Media Markt und Saturn:Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle

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Dem Chef von Media Markt und Saturn, Roland Weise, laufen die Manager weg. Manche sagen, das sei seine Schuld.

Uwe Ritzer

Manche sagen, es sei eine Abstimmung mit den Füßen gewesen auf der internen Weihnachtsfeier der Media-Saturn-Holding in Ingolstadt. Pflichtschuldig hätten Hunderte Mitarbeiter ihrem Chef Roland Weise, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, nach dessen Rede applaudiert.

Es scheint bisweilen ruppig zuzugehen im Umfeld des Media-Saturn-Chefs, der eingedenk seiner militärischen Vergangenheit intern "Der Panzersoldat" genannt wird (Foto: Foto: AP)

Geklatscht und getrampelt vor Begeisterung hätten sie aber für Leopold Stiefel, einem der legendären Media-Markt-Gründer und bis zu seiner Rente Weises Vorgänger an der Spitze der mit 50 000 Beschäftigten und 17 Milliarden Euro Umsatz größten Elektronik-Fachmarktkette Europas.

Stühlerücken im Management

Unterschiedlicher als die beiden können Manager kaum sein. Einerseits der charismatische Stiefel, ein instinktsicherer Macher, den sein Bauchgefühl selten trog. Andererseits der kühle Zahlenmensch Weise, von dem es heißt, er sei misstrauisch und wolle alles und jeden kontrollieren. In Letzterem sehen Kritiker einen Grund, weshalb das Führungspersonal bei der erfolgreichen Metro-Tochter seit Monaten in atemberaubender Geschwindigkeit wechselt.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung steht gerade wieder ein größeres Stühlerücken im Management an. Es gehen: Martin Rusterholz, früher erfolgreicher Schweizer Landeschef und zuletzt einer von drei Vizepräsidenten der Holding. Ebenso sein Kollege Roger Djaiz. Auch der Chef der belgischen Landesgesellschaft, Jean-Marie Christiaens, hat seinen Vertrag gelöst.

Der jahrelang in Spanien sehr erfolgreicher Kollege Lorenz Liedy wechselt zur Elektronikkette Conrad. Bereits seit dem Jahreswechsel sind weg: Zbigniew Zduleczny, bis dahin Chief Operating Officer (COO) von Media-Saturn in Russland. Und der Portugiese Bernhard Boese, der einem Media-Saturn-Sprecher zufolge "im Zuge der Reorganisation" ging. Zu den anderen hieß es lediglich, sie würden "künftig Aufgaben außerhalb des Unternehmens wahrnehmen".

Die Betroffenen selbst dürfen nichts sagen - sie haben Verschwiegenheitsklauseln unterzeichnet. Dafür reden andere. Offenbar wurden einige der Genannten geschasst, andere gingen freiwillig. Und zwar explizit aus Protest gegen Roland Weise.

Die Liste der Spitzenmanager, die während seiner zweijährigen Amtszeit auf der Strecke blieben, ist außergewöhnlich lang. Darunter waren viele, die an Stiefels Seite das Unternehmen groß und erfolgreich gemacht haben.

So ging kurz nach Weises Berufung auf den Chefposten Personalchef Utho Creußen, dann der Chef-Einkäufer Steffen Stremme und schließlich im Mai 2008 Klaus-Peter Voigt, Weises Vize - Insidern zufolge nach einem lautstarken Streit vor Mitarbeitern, im dessen Verlauf Weise ihn als "Lügner" beschimpft haben soll.

Ruppiger Umgang

Überhaupt scheint es bisweilen ruppig zuzugehen im Umfeld des Media-Saturn-Chefs, der eingedenk seiner militärischen Vergangenheit intern "Der Panzersoldat" genannt wird. Vor allem klimatisch habe sich das Unternehmen verändert, sagen Insider.

"Eine Führungskultur mit hoher Eigenverantwortung, Kreativität und gewisser Risikobereitschaft hat uns groß gemacht", sagt einer. Der Ex-Controller Weise setze jedoch auf Zentralisierung, vertrage keinen Widerspruch und hemme Kreativität sowie Eigenverantwortung. Weise widerspricht dem vehement. "Ich bin ein Mensch, der Mitarbeitern Vertrauen schenkt und sie an der langen Leine führt", sagte er kürzlich in einem SZ-Interview.

Alle Personalentscheidungen seien keine Alleingänge Weises, sondern im Einvernehmen mit dem Mutterkonzern gefallen, heißt es. Und dort, bei Metro, hält man augenscheinlich fest zu ihm. Media-Saturn ist seit Jahren der Dukatenesel des Konzerns.

Bis zuletzt liefen die Geschäfte im Inland prächtig, was man von den 16 Auslandstöchtern nicht so sagen kann. Es heißt, Weise genieße das vertrauen der Metro-Spitze, weil seine Ergebnisse stimmen. Das gilt zumindest für jene, die man in reinen Zahlen ausdrücken kann.

© SZ vom 21.02.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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