Medienunternehmer Burgener:Triumph nach Plan

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Der Schweizer Bernhard Burgener formt einen neuen Medienkonzern - mit dem Medienunternehmer Leo Kirch im Hintergrund.

Caspar Busse

Die Schweiz ist ein kleines Land, da kann man auch mal unkonventionelle Wünsche äußern "Mein Ziel lautet eigentlich: nie in die Zeitung kommen", sagte Bernhard Burgener, 50, vor ein paar Wochen im Interview mit der Schweizer Weltwoche. Das ist ziemlich ungewöhnlich, denn der gebürtige Basler ist nicht nur schon lange in der Medienbranche aktiv. Er wird bald auch einer der wichtigsten Medienmanager Deutschlands.

Bernhard Burgener - nur ein Strohmann für Kirch? (Foto: Foto: Julian Salinas)

Bei der Schweizer Highlight Communications führt er schon lange die Geschäfte, das soll auch so bleiben, hier ist Burgener mit knapp zehn Prozent beteiligt. Bei dem Münchner Unternehmen EM Sport Media, das früher als EM.TV an der Börse für Furore sorgte, wird er Anfang September Vorstandsvorsitzender. Und bei der Constantin Film soll er die gleiche Position ab 1. Januar 2009 von Fred Kogel übernehmen.

Kirch im Hintergrund

Genau genommen sind es also drei Jobs auf einmal für den bisher weithin unbekannten Burgener. Der gelernte Diplom-Kaufmann ist dann beispielsweise zuständig für große Kinofilme wie zum Beispiel Bernd Eichingers Produktionen "Der Untergang" oder "Der Baader Meinhof Komplex", der im September in die Kinos kommt, verkauft wichtige Sportrechte und betreibt Spartensender sowie Produktionsfirmen. Wie Burgener all diese Aufgaben lösen will, ist noch sein Geheimnis.

Im Hintergrund wirkt Leo Kirch, der gerade als Trauzeuge von Helmut Kohl fungierte. Gewöhnlich tritt der Medienunternehmer nicht in der Öffentlichkeit auf, sondern er baut auf seine vielfältigen persönlichen Kontakte, die auch sechs Jahre nach der Kirch-Insolvenz intakt sind. "Die Familie lebt", heißt es aus Kirchs Umfeld. Die Holding-Firma KF 15, benannt nach der Kirchs Büroadresse Kardinal-Faulhaberstraße 15, in München ist in Besitz seiner Ehefrau Ruth und seines Vertrauten Dieter Hahn und hält 17 Prozent an EM Sport Media. Daran hängt wiederum Highlight und dazu gehört Constantin.

Unscheinbar aber durchsetzungsstark

Burgener ist der neue starke Mann, der dem ganzen Konstrukt ein Gesicht geben wird. Am Ende soll eine in Europa führende Mediengruppe stehen, die in den Bereichen Fernseh- und Filmproduktion sowie Sport tätig ist. Einfach aufaddiert lag der Umsatz der Unternehmen, die Burgener künftig führen wird, im vergangenen Jahr schon bei mehr als 750 Millionen Euro.

Zu EM Sport Media gehört der Spartenkanal DSF, das Internetportal Sport 1 und die Produktionsfirma Plazamedia. Highlight - einst von Burgener mitaufgebaut - ist selbst im Lizenzhandel tätig und hält 80 Prozent an der Sportrechteagentur Team, die neben anderem auch die lukrativen Rechte für die Champions League und den Uefa-Cup vermarktet. Und Constantin Film ist die größte unabhängige Film- und Fernsehproduktionsfirma in Deutschland.

Burgener ist zurückhaltend und wirkt unscheinbar, er gilt aber als durchsetzungsstark. Was er vorhat, ist unbekannt. Bei EM Sport Media ersetzt er Werner Klatten, der in den Aufsichtsrat der Firma wechseln und zusätzlich Präsident der Verwaltungsrats von Highlight werden soll. Klatten, der sich immer wieder gegen den Vorwurf wehren musste, er sei nur ein Strohmann Kirchs gewesen, hatte lange mit Burgener gerungen: Eigentlich wollte Highlight EM Sport Media übernehmen, doch Klatten setzte sich durch - er stieg umgekehrt bei Highlight ein. Klatten sah wie der Sieger aus, jetzt macht er Burgener Platz.

Lesen Sie weiter, welche Rolle Leo Kirch in den Konzernen Burgeners spielt - und was der vom Münchner Medienmogul hält.

Bei Constantin ist die Lage ähnlich: Als Highlight unter der Führung Burgeners im Mai 2002 einstieg, wehrte sich Firmengründer Bernd Eichinger heftig. Er und Fred Kogel wollten die Unabhängigkeit wahren und versuchten, die Schweizer mit allen Mitteln abzuwehren. Doch vergeblich: Burgener setzte sich durch, Highlight baute seinen Anteil an Constantin Schritt für Schritt auf mehr als 95 Prozent aus. Jetzt beerbt Burgener auch seinen früheren Widersacher Kogel an der Firmenspitze.

Es gab immer Spekulationen, dass Burgener ein Agent Kirchs sei, aber Belege gab es nie. "Die sind schon seit Jahren Geschäftspartner", heißt es. Kirch half Burgener beispielsweise auch aus dessen bisher größten Krise, so wird kolportiert. Im Sommer 2005 war der Investor Florian Homm, der für seine aggressive Art bei Firmenaufkäufen bekannt ist, bei Highlight eingestiegen.

Überrascht von Kirch-Engagement

Homm, ein Spross der Neckermann-Dynastie, forderte rasche Veränderungen bei Highlight, wollte das schnelle Geld machen. Burgener geriet unter Druck. Doch nach einigen Wochen stieg Homm wieder aus, er erkannte wohl, dass hier kaum etwas zu machen war. "Damals kam für Burgener viel Unterstützung aus München", berichten Insider heute.

Wie immer die aussah: Spätestens seitdem waren Leo Kirch und sein Vertrauter Dieter Hahn an Highlight beteiligt. Dass dies zunächst nicht öffentlich wurde, liegt an dem speziellen Schweizer Unternehmensrecht. Offiziell hielt eine Frankfurter Investmentbank einen erheblichen Anteil an Highlight. Erst im Herbst vergangenen Jahres offenbarten sich Kirch und Hahn als Highlight-Aktionäre. Wieviel Burgener von Kirchs Kauf wusste, lässt sich nicht sagen. Er selbst sagt, er sei "etwas überrascht" vom Kirch-Engagement gewesen. Noch-EM-Chef Klatten sagte vor einem Jahr zu Burgener: "Ich hatte nie Anlass zu zweifeln, dass er die Geschicke dieses Unternehmens fast allein bestimmt."

Beteiligung an einem Marmorbruch

Nach eigenen Angaben ist Burgener seit 1982 im Mediengeschäft tätig. 1983 gründete er im Schweizer Pratteln, wo sich noch heute der Sitz der Firma Highlight befindet, die Rainbow Video AG, einen Videoverleih, 1985 expandierte er auch nach Österreich. Schnell hatte er Erfolg, ging auch in den Filmvertrieb und wurde Millionär.

1994 beteiligte sich Burgener an Highlight, führte als Präsident des Verwaltungsrates die operativen Geschäfte. 1999 schließlich brachte er Highlight mitten im allgemeinen Börsenfieber an den Neuen Markt in Deutschland. Durch die Krise kam er vergleichsweise gut, weil er nicht gleich den gesamten Erlös aus dem Börsengang verpulverte. Burgener, der privat an einem Marmorbruch in Norditalien beteiligt ist, der den berühmten Laaser-Marmor herstellt, agierte immer nach dem Motto: "Man ist stärker, wenn man unterschätzt wird."

Heute schwärmt Burgener öffentlich von Kirch. "Er hat eine rasche Auffassungsgabe. Er ist ein guter Zuhörer und sieht sofort, wo das Problem ist", sagte Burgener der Weltwoche und lobte: Kirch sei der "ausstrahlungsstärkste Mensch, den ich kenne, was Medien in Deutschland betrifft". Und zu Kirch persönlich meinte er: "Sein Händedruck ist immer noch fest wie ein Schraubstock, die Stimme kräftig."

© SZ vom 19.5.2008/jkf/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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