Medienindustrie:Finanzinvestor KKR kauft Tele München

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Er hieß einst der "kleine Kirch", aber er ist bis heute erfolgreich. Jetzt verkauft Herbert Kloiber seine Mediengruppe für viel Geld an einen amerikanischen Investor. Der will nun vom großen Umbruch profitieren.

Von Caspar Busse, München

Mit Wehmut sei ein solcher Abschied ganz sicher verbunden, sagt Herbert Kloiber, 72, am Donnerstag. Doch jetzt sei es einfach an der Zeit gewesen. Gerade hatte er überraschend verkündet, dass er die Tele München Gruppe (TMG) an den New Yorker Finanzinvestor KKR verkaufen werde. Der Kaufpreis wurde nicht mitgeteilt, es dürfte sich um einen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag handeln, der an den bisherigen Alleineigentümer Kloiber fließt. TMG mit Hauptsitz in München ist eine der großen unabhängigen Medienfirmen in Deutschland und produziert für das Kino und das Fernsehen (zum Beispiel die Kultserie "Hubert und Staller"), handelt mit Lizenzen, ist im Kinoverleih tätig und mit gut 30 Prozent am frei empfangbaren Fernsehsender RTL II beteiligt. Auch Tele 5 gehört zu der Gruppe, außerdem die an der Börse notierte Odeon Film und der Filmverleiher Concorde.

Medienmann Fred Kogel übernimmt die Führung und hofft auf gute Geschäfte

KKR will aus TMG eine große Mediengruppe machen und dazu weitere Unternehmen erwerben. Philipp Freise, Partner bei KKR, sagte, es sei eine Plattform geplant, "die vom Filmset bis ins Kino und zur Fernsehauswertung die komplette Wertschöpfungskette mit starker eigener Produktion abdeckt und die wir durch weitere Firmenzukäufe ausbauen werden". Als neuer Chef wurde dafür Fred Kogel, 58, verpflichtet. Der ist einer der bekanntesten Medienmanager, war unter anderem Chef des Privatsenders Sat 1, Manager von Harald Schmidt, Geschäftsführer bei der Kirch-Gruppe und zuletzt Vorstandschef bei Constantin Medien. "Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir im anspruchsvollen Medienmarkt erfolgreiche Marktführer aufbauen können", sagte Freise. KKR war unter anderem zusammen mit Permira einige Jahre lange mehrheitlich an Pro Sieben Sat 1 beteiligt. Gemeinsam mit Bertelsmann baute der Finanzinvestor die Berliner Musikfirma BMG auf (und ist 2013 wieder ausgestiegen). KKR ist einer der größten Investoren weltweit.

Kloiber wurde lange als "der kleine Kirch" bezeichnet. Wie Leo Kirch auch, bedient der gebürtige Wiener die gesamte Wertschöpfungskette: Er produziert Filme, kauft Rechte und hat eigene Sender. Im Jahr 1970 hatte Kloiber, ein promovierter Jurist, im Alter von 22 Jahren bei Leo Kirch angefangen. Nach sechs Jahren überwarfen sich die beiden, 1977 übernahm Kloiber dann Tele München und baute diese zum Konkurrenten der Kirch-Gruppe auf. Leo Kirch ging 2002 insolvent, die Gruppe wurde zerschlagen. Kloiber aber wuchs weiter, ihm gehörte zwischenzeitlich auch der Kinobetreiber Cinemaxx und der österreichische Sender ATV. Noch heute ist TMG einer der größten Filmhändler.

Der Verkauf nach mehr als 40 Jahren sei nun eine Zäsur, sagte Kloiber der SZ. Er werde dem Unternehmen aber weiter verbunden bleiben und als Beirat fungieren. "Ich plane keine neuen Aktivitäten im Mediengeschäft", fügte der Fan von Opern und klassischer Musik an, der auch Mitglied im Verwaltungsrat der New Yorker Oper Met ist. Ursprünglich war immer geplant, dass sein Sohn Herbert das Unternehmen übernehmen werde. Nun aber hat sich Kloiber doch zum Verkauf entschlossen. Der Sohn soll weiter Geschäftsführer der Kerngesellschaft bleiben.

Das Mediengeschäft ist gerade in einem tief greifenden Umbruch, von dem aber gerade Produktionsgesellschaften sehr profitieren. Die Nachfrage nach hochwertigen und lokalen Inhalten, also nach Filmen und Serien, steigt. Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime, aber auch Bezahlsender wie Sky investieren hohe Summen. Das biete eine große Chance, TMG wolle "der erste Ansprechpartner" werden, teilte Kogel mit.

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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