweise gesamtdeutschen Nachkriegsgeschichte bislang einmalig", sagte DIW-Konjunkturexperte Stefan Kooths. Auch die Erwartung der Regierung über den zu erwartenden Anstieg der Arbeitslosenzahlen sei womöglich noch zu optimistisch.

Es sei nicht auszuschließen, dass die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr um durchschnittlich 400.000 steige, sagte ein Sprecher des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Bisher geht die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) von einer durchschnittlichen Zunahme der Arbeitslosenzahlen um rund 250.000 auf 3,518 Millionen aus. Verlässliche Prognosen gebe es derzeit allerdings nicht, betonte der Sprecher des Forschungszentrums der Bundesagentur für Arbeit (BA).

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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