Medien:Das Internet lässt die Medienbranche nicht in Frieden

Lesezeit: 2 min

München (dpa) - Die rasant wachsende Bedeutung mobiler Internetnutzung verändert die Medienlandschaft in den kommenden Jahren weiter drastisch.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

München (dpa) - Die rasant wachsende Bedeutung mobiler Internetnutzung verändert die Medienlandschaft in den kommenden Jahren weiter drastisch.

Smartphones oder Tabletcomputer ermöglichen nicht nur einen anderen Zugang zu Inhalten wie Artikeln, Bildern oder Videos, sie stellen auch die Erlösmodelle von Zeitungen, Fernsehsendern und Online-Medien auf eine weitere Probe.

Bange ist der Branche zum Auftakt der Medientage München aber nicht. Noch bis Freitag steht auf der 27. Ausgabe des Branchentreffs das Thema mobiles Internet im Zentrum Dutzender Diskussionsrunden rund um die Medienlandschaft.

Die frischgebackene bayerische Medienministerin Ilse Aigner (CSU) betonte in ihrer Eröffnungsrede, wie wichtig klare Rahmenbedingungen für die Medienwirtschaft seien. Mehr Regulierung wolle sie aber nicht, vielmehr müssten bestehende Regeln geschärft und angepasst werden. „Es geht nicht um mehr Regulierung, sondern um bessere Regulierung“, sagte Aigner.

Spezielle Schutzprogramme für Medien etwa gegen Wettbewerber wie den US-Internetgiganten Google oder dessen Videoplattform Youtube lehnte Aigner ab. Bestehende Regeln etwa zum Urheberrecht müssten angepasst, klarer und transparenter werden.

Dennoch führe kein Wege daran vorbei, den Wettbewerb mit den Rivalen aus der Netzwelt kreativ aufzunehmen. Das sieht auch Zeitungsverleger Dirk Ippen (Münchner Merkur) so. „Der Wettbewerb fördert mehr Kreativität als alles andere.“ Die digitale Revolution mache Zeitungen nicht überflüssig - im Gegenteil: Sie seien „Leuchttürme“, die Orientierung und Einordnung lieferten. „Bei dem, was wir erleben, hat sich die Zeitung glänzend geschlagen.“ Mit 1500 Lokalausgaben erreichten die Blätter - gedruckt und online - zwei Drittel der Bevölkerung. „Kein anderes Medium erreicht auch nur annähernd diese Kleinteiligkeit.“

Ähnlich sieht das der ZDF-Intendant Thomas Bellut: „Es hat sich im Grunde wenig verändert durch die Neuen Medien.“ Die Menschen sähen nicht weniger fern als früher - auch wenn unklar sei, wie lange die Jugendlichen von heute in Zukunft noch fernsehen. „Ich vertraue auf die Intelligenz von Menschen, auf welche Quelle sie sich verlassen können.“

Conrad Albert aus dem Vorstand von ProSiebenSat.1 bestätigte: „Wir haben heute eine so hohe TV-Nutzung wie nie zuvor.“ Allerdings seien viele Zuschauer zur gleichen Zeit auch online unterwegs, um das Gesehene zum Beispiel zu kommentieren. Auch dort müssten TV-Sender daher präsent sein.

Dennoch wünschen sich gerade die Privatsender für den Umgang mit Google klare Regeln - und vor allem gleiche Bedingungen. Albert forderte ebenso wie Tobias Schmid vom Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) mehr Chancengleichheit für private Fernsehsender: Online-Anbieter wie Google, Spiegel Online und YouTube seien gesetzlich im Vorteil. Für sie gebe es viel weniger Beschränkungen etwa bei der Werbung, Medienaufsicht und im Urheberrecht. Die EU müsse daher schleunigst für besseren Wettbewerb sorgen.

Der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, forderte vor allem einen besseren Schutz der Privatsphäre im Internet. „Wir leben alle vom Vertrauen“, sagte Wilhelm. Dieses Vertrauen müsse gesetzlich gestärkt werden. Weil immer mehr Alltagsgegenstände mit dem Netz verknüpft werden, wachse die Gefahr des Missbrauchs von Datensammlungen mit Persönlichkeitsprofilen. Einschaltquoten und Reichweiten verlieren nach seiner Ansicht für die Medien künftig an Bedeutung.

Denn immer mehr Menschen schauten nicht mehr linear Fernsehen, also klassisch live auf der Mattscheibe. „Wir müssen uns emanzipieren vom Thema der Quote“, sagte er. Wichtiger seien stattdessen die Relevanz der Inhalte und der Gesprächswert. Google-Manager Philipp Justus wehrte sich gegen den vielfach erhobenen Vorwurf mangelnden Datenschutzes durch den US-Internetgiganten: Jeder Nutzer könne selber entscheiden, ob er standortbezogene und personalisierte Werbung erhalten wolle. „Wir glauben daran, dass es unsere Aufgabe ist, die Werbebotschaft relevanter zu machen.“ Google gehe transparent damit um.

Noch bis Freitag diskutiert die deutsche Medienbranche in München über ihre Zukunftsaussichten. Hauptthema ist das mobile Internet: Wie verändern Smartphones und Tablet-Computer die Mediennutzung und die Medien selbst?

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: