Medien-Deal:Sabans wackliges Milliarden-Geschäft

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Der US-Investor geht weiter davon aus, dass der Verkauf an Springer klappt - auch weil es nicht viele Alternativen gibt.

Caspar Busse

Haim Saban schmunzelte. "Nicht schlecht" sei die Rendite, sagte der US-Milliardär, als er am 5. August in München offiziell den Verkauf seiner Anteile am TV-Konzern Pro Sieben Sat 1 Media an die Axel Springer AG verkündete.

Rund 2,5 Milliarden Euro will Springer-Chef Mathias Döpfner Saban und seinen Mitinvestoren, mehrere US-Beteiligungsfirmen, für deren Stammaktien zahlen. Es ist ein Riesengeschäft, denn Saban & Co würden binnen gut zwei Jahren ihren Einsatz von etwa 800 Millionen Euro in etwa verdreifachen.

Doch ob die Transaktion auch wirklich über die Bühne geht, ist seit der Intervention des Bundeskartellamtes mehr als zweifelhaft. "Nicht genehmigungsfähig" sei der Verkauf in der gegenwärtigen Lage, so der oberste Wettbewerbshüter Ulf Böge. Fraglich ist, ob Springer-Chef Döpfner, von der Härte des Kartellamtes in die Enge getrieben, noch ausreichende Zugeständnisse machen will.

Saban, ein versierter Händler und Taktiker, gibt sich dennoch optimistisch. "Wir gehen weiter davon aus, dass der Deal so stattfindet wie geplant", sagte am Dienstag ein Sprecher des Investors der SZ und fügte an: "Bevor das Kartellamt nicht endgültig entschieden hat, werden wir uns nicht einmischen".

Das Kartellrisiko liegt wie fast immer beim Verkäufer. Noch ist also die P7S1-Holding der US-Investoren Hauptaktionär des Münchner TV-Konzerns, noch ist kein Geld geflossen. Und auch das Übernahmeangebot an die übrigen Aktionäre von Pro Sieben Sat 1 steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch das Kartellamt.

Springer zahlt hohen Preis

Mit Saban und den US-Investoren dürften bei einem Platzen der Transaktion auch die beteiligten Banken Trauer tragen. Denn Döpfner will den Kaufpreis von insgesamt 4,2 Milliarden Euro in erster Linie mit neuen Schulden finanzieren. Die Deutsche Bank, Hausbank des Springer-Verlags, und Credit Suisse First Boston wollen die Mittel bereit stellen und dann am Markt weiterplatzieren - es wäre ein lukratives Geschäft.

"Für die Saban-Gruppe würde es im Fall der Fälle viele Optionen geben", meint ein Beteiligter. Es gäbe aber keinen so genannten Plan B, also eine feste Alternative für das Scheitern des Verkaufs an Springer. Offenbar haben sich in den vergangenen zwei Jahren aber immer wieder ernsthafte Interessenten für Pro Sieben Sat 1 bei Saban in Los Angeles gemeldet.

Als potenzielle Käufer werden unter anderem Rupert Murdoch oder General Electric gehandelt. Fraglich ist, ob erneut ein deutscher Investor ins Rennen gehen würde. Frühere Interessenten wie die WAZ-Gruppe oder der Bauer-Verlag haben wohl die Lust verloren.

Zweifelhaft ist auch, ob der US-Milliardär Saban nochmal einen so hohen Preis wie jetzt erzielen kann. Experten hatten schon vor Monaten kritisiert, Springer zahle einen strategischen und damit sehr hohen Preis - obwohl es keinen Bieterwettbewerb gab.

Auf der anderen Seite ist Pro Sieben Sat 1 inzwischen saniert. Vor knapp zwei Wochen präsentierte Konzernchef Guillaume de Posch gute Zahlen. Auch der deutsche TV-Werbemarkt wird sich seiner Einschätzung nach weiter erholen. All das wäre gut für einen neuen Verkaufsprozess und damit für Saban.

Im August rechtfertigte Saban seine hohe Rendite noch mit dem großen Risiko beim Kauf des TV-Konzerns aus dem insolventen Kirch-Erbe: "Ich war der Einzige, der blieb, alle anderen Investoren sind weggerannt." Kann sein, dass er jetzt aber länger in München engagiert bleiben muss, als ihm lieb ist.

© SZ vom 23. November 2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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